Mittwoch, 6. Juni 2018

"Ödland, Erstes Buch, Der Keller", Christoph Zachariae




 Meinung / Inhalt


„ÖDLAND Erstes Buch Der Keller“ stand schon eine Weile auf meiner Leseliste und nun bin ich endlich dazu gekommen, es zu lesen. Ob ich es schaffte, mich durch das Ödland zu schlagen?

Die Geschichte beginnt mit Hagen. Er scheint eine verzweifelte Figur zu sein, die dringend Wasser und Nahrung benötigt. Als er endlich auf jemanden trifft, flieht diese andere Person und Hagen folgt ihr, mehr oder weniger erfolgreich. Als sie schließlich aufeinandertreffen, ist nichts so wie es scheint.

Hagen war für mich der Gegenpart zu Mega (der zweiten Hauptprotagonistin). Er ist widerlich, skrupellos, herzlos, gewissenlos und so ziemlich noch alles andere, was auf „los“ endet. Hagen führt eine Gruppe von Männern an, die alle  sofort in die Geschlossene eingewiesen gehören, allerdings macht dieser Umstand auch die Einzelheiten eines jeden von ihnen aus. Jeder hat seine tief verwurzelten Traumata, die aber nicht verarbeitet werden können. Und Hagen als ihr Oberhaupt darf sich da keine Schwäche erlauben. Er ist der Boss, er muss Schlimmer sein, als alle anderen zusammen und dennoch verändert er sich, als er auf Mega trifft. Sie löst etwas ihn ihm aus, von dem wir als Leser noch nicht wissen, ob das gut oder eher schlecht ist.

Mega ist anders. Wir lernen sie kennen, als sie als erwachsene Frau auf Hagen trifft und sein Anblick löst wiederum in ihr Erinnerungen aus. Diese Flashbacks zeigen Megas Leben bevor sie in die Moorsiedlung kam. Sie scheint eine normale Jugendliche zu sein, sofern das im Ödland möglich ist. Als kleines Kind kam sie in den Keller und wächst dort auf, um am Ende das Leben aller darin in den Händen zu halten. Mega kann mehr, als es am Anfang scheint, sie weiß Dinge, von denen sie glaubt sie nie gelernt zu haben. Mega weiß, wie man mit Messern umgeht, sie ist schnell und hat Ödland-Instinkte. Aber niemand kann oder will ihr sagen, woher diese kommen. Immer öfter überfallen Mega diese Gefühle / vage Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, aber sie kann sich nicht endgültig daran, wer sie ist oder woher sie wirklich kommt. Sie und Hagen verbindet etwas und ich denke, dass da noch einiges auf uns und auch auf Mega zukommt.

Die Story an sich ist schlicht. Eine zerstörte Welt in der die Menschen versuchen müssen, zurecht zu kommen. Es gibt Banden, Zusammenschlüsse von Menschen, Einzelgänger, viel Ödland, wenig Essen. Das übliche im Grunde. Die Handlung teilt sich in zwei Stränge. Zum einen wäre da Hagen, der für seine Männer genug Essen erbeuten muss, um über den Winter zu kommen. Zum anderen Mega, deren Handlung früher abläuft und die sich ebenfalls durchs Ödland kämpfen muss, aber mit dem Zusatz, dass sie das noch nie vorher getan hat.

Hagen war für mich ein wirklich schwer einzuschätzender Charakter. Er ist zum einen verdammt gewissenlos, arrangiert, plant und führt ohne mit der Wimper zu zucken einen Hinterhalt durch. Zum anderen plagen ihn dennoch Gewissensbisse in Bezug auf Mega, die er aber selbst nicht einordnen kann.
Mega konnte ich da schon eher nachvollziehen. Sie wächst 13 Jahre in einem Keller auf und muss dann das erste Mal und vollkommen alleine in das Ödland. Die Jahre im Keller haben sie geprägt und obwohl sie schneller ist als die anderen, hat sie diese tiefsitzende Angst / Respekt vor einem Land, in dem nur der Stärkere überlebt. Sie tut Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätte und entdeckt in der Zeit im Ödland mehr über sich, als vorher jahrelang im Keller.

Der Schreibstil von Christoph Zachariae ist sehr an die Welt und die Gegebenheiten angepasst. Die drückende, teilweise beklemmende Stimmung im Ödland las ich immer durch die Zeilen hindurch. Einmal im Text drin, war es schwer, Megas Geschichte wieder aus der Hand zu legen.

„Ödland“ ist eine Geschichte über eine Suche. Suche nach Essen, Wasser, Unterkunft, Schutz und die Suche zu sich selbst. Ein Endzeit-Road-Trip durch zerfallene Städte und mordende Banden, eine Fahrt auf kilometerlangen Autobahnen ohne Ziel. Es passiert nicht viel und dennoch geschieht eine ganze Menge.
Gegen Ende hin gewinnt die Geschichte rasant an Tempo und die Dinge überschlagen sich. Leider, leider ist es dann auch schon zu Ende, allerdings fand ich den Cut gut gewählt. Er ist abschließend und dennoch offen genug für gefühlte 1000 Spekulationen.

Fazit

Wer auf Dystopien, Endzeitgeschichten und eine sehr düstere und hoffnungslose Grundstimmung steht, dem kann ich „Ödland“ nur ans Herz legen. Für alle Fans dieser Genres bekommt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Wer allerdings von langen Etappen einer einzelnen Frau durch das Ödland gelangweilt sein könnte, sollte die Finger davon lassen.

Klappentext

Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Sie ging vor vierzig Jahren unter. Aus Ressourcenknappheiten wurden Verteilungskämpfe, aus regionalen Konflikten Flächenbrände. Das Kartenhaus Zivilisation brach zusammen. Vom Land und von den Städten blieben nur Wüsten und Ruinen übrig: Das ÖDLAND.

Die Überlebenden rotteten sich zusammen und zogen sich in abgeschiedene Enklaven zurück, in versteckte Keller, alte Bergwerke, verbarrikadierte Dörfer und unzugängliche Stadtteile, versuchten nicht entdeckt zu werden und zu überleben.
Denn durch die verwüsteten Landstriche zogen bewaffnete Banden. Auf der Suche nach Essbarem griffen sie jeden an, der ihnen in die Quere kam und machten das Ödland zu einem Ort, den niemand freiwillig betrat.

Mega, ein neunzehnjähriges Mädchen, wächst in einer Enklave auf. In einem Heizungskeller unter einer verfallenen Universität. Die junge Frau hat einen Traum: Eines Tages will sie den Keller verlassen und die Welt erkunden, denn die muffige Enge lässt sie die Betonmauern hochgehen und das ewige Stillsein und Verstecken entspricht überhaupt nicht ihrem Wesen.

Erzählt wird Megas Reise durch das ÖDLAND zu den Ursprüngen ihrer Existenz, denn Mega hat nie vergessen, dass sie nicht im Keller geboren wurde.









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