Donnerstag, 4. Mai 2017

"Ausgerechnet Muse" Tag 4: Interview




Willkommen zu Tag 4! Heute habe ich etwas ganz tolles für euch. Ein Interview mit Carola Wolff! Wir legen auch sofort los! 

 *  *  *

1.  „Ausgerechnet Muse“ war in meinen Augen eine Hommage an die Kunst. Ans Schreiben, Singen, Malen. Gerade wenn Parker ihren „Inspirationsschub“ hatte, atmeten die Wörter eine wahre Flut an Liebe für die Künste aus. 

Was hat dich dazu inspiriert? Wie kam die Muse zu dir?

Meine Geschichten werden von vielen Dingen inspiriert. Das können eigene Erfahrungen sein (Mein erster Selbstmord) ein Spaziergang im Park (Ein Mann zum Mitnehmen) oder ein Getränk namens grüne Fee (Ladies Night). Und manchmal ist es Musik.

Wenn ich einen Song höre, der mich mitreißt, dann sehe ich oft einen Film dazu vor meinem inneren Auge ablaufen. Vielleicht kennst du das ja? Zu Ausgerechnet Muse hat mich All the Rowboats von Regina Specter inspiriert. In diesem Lied geht es um die Ausstellungsobjekte in einem Museum. Violinen, die in Glaskästen einstauben, Ruderer, die vergeblich versuchen, vorwärts zu kommen. Alles ist erstarrt, gefangen, den Blicken der Besucher preisgegeben.

„Here's your ticket, welcome to the tomb.“

Hier ist deine Eintrittskarte, willkommen im Mausoleum.


Ich träumte also so vor mich hin, stellte mir ein Museum vor, die eingesperrten Kunstwerke. Und plötzlich sah ich eine Frau. Sie ging, nein, sie schritt majestätisch durch die nächtlichen Säle, mit ausgestreckten Händen. Und wenn sie auf ein Bild deutete, wurde dieses lebendig. Die Figuren stiegen aus ihren Rahmen, streckten ihre Glieder, sahen sich neugierig um. Statuen wurden munter, Instrumente erklangen. Und alle folgten dieser Frau. Es war, als würde sie eine Armee hinter sich herziehen. Eine Armee voller Inspiration, Kreativität, Lebendigkeit. Ich habe mich gefragt, wer sie wohl ist und was sie tut, vor allem, warum. Stück für Stück wurde daraus die Idee mit der Muse, deren Kuss oder Berührung lebendig macht, Kreativität und Fantasie inspiriert. Ich begann, zum Thema Musen zu recherchieren. Und Apollonia wurde geboren. Eine junge Frau, die dazu bestimmt ist, Muse zu sein, das aber partout nicht will. Warum? Weil sie keine Lust hat, ihr Leben einem Künstler zu opfern. Apollonia hat eigene Pläne. Musen jedoch müssen ihr Leben dem Künstler anpassen, dem sie dienen. Oder nicht?



2. Jede Muse hat ja ihr kleines Musenzeichen. Ich fand die wirklich toll und vor allem, dass sie lebendig waren verlieh dem ganzen viel mehr Leben!

Was wäre dein Musenzeichen, wenn du eine Muse wärst? Und wie würde dein Mentor aussehen? Wäre er genauso nervig?^^

Ich habe tatsächlich mal mit dem Gedanken gespielt, mir ein kleines Tattoo zuzulegen: einen Tintenfisch. So wie der Pegasus, das Musenpferdchen, die Musen an ihre Aufgabe erinnert, so soll mein kleiner Tintenfisch mich daran erinnern, auf mich selbst gut achtzugeben.

Warum ein Tintenfisch?

Ich habe mal eine Geschichte gelesen, in der eine Frau aus Liebeskummer nach einer Trennung an gebrochenem Herzen starb. Und zwar buchstäblich. Sie litt am Broken-Heart-Syndrome, bei dem (z.B. durch Stress) die Gefäße verengen. Japaner, die dieses Krankheitsbild entdeckten, gaben ihm den Namen Tako Tsubo oder Tintenfischfalle, weil die linke Herzkammer dann aussieht wie ein Tonkrug mit einem engen Rand.

Für mich wäre so ein kleines Tintenfischtattoo eine Erinnerung, eine Aufforderung: Höre auf dein Herz, folge deinem Herzen, verschenke es nicht leichtfertig. Und pass gut auf dich auf. Also, falls du mich auf der nächsten Buchmesse dann doch mit einem Tattoo am Handgelenk triffst, dann weißt du Bescheid. ;-)

Was meinen idealen Mentor anbelangt … ich verrate dir jetzt ein kleines Geheimnis: ich habe mir einen heimlichen Gastauftritt in Apollonias Geschichte erlaubt, allerdings unter Pseudonym. Du erinnerst dich an die Bar, in der Apollonia Parker erfährt, dass es auch männliche Musen gibt. Sie unterhält sich mit einem von ihnen, Jonas, einem gutaussehenden, leicht ergrauten Mittvierziger, der die Schriftstellerin Viola Winterfels ‚bemust‘. Er sagt:

„Ich bin nicht Violas Anhängsel, sondern ihr Agent. Ich handele die Verträge für sie aus, plane ihre Lesereisen und öffentlichen Auftritte, zum Beispiel auf Literaturfestivals. Wir sind ein Team. Mehr als das.“ Er räusperte sich. „Ich liebe sie, auch wenn sie mich manchmal zur Verzweiflung bringt.“ Jonas lächelte zum Ecktisch hinüber. In diesem Lächeln lag so viel echtes Gefühl, dass Parker ganz komisch zumute wurde.

(Ausgerechnet Muse, S. 120)

Das wäre mein idealer ‚Muserich‘.



3.  Du schreibst ja nun nicht ausschließlich im Jugendbuchbereich, sondern hast schon ein paar andere Titel in anderen Genres veröffentlicht. Wie schaffst du den Spagat zwischen den Genres oder gibt es eines, in dem du dich am wohlsten fühlst? 

Es sind die Geschichten, die Figuren, die Ideen, die mich umtreiben, und die sich einfach hartnäckig weigern, sich auf ein Genre zu beschränken. Da gibt es dann schon mal eine Orgasmusfee, und dann wird es eben eine erotische Fantasygeschichte (siehe Ladies Night). Dann platzte Apollonia dazwischen und wollte, dass ich ihre Geschichte aufschreibe. Der fliegende Holländer ist auch schon aufgetaucht, und möchte, dass ich seine Erlebnisse neu erzähle (mit Happy End), das wird dann wahrscheinlich eine Paranormal Romance werden. Seit einigen Monaten recherchiere und plane ich nebenbei auch an einem Krimi (oder vielleicht eher einem Thriller) mit dem Arbeitstitel Die Ballade vom toten Kind. Das wird super spannend werden, ich kann es kaum erwarten, endlich mit dem Schreiben zu beginnen.

Ideen sind also nicht das Problem. Ich überlege eher, ob ich zukünftig mehr mit Pseudonymen arbeiten sollte. So was wie Markenbildung betreiben, z.B. einen Namen finden für mich als Krimiautorin, damit meine Leser auch immer wissen, was für eine Sorte von Geschichte im jeweiligen Buch drin steckt.



4. Wie sieht deine Zukunft aus? Machst du es wie Parker und willst selbst bestimmen oder gibt es ein paar feste Buchpläne? Auf was dürfen wir uns von dir freuen? 

 Im Moment arbeite ich an einer neuen Fantasygeschichte, die den Arbeitstitel Der Fluch des Erlkönigs trägt. Der 17jährige Finn wird in den Sommerferien von seinem Vater in ein ödes Kaff nahe der polnischen Grenze geschleppt. Ein neues Wellnesshotel, der Feengrund, soll hier entstehen, der Vater hat sein ganzes Geld in dieses Projekt gesteckt und die Familie soll ihn unterstützen. Doch nicht nur Naturschützer, allen voran Tonia (die Finn besonders interessant findet) stellen sich gegen das Projekt, sondern auch Elfen. Denn das Hotel soll ausgerechnet in dem Erlenwäldchen errichtet werden, das die Heimat des Erlkönigs und seiner Elfen ist. Dieser entführt Finns kleinen Bruder, um den Bau zu stoppen …

Na und dann ist da noch der oben bereits erwähnte Krimi, der in Dartmoor spielen wird, wo ein Mörder umgeht, den sie den verrückten Hutmacher (der mad hatter aus Alice im Wunderland) nennen ...



5. Eine kurze Frage, ohne groß zu überlegen: Wärst du lieber ein Rabe oder eine Katze, und warum?  

Spontan dachte ich gerade, Katze. Selbstbewusst, in sich ruhend, flink und faul zugleich. Aber Raben sind schlaue Tiere und sie können fliegen. Fliegen! Also: Rabe.



6. So, das war es auch schon wieder. Möchtest du deinen Lesern noch etwas (inspirierendes) mit auf den Weg geben? Oder hat gar Parker etwas zu sagen? ^^ 

Apollonia ist gerade in Schottland beschäftigt. Aber mein absoluter Lieblingsautor, Neil Gaiman, hat mal gesagt:

Trust dreams.

Trust your heart.

And trust your story.

Womit wir wieder beim Tintenfisch wären. Ich sehe schon, ich werde mir das Tattoo wohl doch noch zulegen. ;-)

Lest viel und wild. Wandert mit offenen Augen durchs Leben. Folgt eurem Herzen.

Und passt gut auf euch auf.


*  *  *  

Ich danke Carola Wolff für die tollen Antworten, für die Zeit, die sie sich genommen hat und schließe mich ihren Worten an: Passt gut auf euch auf!! Morgen ist schon Freitag und dann bekommt ihr endlich eure Überraschung: Das Gewinnspiel!

Liebe Grüße
Tilly 

Tag 1 Rezension
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