Dienstag, 12. Juni 2018

"In deinem Licht und meinem Leben", Michaela Harich




Inhalt/Meinung


Der Klappentext klingt wirklich interessant und ich versprach mir recht viel von dieser Lektüre. Was genau, war nicht klar, aber ich war offen für so ziemlich alles. Dramatik? Melancholie? Witz? Egal, wichtig war nur, dass die Unterhaltung stimmte. Und das ist doch mitunter das Wichtigste an einem Buch, oder? Das man unterhalten wird, egal wie? Oder?



Die Geschichte dreht sich um Lena. Lena ist meiner Meinung nach eine zutiefst unzufriedene, junge Frau, der jedwede Freundlichkeit gegenüber anderen Menschen zuwider ist. Sie zerfließt in Selbstmitleid, schimpft und meckert über alles und jeden und ist in ihrer aktuellen Lebenssituation vollkommen unglücklich. Gefühlt will ihr jeder nur etwas Schlechtes, aber selbst bekommt sie es auch nicht hin, ihr Leben in die Hand zu nehmen und aus dem Job, den sie nicht will, und der Beziehung, die sie nicht will, zu entfliehen. Dieses Meckern, gepaart mit dem Nichtstun ging mir, gelinde gesagt, ziemlich schnell ziemlich auf den Zeiger. Lena ist auf jeden Fall eine Protagonistin die alles andere als sympathisch ist. Allerdings ist sie wiederrum kein schlechter Mensch. Sie hilft gerne anderen, sie unterstützt ihre Mutter gegenüber der abartigen Sippschaft und lässt ihren Freund bei sich wohnen, nur damit er nicht obdachlos wird. Hört sich das Gejammer eines Bekannten an und lässt sich von ihm schlecht machen, obwohl sie weiß, dass er sich nie ändern wird. Lena ist so festgefahren in ihrem Leben, dass es ihr augenblicklich nicht möglich ist, auch nur eine Kleinigkeit zu ändern, obwohl sie im Grunde gerne für andere da ist.



Einerseits, wie gesagt, ging mir ihre durchweg schlechte Laune echt auf die Nerven. Es mag daran liegen, dass ich anders bin als Lena und da der Roman in der Ich-Form geschrieben ist, sehr mit ihrer Denkweise konfrontiert wurde. Andererseits verstand ich sie, wenn auch nur in kleinen Teilen. Es ist manchmal so schwer, aufzustehen und irgendwas zu machen, dass man eben sitzenbleibt und unzufrieden wird, weil es leichter ist, andere zu verdammen, als die Möglichkeit der Veränderung in die Hand zunehmen, weil man da am Ende immer noch scheitern könnte. Wenn man nichts ändert, kann auch nichts schiefgehen. Es sind die äußeren Umstände, die Erlebnisse im Leben, die Lena zu der Person gemacht haben, die sie jetzt ist. Im Grunde will sie nicht so sein, aber Lena kann einfach nicht anders. Ihr fehlt die Kraft irgendetwas außerhalb ihrer täglichen Routine zu ändern. Der Pessimismus zieht sich durch das ganze Buch und da ändert zuerst auch das Auftauchen des Teufels nicht viel.



Ich fand, dass der Deal mit dem Teufel das Steinchen ist, das Lena in ihrem Schuh brauchte. Es drückt, ist unangenehm und zwingt sie, etwas zu ändern. Der Teufel (oder sein Helfer oder ein Seelensammler, ich glaube, er ist alles in einem) ist sehr nett und gar nicht so böse, wie man vielleicht denkt. Er sieht etwas in Lena, dass die Menschen nicht sehen und fühlt sich auf eine unerklärliche Art und Weise zu ihr hingezogen. Vielleicht spürt er, dass Lenas miesepetrige Art oftmals nur Eigenschutz ist und sie hin und wieder einen Anstoß braucht, um sich zu öffnen. Dass aber niemand in ihrer Nähe so einen Stoß geben möchte. Oder ihr auch nur mehr zuhören will, als das eigene Interesse zulässt. Eigentlich wollen alle einfach nur nichts mit Lenas Problemen zu tun haben. Was traurig ist, wenn man bedenkt, dass es die einzigen Menschen sind, mit denen sie sich umgibt. Und was viel darüber aussagt, wie es in Lena aussieht.



Die Geschichte als solche zeigt, dass es sich lohnt, an etwas dran zu bleiben. Dafür zu kämpfen, egal wie aussichtlos es erscheint. Denn oftmals ist es der Versuch, der zählt und wenn man nur ein bisschen erreicht, ist das schon mehr, als man vorher hatte. Wenn man sich wirklich anstrengt, kann man alles erreichen, auch wenn das Ergebnis anders ist, als erwartet. Vielleicht ist es ja genau das, was man brauchte, ohne zu wissen, dass man danach suchte? Ohne einen Versuch kann das niemand wissen.



Das Ende war irgendwie… schnell. Ich weiß nicht so recht, ich fühlte mich leicht vor den Kopf gestoßen. Denn in dem einen Augenblick schien alles auf eine seltsame Art gut und erträglich und im nächsten brach Chaos aus und ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Leider bleiben meiner Meinung nach zwei, drei rote Fäden auch offen, die in einem kleinen Nebensatz hätten abgehandelt werden können. Außerdem gab es hier und da zwei, drei, vier kleine Logikproblemchen im Text, die nicht gravierend waren, mir aber auffielen.



Fazit


Ich bin so unentschlossen, was ich zusammenfassend sagen könnte. Einerseits hat die Geschichte so viel zwischen den Zeilen zu sagen, andererseits waren die Zeilen genau mein Ärgernis. Lena ist unsympathisch und ich hatte echte Probleme damit, mich mit ihr zu identifizieren. Sie ist die Protagonistin und wenn die Chemie zwischen Leser und Hauptfigur nicht stimmt, hat die Geschichte als solche dann eigentlich eine Chance? Ich weiß nicht, ob ich das Buch zu Ende gelesen hätte, wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre, aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es getan habe. Lena verändert sich, wenn auch ganz langsam und möglicherweise zu spät.
„In deinem Licht und meinem Leben“ ist ein Buch, dem man sich öffnen muss. Man darf Lena nicht gleich verfluchen, man muss ihr eine Chance geben. Tief graben und viel Geduld haben. Wenn man Glück hat, nimmt man etwas mit aus der Geschichte. Es lohnt sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken. Auf eine seltsame Art und Weise hat mich dieses Buch am Ende doch unterhalten. Und das ist doch alles, was zählt, oder?



Klappentext


Als Lena erfährt, dass ihr Vater gestorben ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch als sie sieht, wie sehr ihre Mutter leidet, beschließt sie, dem Tod einen Deal vorzuschlagen: er gibt ihr ihren Vater zurück und bekommt dafür ihr Leben, wobei sie aus der Erinnerung ihrer Familie gelöscht wird. Der Tod erweitert den Pakt. Er gibt Lena ein Jahr Zeit, dafür zu sorgen, dass sich ihre Familie wieder an sie erinnert, dann dürfe sie mit ihren Eltern glücklich leben. Wenn sie es nicht schafft, muss sie den Platz ihres Vaters im Totenreich einnehmen. Lena setzt alles daran, dass sich ihre Liebsten an sie erinnern - doch sie hat die Rechnung ohne ihre Gefühle und den Tod gemacht.














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