Montag, 28. März 2022

"Der Rebell: Schattengrenzen 2", Tanja Meurer


[old but gold]

Inhalt/Meinung

Direkt am Anfang hängt man als Leser sofort mitten im Geschehen der Geschichte. Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, wirft die Autorin uns einige Figuren für die Füße und kaum hat man sich mit ihnen arrangiert, ist der Anfang schon vorbei. Ich als Leser bleib atemlos zurück und dachte nur: Was für ein Anfang! Sofort hatte mich die Autorin am Haken, denn durch ihren Schreibstil und die sehr realitätsnahen Beschreibungen konnte ich mich augenblicklich in den Hauptprotagonisten einfühlen und so auch mitfühlen.

Oliver ist ein Junge, der noch gar nicht erwachsen ist, es aber von einem Augenblick zum nächsten sein muss. Ihm wird nicht die Wahl gelassen, denn durch schreckliche Ereignisse wird sein komplettes Weltbild auf den Kopf gestellt und von seinem alten Leben ist nichts mehr übrig. Nicht nur, dass er sich nun um seine jüngeren Zwillingsbrüder kümmern muss, Oliver weiß auch den Hass des Großvaters nicht zu erklären. Alle Erwachsenen in seinem Umfeld benehmen sich plötzlich merkwürdig und Oliver kann mit niemandem reden.

Er muss über sich hinauswachsen, die Dinge so regeln, dass es für seine Geschwister gut ausgeht und dennoch zu den Konsequenzen stehen.

Oliver war ein Charakter, der mir von Anfang an sympathisch war, in den ich mich ohne Probleme einfinden konnte und dadurch die ganze Zeit gefühlsmäßig mit ihm auf einer Höhe war. Er war authentisch, anders und dennoch wie jeder Mensch, der einen Sack voll Probleme sein Eigen nennt. Oliver entwickelt sich, wächst über sich hinaus und findet heraus, dass nicht alle Menschen in seinem Umfeld ihm böses wollen. Das war, finde ich, für ihn eine wichtige Erfahrung, die er immer wieder erneut machen musste.

Die Autorin hat mit Oliver einen tiefgründigen, interessanten Charakter erschaffen, über den ich immer wieder gerne mehr lesen würde.

Am Anfang dachte ich wirklich, dass Oliver alleine durch eine für ihn neue und zugleich alte Welt gehen muss. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass das so nicht stimmt. Die Kommissare, die den Fall seiner Familie bearbeiten, engagieren sich nicht nur als Fahrdienst, wenn es brisant wird, sondern entwickeln sich zu richtigen Freunden und Menschen, auf die Oliver sich zu hundert Prozent verlassen kann.

Mein Lieblingscharakter innerhalb der Polizeiriege war eindeutig Daniel. Ich kann noch nicht mal genau benennen, warum das so war. Ich fand ihn mit am glaubhaftesten, ehrlichsten, einfühlsamsten und dennoch als sehr kompetent. Eine Schulter zum Anlehnen oder jemand, der einem die Meinung sagt, ob gut oder schlecht. Sein eigenmächtiges Handeln war natürlich nicht immer das Gelbe vom Ei, aber für mich in jeder Situation nachvollziehbar.

Daniel weiß, was er will und obwohl er nicht der typische Polizist ist, ist er doch mit Herz bei seinem Beruf dabei und würde alles in seiner Macht Stehende tun, um die Menschen zu schützen, die er liebt. Er ist Realist, aber offen für die vielen unerklärlichen Dinge zwischen Himmel und Erde. Alle agierenden Protagonisten hier zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen. Da könnte ich gleich ein Buch zum Buch schreiben. Sie sind alle auf ihre eigene Art und Weise interessant.

Die Autorin hat mit sehr viel Liebe zum Detail jede Figur entworfen, ihr Leben eingehaucht und dadurch die Geschichte mit mehr Tiefe ausgestattet. Durchweg gab es keinen, denn ich sofort nicht mochte oder dem ich misstrauisch gegenüberstand. Erst im Verlauf der Geschichte erfährt man als Leser wirklich sehr viel über die Figuren, und das fast nur durch ihr Handeln, sodass ich immer wieder neu meine Meinung über einige ändern musste.

Es gab Figuren, die ich erst mochte und die mir am Ende irgendwie unsympathisch oder nervig waren, dann gab es wiederum welche, die ich gar nicht leiden konnte, ihr Handeln gegen Ende dann aber nachvollziehen konnte und sie dadurch verstand. Gekonnt serviert uns die Autorin hier Buchfiguren, die Lebendiger nicht sein könnten. Auch wenn es nur ein Nebencharakter ist, so hat er dennoch Ecken und Kanten und strotzt nur so vor Leben innerhalb der Geschichte. Die Handlung als solche ist von Anfang an klar. Dachte ich jedenfalls. Aber auch hier überrascht die Autorin mit unerwarteten Wendungen, unerklärlichen Ereignissen und zarten Banden, die ganz leise zwischen brutalen Geschehnissen wachsen. Natürlichkeit, gepaart mit mysteriösen Begebenheiten und dem Ziel, einfach nur sein Leben leben zu dürfen, machen "Der Rebell" zu einem erstklassigen Lesevergnügen.

Wie anfangs erwähnt packte mich der sehr realistische Schreibstil der Autorin sofort und durch die Beschreibungen hatte ich das Dauerkino im Kopf laufen. Am Anfang der Geschichte hatte ich ein paar Problemchen am Ball (ich hoffe, die Autorin kennt alle Verwandtschaftsverhältnisse ihrer Protagonisten^^) zu bleiben, aber auch wenn ich mal eine kurze Pause während des Lesens einlegte, hatte ich danach keinerlei Probleme wieder in die Geschichte hineinzufinden. Irgendwann hatte ich einen Punkt überschritten, an dem gab es kein Zurück mehr und selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte das Buch nicht aus der Hand legen können.

Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hochgehalten und ich hatte arge Bedenken, dass die Autorin es schafft, ihn bis zum Schluss auf diesem Niveau zu halten. Aber auch hier überzeugte sie mich wieder von ihrem Können, denn durch immer wieder neue Wendungen, Informationen, die verarbeitet werden wollen und persönliche Ver- und Entwicklungen wird es innerhalb der Haupthandlung nie langweilig.

Das Ende ist ein reinster, fieser, gemeiner Cliffhanger und ich habe wirklich laut geflucht, als ich merkte, dass es einfach nicht weitergeht. Dadurch macht die Autorin aber neugierig auf mehr, allerdings ist mit dem Ende das Kernproblem in meinen Augen nicht gelöst, was aber doch wenigstens innerhalb der Geschichte geschehen sollte.

Natürlich müssen noch genug offene Fäden übrigbleiben, dass es im nächsten Teil weitergehen kann, aber die Hauptsorge (in meinen Augen war das ein Haus) sollte enträtselt sein. Ich weiß, dass das alles miteinander zusammenhängt und im Grunde gar nicht gelöst werden kann, aber so fühlte ich mich am Ende doch irgendwie in der Luft hängend zurückgelassen.

Fazit

"Der Rebell" war für mich ein Lesevergnügen erster Klasse. Authentische Charaktere treffen auf eine nicht alltägliche Handlung und so halten sich Wahnsinn und Sinn die Waage. Der Spannungsbogen und die unerklärlichen Ereignisse sorgen für eine anhaltende Neugierde, sodass der Leser das Buch nicht aus den Händen legen kann.

Klappentext

Der 16-jährige Oliver und seine jüngeren Brüder Christian und Michael überleben nur knapp ein Massaker. Ihr Vater ermordet nicht nur ihre Mutter, sondern auch zwei weitere Geschwister. Das Motiv scheint auf der Hand zu liegen: Untreue. Aber Oliver will daran nicht glauben, insbesondere, als auf Christian ein weiterer Anschlag verübt wird. Unter Verdacht steht ihr Großvater, der einzige angebliche Verwandte, der ihre Vormundschaft übernehmen soll. In seinem Haus werden mehrere Tote gefunden, doch die Leichen liegen bereits seit 70 Jahren dort. Die Fälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, allerdings will Oliver nicht an Zufälle glauben. Gemeinsam mit dem unerfahrenen Kommissar Daniel Kuhn und dem überreizten Matthias Habicht versucht er Parallelen in den Fällen zu finden. Doch schon bald wird klar, dass sie trotz Polizeischutzes nicht sicher sind, denn ihre Gegner scheinen nicht unter den Lebenden zu weilen …

 

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(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

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