Montag, 18. Juni 2018

"Fremdes Leben", Dennis Frey




Inhalt / Meinung


Bei „Fremdes Leben“ wusste ich gar nicht wirklich, was auf mich zukommt, denn ganz ehrlich: der Klappentext verrät nicht viel. Er ist kurz, macht neugierig und lässt mich mit ein paar kleinen Vorstellungen zurück. Genau so soll es sein! Dementsprechend offen schlug ich die erste Seite auf und … starb …



… zusammen mit Cormac Flynn, die Hauptfigur in diesem Spiel. Wir stürzten uns gemeinsam von einer Klippe, bereit dem Ende entgegen zu sehen und … erwachten als Teenager in unserem Bett. Verstörend und irgendwie auch nicht. Denn Cormac hat immer mal wieder einen Gedankenblitz. Erinnerungen an das Leben vorher, die ihm helfen, jetzt die richtigen Entscheidungen zu treffen. Naja… meistens jedenfalls.



Dazu kommt, dass Cormac einen „Mentor“ hat. Mentor ist ein bisschen hochgegriffen, aber Mephisto hilft ihm hin und wieder. Oder besser gesagt, er gibt Ratschläge. Tipps. Na gut, er ist anwesend und sorgt dafür, dass Cormac total verunsichert ist, weil aus Mephisto kein vernünftiges Wort zu verstehen ist und man für jeden Satz, den er sagt, eine Erklärung notwendig wäre. Klare Aussagen, die sofort verständlich sind, gibt es bei ihm nicht. Also… Cormac hat einen nervigen Fremden an der Seite kleben, der immer dann auftaucht, wenn Cormac Hilfe bräuchte und der es dann noch schlimmer macht. Ja, ich denke, dass fasst den „Mentor“ gut zusammen.



Nichtdestotrotz verbindet die zwei etwas und es dauert gefühlt hunderte Leben, bis Cormac herausfindet, was es ist. Denn nicht nur, dass er viel zu oft stirbt… bei jedem neuen Erwachen vergisst er die alten Leben und es kommen immer nur Bilder wieder. Die Menschen sind gleich, wenn auch jedes Mal ganz anders, denn sie haben andere Dinge erlebt. Dennis Frey stellt diese Veränderungen auf einzigartige Weise da. Es sind immer nur Kleinigkeiten. Charakteränderungen. Eine andere Lebensweise, eine andere Stellung in der Schule. Er zeigt auf sehr eindrucksvolle Weise, dass es die Erfahrungen sind, die uns zu dem Menschen machen, der wir sind. Es ist egal, ob man wieder auf die gleiche Schule geht, die gleichen Freunde hat und im gleichen Ort wohnt. Wird auch nur eine Kleinigkeit in den gemachten Erfahrungen verändert, ist der ganze Mensch ein anderer.

Die Magie, die hier eine Rolle spielt, war für mich eine Metapher genau für diese Erfahrungen, deswegen gehe ich da nicht weiter drauf ein.



Cormac lernt immer wieder aufs Neue, dass es wichtig ist, bestimmte Erfahrungen zu machen. Dass man dadurch reift und die Dinge anders begreift. Natürlich hilft es ihm, dass er das latente Gefühl hat, älter zu sein und gewisse Dinge einfach schon erlebt zu haben. Und nach mehreren Toden kann man wohl auch einfach besser mit Menschen umgehen, mit denen man ein und dieselbe Situation immer und immer wieder durchlebt. ^^



Ich fragte mich zwischendurch immer mal wieder, was genau Dennis Frey mir sagen will. Was lese ich hier? Einfach nur eine Geschichte, die mich unterhalten soll? Das hat sie auf jeden Fall getan! Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr weglegen, weil ich einfach wissen musste, wie das nächste Leben aussieht und ob Cormacs Entscheidungen wirklich das geändert haben, was er ändern wollte. Machte er alles schlimmer? Besser? Tat sich vielleicht auch gar nichts? Ich musste einfach wissen, wie Dennis Frey mir das neue Leben präsentierte.



Aber es war mehr als nur Unterhaltung. Es war eine Lektion, die aber nicht belehrend war, sondern sich nach und nach als Erkenntnis offenbarte, die ich gemeinsam mit Cormac entdeckte (oder vielleicht auch nur ich, bei Cormac bin ich mir da nicht so sicher^^). Es ist egal, wie du dich entscheidest: wenn das Schicksal einen Weg für dich vorbestimmt hat, dann wirst du ihn auch gehen, egal auf welche Art, egal auf wie vielen Umwegen. Am Ende kommst du an das Ziel, dass dir von Anfang an vorbestimmt war. Oder du stirbst.


Fazit


„Fremdes Leben“ ist ein Buch, das sich schwer in wenige Worte fassen lässt. Dennis Frey hat eine sehr eindrucksvolle Schreibe. Seine Art, die Dinge zu erzählen hinterließ Spuren in meinem Denken und noch immer lasse ich die Geschichte erneut in meinem Kopf abspielen. Cormacs Geschichte unterhält auf mehreren Ebenen und alle, die von einer guten Fantasygeschichte mehr erwarten, als nur brüllende Orks^^, sind hier genau richtig! "Fremdes Leben" von Dennis Frey ist mehr, als ich erwartet habe. Ich bekam mehr, als ich dachte. Ich denke noch immer über die Erkenntnis nach, die ich zusammen mit Cormac fand (oder auch nicht).

Klappentext

Cormac Flynn entschließt sich, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch statt zu sterben, wird er von einem Fremden zurückversetzt, um seinem Leben eine bessere Richtung zu geben.
Als er in einem Versteck auf versiegelte Magie stößt und sie befreit, ändert sich alles, und für Cormac beginnt ein verzweifelter Kampf um das Gleichgewicht der Welt. Zu allem Übel, mischt sich auch noch der Fremde ein, der ihn ständig zu beobachten und mehr Gründe für sein Einmischen zu haben scheint, als er zugeben möchte.












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