Montag, 25. Juni 2018

"Guy Lacroix 1: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder", Simone Keil


Inhalt / Meinung


Auf eine separate Inhaltsangabe verzichte ich an dieser Stelle, da ich finde, die Kurzbeschreibung verrät schon genug. Außerdem sollt ihr, liebe Leser, das Buch ja auch noch lesen, ohne zu wissen, was genau passiert. Genau aus diesem Grund wird auch innerhalb der Rezension nicht viel auf den Inhalt eingegangen. An dieser Stelle erst einmal vielen Dank an Simone Keil für das e-Book Rezensionsexemplar. Ich hab mich wirklich darüber gefreut! Und nun fangen wir mal an. Mit Guy Lacroix fand mein dritter Ausflug in das Steampunk-Genre statt. Bis jetzt war ich tierisch begeistert und habe immer wieder neue Aspekte innerhalb des Genres gefunden. Ob Clockwork Cologne meinen Begeisterungsschalter umgelegt hat und ich jetzt nur noch heißen Dampf ausspucke? Finden wir es heraus …

Guy Lacroix, Hauptkommissär (ist kein Rechtschreibfehler – so heißt es tatsächlich im Buch ^^), Ehemann, Mensch. Nach den ersten Seiten hatte ich (seltsamerweise) ein wirklich interessantes Bild von ihm im Kopf. Ein kleiner, dicker Mann, mit Nickelbrille und Bierbauch. Fragt mich nicht, wie ich darauf gekommen bin und keine Sorge, das Bild hat sich schnell verflüchtigt. Der Hauptkommissär ist eine wirklich tiefgründige Figur. Er liebt, lebt und arbeitet immer mit vollem Herzen, auch wenn ihm viele Steine in den Weg gelegt werden.

Wirkt er anfangs recht ruppig und ziemlich unfreundlich, sodass er mir kurzzeitig doch etwas unsympathisch war, änderte sich das Bild recht schnell wieder. Die Autorin schafft es, dem Leser immer wieder kleine Einblicke in das Gefühlsleben von Guy Lacroix werfen zu lassen, während er gleichzeitig in einem verdammt interessanten Fall ermittelt. Dennoch hat der Hauptkommissär noch genügend Geheimnisse, um mysteriös und rätselhaft zu wirken, genau die richtige Mischung, damit er als Figur interessant bleibt und der Leser unbedingt wissen will, wie sich Guy Lacroix weiter entwickelt.

Neben dem Hauptkommissär bringt die Autorin einige, ebenfalls sehr interessante Figuren ins Spiel. Da dieses Buch der erste Teil einer Serie ist, erfährt man als Leser natürlich nicht die ganze Lebensgeschichte von ihnen. Einige der Nebencharaktere tauchen nur ganz kurz auf, andere haben einen längeren Auftritt. Nichtsdestotrotz schafft es die Autorin auch hier, dass man als Leser einfach mehr wissen will.

Es werden gerade genug Informationen innerhalb der Handlung eingebaut, um den Figuren Tiefe zu verleihen, sie lebendig zu machen, aber ohne das sie sich in den Vordergrund drängen. Der Hauptkommissär bleibt der Leitfaden, denn auch wenn Szenen mit anderen Figuren gerade eine Rolle spielen, führt es am Ende doch zu Lacroix zurück.

Es fällt mir wirklich schwer, nichts über die Nebencharaktere zu verraten. Wie soll man eine Rezension schreiben, wenn ein Wort schon eins zu viel sein könnte? Lasst euch einfach gesagt sein, dass hier nichts so ist, wie es scheint. Jede Figur, auch wenn sie nur Tee serviert oder den Wagen fährt, scheint einen ganz Sack voll Geheimnisse mit sich rumzuschleppen, die nur darauf warten, von dem Leser entdeckt zu werden. Jeder einzelne Charakter hat so viel Vergangenheit, dass man mit ihm selbst ganze Bücher füllen könnte. Woher ich das weiß? Es liest sich aus jeder einzelnen Szene, aus jedem gesprochenen Wort und aus jeder Handlung heraus, die die Figuren machen.

Die Handlung spielt in einer eigenen, fiktiven Welt: Cöln im Jahre 1898. Ein quantenmagischer GAU hat Europa in die Knie gezwungen und nun, 40 Jahre danach, müssen sich die Menschen immer noch von den quantenmagischen Strahlen erholen. Eine Kuppel über Cöln schützt die Menschen darunter, doch dadurch sind sie den Erschaffern ausgeliefert und können durch ihre Angst problemlos kontrolliert werden. Als ich die Kurzbeschreibung gelesen habe, war ich schon Dampf und Kohle für die Geschichte. Und es wird nicht zu viel versprochen.

Durch viele Kleinigkeiten bringt die Autorin den Leser in diese andersartige Welt ein, und ohne dass sie es dauern erwähnen müsste, hat man schnell ein Bild vom Leben in Cöln. Schutzmasken, Sicherheitsbrillen, stinkender Qualm, es ist allgegenwärtig und ich glaube, ich habe während des Lesens mit den Figuren zusammen husten müssen. Die Geschichte als solche beginnt mit ganz viel Liebe, sie sprang mir fast ins Gesicht und ich war positiv überrascht, denn wenn man die Umstände innerhalb der Welt beachtet, könnte man nicht denken, dass so viele Gefühle noch möglich sind. Und auch hier sind es wieder die kleinen Gesten, die zeigen, wie tief die Liebe zwischen Guy und seiner Frau ist. Es gibt so viele Emotionen in einer schmutzigen und kalten Umgebung, dass ich zugeben muss, ich habe nach einer bestimmten Szene die eine oder andere Träne verdrückt.

ACHTUNG, KLITZE KLEINE SPOILERTEILCHEN

Aber weit gefehlt. Ich erinnere hier gerne noch mal an die vielen Geheimnisse, die sich zwischen jeder einzelnen Zeile verstecken und ich bin mir sicher, dass auch das Ende als solches nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Da es eine Reihe ist, gibt es auch noch ganz viele offene Fäden, die weiter geführt werden (müssen!), das Kernproblem der Geschichte ist aber, für mich, zufriedenstellend gelöst worden.
Clockwork Cologne brilliert nicht nur durch einen mysteriösen Hauptkommissär und geheimnisbeladene Nebenfiguren. Die Stadt Cöln, die Welt unterhalb des Schutzschirms ist genauso vielschichtig wie die Menschen, die in ihr leben. Katzen mit einem eigenen Willen, blaue Lichter, verwirrende Signaturen und zwischen alldem dieses Steampunk-Gefühl.

Wissenschaftlicher Fortschritt trifft auf rußgeschwärzte Technik trifft auf Figuren mit Vergangenheit und verdammt viel Eigenleben. Ich konnte das Klappern und Zischen der Apparaturen förmlich hören, den Geruch riechen (auch wenn er nicht immer angenehm war) und die Unzufriedenheit spüren, die an einigen Figuren anhaftete. Vielleicht geht meine Fantasie auch mit mir durch, vielleicht interpretiere ich in jede Figur zu viel rein, aber ist das nicht genau das, was die Autorin damit erreichen wollte? Simone Keil hat mich nach Cöln geführt und mir die Menschen vorgestellt, ich habe mit ihnen (kurz) gelebt, ich war ein Teil von ihnen. Nicht nur als Zuschauer, sondern als Mitspieler! Hervorragende, schriftstellerische Arbeit!

Fazit


„Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne)“ hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Glaubhafte, tiefgründige Charaktere treffen auf eine Welt, in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Simone Keil hat mit dem ersten Teil eine Vorlage für eine Reihe geschaffen, die man im Auge behalten sollte, denn ich bin überzeugt davon, dass wir uns mit Clockwork Cologne noch auf einige Überraschungen gefasst machen dürfen. Mitreißend, faszinierend und alles andere als langweilig!

Klappentext


Cöln, Freie Reichsstadt, im Jahre des Herrn 1898
Europa hat sich noch immer nicht von dem Quantenmagischen GAU erholt, der die Welt 40 Jahre zuvor erschüttert hat. Die quantenmagische Strahlung verseucht den halben Kontinent. Die Dampfmagische Gesellschaft hat einen Schutzschirm über Cöln errichtet, doch dieser Schutz hat seinen Preis. Die Dampfmagier nutzen die Furcht vor der Strahlung aus, um die Bürger zu kontrollieren.
Die Quantenmagier sind in den Untergrund geflüchtet und haben unter den Gassen Cölns eine Welt geschaffen, die ihren eigenen Regeln folgt. Aber auch in der Oberstadt nehmen Korruption und Verbrechen erschreckende Ausmaße an. Die Dezernate des Kaiserlichen Kriminalamtes sind unterbesetzt, die Beamten überlastet. Viele haben sich korrumpieren lassen oder resigniert.
Nicht so Kommissär Lacroix. Für ihn sind Recht und Gesetz nicht nur leere Floskeln. Er steht mit beiden Beinen fest auf dem geschwärzten Boden Cölns und kämpft für Gerechtigkeit. Bis ein schwerer Schicksalsschlag auch seine Welt ins Wanken bringt.










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