Mittwoch, 27. Juni 2018

"Monument 14", Emmy Laybourne



Inhalt / Meinung


Auf „Monument 14“ bin ich nur durch Zufall gestoßen. Ich wusste nicht, was auf mich zu kommt und hatte dementsprechend überhaupt gar keine Erwartungen an den Inhalt oder den Spannungsbogen. War das gut oder eher schlecht? Wir werden sehen …

Geschrieben ist die Geschichte in der Ich-Form, was mich zuallererst ein bisschen abgeschreckt hat. Allerdings ließ mich die Handlung nicht lange darüber nachgrübeln, ob ich das gut oder schlecht finden sollte, denn nach einem kurzen Vorstellen der Figuren, nimmt diese sofort an Spannung zu und man hechtet von einer Szene in die nächste.
„Atmen nicht vergessen!“, dachte ich zwischendurch immer mal wieder. Was anfangs nur wie ein Wetterchaos aussieht, entpuppt sich schnell zu einem weltweiten Problem.

Dean, sein Bruder und 12 andere Jugendliche und Kinder landen in einem Einkaufscenter und so klischeebehaftet das auch klingt, die Autorin hätte sich keinen besseren Ort für ihre Geschichte ausdenken können. Denn obwohl die Kinder alles haben, von Essen über Decken, bis hin zu Strom, kämpfen sie mit Problemen, von denen sie nicht mal wussten, dass es sie gibt. Die Autorin schafft es, das Augenmerk auf die 14 Jugendlichen und Kinder zu richten, ohne das ganze Drumherum zu vergessen. Durch geschickt eingebaute Kleinigkeiten wird man als Leser immer wieder daran erinnert, dass ja irgendwas außerhalb des Einkaufscenters los ist.

Nach und nach erfährt man mit den Jugendlichen, was genau passiert ist.
Als das endlich aufgelöst wurde, musste ich das Buch kurz zuschlagen und erst einmal tief Luft holen. Nicht weil es so vorhersehbar war. Ganz im Gegenteil. Der Grund für dieses ganze Chaos ist so erschrecken realitätsnah und nicht im Geringsten unmöglich, dass es mir wirklich Angst und Bange wurde. Es sind keine im Labor erschaffenen Superviren oder irgendwelche Alientechnologien, die die Menschheit bedrohen.
Die Natur selbst erhebt sich gegen die Menschheit und weißt sie in ihre Schranken. Zeigt Grenzen auf, und schafft Probleme, die bewältigt werden wollen. Eine Geschichte mit verheerendem Hintergrund, die so nah an der Realität spielt, dass man sich fragt, was genau sich die Autorin eigentlich ausgedacht hat
Der Hauptprotagonist ist Dean Greader. Er ist eher ein Außenseiter, ein bisschen schüchtern und voll mit Träumen. Während der Katastrophe muss Dean über sich hinauswachsen und beweisen, dass mehr in ihm steckt, als er selbst denkt.
Sein Bruder Alex ist das ganze Gegenteil, er denkt logisch, wo Dean keine Verbindungen sieht und ist ein Technikfreak, was der Gruppe immer wieder hilft.

Es gibt noch den Vernünftigen, der der Gruppe Struktur und Sicherheit gibt. Regeln aufstellt und die Verantwortung trägt: Niko, der Pfadfinder, dessen Wissen mehr Wert ist, als ein volles Einkaufscenter.
Jake und Brayden sind die Sportskanonen und Aufschneider der Gruppe. Sie denken, sie haben das Sagen und feiern im Grunde eine einzige große Party, während die Welt vor die Hunde geht.
Astrid, Josie und Sahalia, die Mädels der Gruppe, auch wenn eine davon erst 13 ist. Sie passen auf die ganz kleinen auf, kümmern sich um „häusliche“ Probleme und kämpfen mit den eigenen Dämonen.
Und weil es nicht reicht, 8 Jugendliche ohne erkennbaren Ausweg in ein geschlossenes Einkaufscenter zu sperren, setzt die Autorin dem allen noch die Krone auf, indem sie 6 kleine Kinder dazu steckt. Die Großen müssen sich um sie kümmern, und das geht weit über Essen und Trinken hinaus.
Und da sorgen die unterschiedlichen Charaktere für genug Sprengstoff. Auf die Verbindungen untereinander will ich gar nicht erst eingehen, aber jedem dürfte klar sein, das Jugendliche in dem Alter kompliziert genug sind, auch ohne eine Katastrophe in der eigenen Stadt.
Die ganze Welt ist dem Untergang geweiht und diese 14 Jugendliche und Kinder müssen damit klar kommen, ohne dass sie ein Erwachsener an der Hand nimmt und ihnen sagt, was zu tun ist. Die Autorin stellt sie immer wieder vor Aufgaben und Herausforderungen, die im ersten Moment zu groß erscheinen, um das sie bewältigt werden können.
Aber gerade die bunte Mischung unter den Charakteren sorgt dafür, dass jedes Problem irgendwie gelöst werden kann, sofern sich wirklich jeder miteinbringt. Jeder der 14 einzelnen Figuren trägt seinen Teil zu der Gruppe bei und sichert somit das Überleben aller. Am Ende entscheidet sich dann, auf wen man sich wirklich verlassen kann, oder wer sich in ein blutrünstiges Monster verwandelt.
Ich habe auf der Verlagsseite gelesen, dass „Monument 14“ als Dystopie deklariert wird. Da stellt sich mir doch die Frage, was eine Dystopie ist?

Laut Wikipedia, ist eine Dystopie als solche daran zu erkennen, dass „eine diktatorische Herrschaftsform vorliegt, dem Individuum durch mechanisierte Superstaaten jegliche Freiheit genommen, die Kommunikation der Menschen untereinander eingeschränkt oder anderweitig gestört und das Bewusstsein der eigenen Geschichte und/oder eigener Werte gekappt ist.“
Meines Erachtens liegt das hier nicht vor. Ja, die Welt im Jahre 2024 sieht anders aus, als unsere Heutige. Das liegt in meinen Augen aber einfach am Fortschritt und hat nichts mit Dystopie zu tun. Die Welt geht unter, was einem großen Vulkanausbruch und seinen Folgen geschuldet ist und keinem Diktator, der die Menschheit unterjochen will. Natürlich gibt es viele Formen der Dystopie, aber ich finde in „Monument 14“ keine gesellschaftliche Negativentwicklung (kann sich natürlich im Verlauf der Folgebände ändern), außer die Menschheit ist daran schuld, dass der Vulkan ausgebrochen ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde, das „Monument 14“ als Anfang einer langen Geschichte, keine (reine) Dystopie ist.

Ich habe es die ganze Zeit bei Endzeit-Romanen eingeordnet und hab mich damit eigentlich recht wohl gefühlt. Der Gedanke an das Dystopie-Genre verursacht mir da schon eher Bauchschmerzen.
Das Ende hat mich überrascht. Ganz einfach. Damit hätte ich nicht gerechnet. Die Autorin legt hier einen hammermäßigen Cliffhanger hin und lässt die Leser vollkommen im Dunklen, wie es denn im nächsten Teil weitergehen könnte. Natürlich könnte man die angeschlossene Leseprobe zum zweiten Band lesen, hab ich aber nicht. So bleibt die Spannung oben. Wo wir gerade bei der Spannung sind. Auch wenn hin und wieder ein paar ruhige Szenen eingebaut sind, hält der Spannungsbogen sich doch konstant im oberen Bereich. Immer wenn ich dachte, nun können die Jugendlich mal aufatmen und Kraft tanken, hat die Autorin wohl anders gedacht und ihnen ein nächstes Problem vor die Füße geworfen. Ich konnte weder bei der Handlung, noch bei den Charakteren vorhersagen, wie es jetzt weiter geht. Jede Entwicklung war ein neuer Anfang und hat die Geschichte in eine andere Richtung gelenkt.


Fazit

„Monument 14“ ist und bleibt für mich eine Endzeit-Geschichte, die so nah an der Realität spielt, dass sie allein dadurch erschreckend und katastrophal ist. Jeder, der sich gerne in diesem Gerne bewegt, muss „Monument 14“ gelesen haben!
Als Leser und Mensch beugt man ehrfürchtig den Kopf, vor der Gewalt der Natur und der Umsetzung innerhalb der Geschichte.
Ob es nun eine Dystopie ist oder nicht, ist egal. Es ist eine furchtbare, lesenswerte Geschichte über ein Thema, das alle angeht: Was passiert, wenn der Mensch Gott spielt und sich die Natur dagegen auflehnt?

Klappentext

Vierzehn Jugendliche. Eine Shopping-Mall. Eine Welt, in der nichts mehr ist, wie es einmal war.
An dem Tag, als die Welt untergeht und ein Tsunami die Ostküste der USA trifft, stranden 14 Jugendliche in einem Einkaufszentrum. Schnell wird ihnen klar, dass sie völlig auf sich allein gestellt sind. Während der Strom ausfällt und die Zivilisation zusammenbricht, braut sich am Himmel etwas noch viel Furchtbareres zusammen. Eine Giftwolke aus einer nahen Chemiefabrik nähert sich dem Einkaufszentrum. Diejenigen, die die Chemikalien einatmen, verändern sich in völlig unerwarteter und beängstigender Weise. Der zurückhaltende Dean, bislang eher ein Außenseiter, muss sich mit den anderen verbünden und um sein Überleben kämpfen …










(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)