Donnerstag, 7. März 2019

"Frostblüte", Zoe Marriot




[Old but gold]

Inhalt/Meinung


Ich hatte mich vor dem Lesen nicht groß darüber informiert, um was „Frostblüte“ handelt. Auch gebe ich gerne zu, dass mich auf den ersten Blick das Cover nicht überzeugen konnte, sondern der Titel. Vorneweg möchte ich anmerken, dass ich sicherlich nicht genau auf alle Figuren eingehe, das würde erstens den Rahmen sprengen und zweitens komme ich dann nicht um das ungeliebte Spoilern herum. Ich greife die in meinen Augen wichtigsten Aspekte auf, der Rest gehört meines Erachtens zu der Geschichtsentwicklung dazu, und muss hier nicht erwähnt werden.

Konnte „Frostblüte“ mich überzeugen? Lest selbst …



Die Welt – Heimlicher Star

Nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen, konnte ich (fast) nicht wieder aufhören. Obwohl mein Einstieg in die Geschichte eher holprig war und wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich die Geschichte wohl auch nicht beendet. Der Prolog, in welchem man das erste Mal das Erscheinen des Wolfes miterleben darf, ist in meinen Augen von Adjektiven überladen und auch die ersten zwei Kapitel baten mir da keine Abwechslung. Zum Glück für mich und die Geschichte änderte sich das dann aber von einem Kapitel auf das Nächste. Der Schreibstil wurde flüssig und sogar die hin und wieder auftauchenden Tippfehler habe ich erst entdeckt, als ich darauf hingewiesen wurde. Die Autorin hat eine sehr einfache Welt geschaffen, die ohne ausschmückende Beschreibungen auskommt. Die Dörfer, der Wald und auch später das Lager der Berggarde oder die alte Tempelfestung strahlen ohne, dass ich als Leser erst seitenweise Darstellungsformen vorgeschrieben bekam. Ich empfand das als wirklich angenehm und obwohl die Welt nicht im Vordergrund steht, ist sie in meinen Augen das Highlight der ganzen Geschichte gewesen.

Was ich aber als wirklich störend empfand, war die Tatsache, das Forst zu ihrem Vater immer „Dad“ sagt. Während des Lesen hatte ich ein bestimmtes Bild der Welt und, der Name „Dad“ war meines Erachtens einfach zu modern gewählt.



Frost - Eis oder Feuer

Die Hauptprotagonistin ist Frost. Eine zutiefst verunsicherte, schüchterne und misstrauische junge Frau. Sie hat ein Leben voller Angst und Fluch hinter sich und sieht den Wolf in ihr als Fluch, denn es loszuwerden heißt. Die Autorin hat mit Frost wirklich ganze Arbeit geleistet. Es gibt nicht eine Stelle, an der direkt steht, das Frost verunsichert oder misstrauisch ist, sondern ich las es einzig und allein aus ihren Erfahrungen und Taten heraus. Ein wirklich angenehm umgesetztes „Show don´t tell“, konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Auch wenn ihre Taten nicht immer nachvollziehbar waren. Zum einen hängt Frost sehr an der Axt ihres Vaters, es ist das einzige, was sie von ihm noch besitzt. Als Frost aber Flüchten muss, lässt sie diese Axt zurück und verschwendet nur einen einzigen Gedanken daran. Kurz und schmerzlos akzeptiert sie die Tatsache, obwohl vorher immer wieder betont wurde, wie wichtig diese Axt auch für ihr eigenes Überleben war. Diese emotionale Bindung, die Frost anscheinend zu dieser Waffe hat, geht leider im Verlauf der Geschichte unter.

Das Kernproblem der Geschichte ist der Wolf, oder die blinde Wut, die Frost immer dann überfällt, wenn sie blutet oder Gefühlsmäßig stark belastet ist. Am Anfang wurde ich als Leser gar nicht schlau aus dieser Verbindung, denn zum einen kämpft sie wie ein Wolf wenn es um ihr Überleben geht, aber andererseits kann sie mit sich und der Welt nicht wirklich etwas anfangen. Auch geht nicht klar hervor, ob sie sich in einen Wolf verwandelt oder ob dieser sie nur in Besitz nimmt. Während der Veränderung die Frost durchläuft wirkte sie einfach nur verwirrend auf mich. Sie will sich durchsetzen in der Berggarde, will anerkannt werden und dennoch ertrinkt sie regelmäßig in einem ganzen See voll Selbstmitleid. Ich nehme mal, dass das ganze ihre innere Zerrissenheit darstellen sollte, es wirkte auf mich dann doch aber eher übertrieben und einfach zu durcheinander. Die Frost, die uns die Autorin am Ende vorsetzt, hat eine wirklich beeindruckende Entwicklung durchgemacht und hat mir persönlich am besten gefallen. Sie weiß was sie will und kämpft dafür diesmal wirklich wie ein Wolf. Natürlich verrate ich nicht, wie die Autorin diesen Konflikt löst. Die Umsetzung hat mir aber richtig gut gefallen und verlieh der Geschichte in meinen Augen eine wirkliche gute mystische Art. Einen negativen Aspekt fand ich dennoch: Den Spitznamen. Mit dem Namen „Frost“ konnte ich mich die ganze Zeit nicht anfreunden. Das sie sich selbst so nennt, empfand ich eher als Strafe die sie sich selbst auferlegt hat, als für wirklich angebracht. Außerdem hat mit die versprochene Verbindung zu ihren Gefühlen und das Auftauchen des Wolfes gefehlt.



Mutter – Kälter wie der Winter

Ihre eingeschüchterte Art hat Frost auch oder vor allem durch das Verhalten ihrer Mutter bekommen. Die Mutter könnte ein interessanter Charakter sein, der aber im Verlauf der Geschichte zu kurz kommt. Am Anfang konnte ich ihr Verhalten in keinster Weise nachvollziehen. Sie ist kalt, stößt ihre Tochter ab, aber rettet sie dennoch und zieht mit ihr neun Jahre lang von einem Dorf zum nächsten, damit ihr nichts passiert. So etwas macht man nur für eine Person die man liebt, allerdings kommt es so rüber, das die Mutter ihre eigene Tochter hasst. Selbst auf dem Sterbebett will sie, dass ihre Tochter sich selbst von dem Fluch befreit. Wenn es denn ginge, warum ist ihre Mutter nicht mit ihr zu der Feuergöttin gezogen, anstatt immer nur von Dorf zu Dorf? Am Ende kann man das Verhalten zwar nachvollziehen, man kennt den Grund für die Taten der Mutter, aber dennoch hätte ich mir hier einfach etwas mehr gewünscht, als immer nur kleine Rückblicke auf negative Szenen. Von Anfang bis Ende blieb mir die Mutter als solches einfach ein Rätsel, farblos und im Grunde unwichtig, denn auch die Gemeinschaft hat Frost eindeutig gezeigt, dass sie unerwünscht ist.



Luca – Zu schön um wahr zu sein?

Der männliche Gegenpart zu Frost ist Luca. Hauptmann der Berggarde und, natürlich, sehr gut aussehend. Er wirkt am Anfang, hm … Unhauptmannhaft. Luca sieht in Frost etwas, dass niemand sonst sieht, nicht mal sie selbst. Er ist durchweg gut gelaunt, alle lieben und respektieren ihn. Seine Garde folgt ihm (fast) blind. Frost wird von seiner angenehm ruhigen, aber dennoch hartnäckigen Art angezogen. Die kleine Liebesgeschichte, die sich entwickelt, ist erfrischend, unaufdringlich und nicht einen Moment lang zu kitschig. Das Auftauchen einer unbekannten Variable (hier in Form von einer weiblichen Bekannten von Luca) sorgt für frischen Aufwind und lässt die Beziehung einen gewaltigen Schritt voran schnellen. Lucas Wandlung aufgrund seiner Erlebnisse ist hart, schmerzhaft und gleicht dem Schnitt einer Guillotine. Fast könnte man es schon als zu viel des Guten bezeichnen, aber ich fand die Veränderungen wichtig. Wichtig für die Geschichte, für Luca und auch für die Beziehung zu Frost. Gekonnt zeigte uns die Autorin, was mit einem Menschen passieren kann, der gebrochen wird- innerlich und äußerlich.

Allerdings gab es hier auch etwas, das mich gewaltig gestört hat. Luca wird von dem Antagonisten entführt. Frost findet ihn so ziemlich sofort, obwohl einige Suchtrupps vorher erfolglos waren? Und nirgends geht hervor, dass Luca verschleppt wurde. Das er direkt bei dem Antagonisten war. Zwar ist die Veränderung wichtig, aber der Weg dorthin und die Vorbereitungen dafür sind mehr als holprig und äußerst verwirrend.



Arian – Harte Schale, kein Kern?

Natürlich darf der beste Freund nicht fehlen. Dieser tritt in Form von Arian auf. Bruder, Leutnant und derjenige, der von Anfang an Misstrauen gegen Frost hegt. Dieses legt sich leider zu fix und nur durch eine einzige Szene. Schade, denn daraus hätte man durchaus etwas interessantes machen können.

Obwohl mir der Wandel von Arian zu schnell kam finde ich dieses dreier Gespann doch wirklich mal erfrischend. Ich hoffte während dem Lesen, dass sich daraus keine dreier Liebesgeschichte entwickelt, denn dann würde doch sehr viel von der tollen Atmosphäre im Buch flöten gehen. Meine Hoffnung waren vergebens, auch wenn es keine Dreiergeschichte im eigentlichen Sinne war. Dennoch war mir dieser Aspekt zu vorhersehbar und setzte Arian in seiner Person viel zu sehr hinab. Er wirkt dadurch vollkommen emotional verkümmert, was eindeutig nicht zu ihm passt.



Ion – Bösewicht, oder etwas in der Art

Von eigentlichen Antagonisten hab ich irgendwie gar kein richtiges Bild. Er ist böse, er sieht andere gern leiden, aber in meinen Augen tritt er selbst zu wenig auf, um das man ihn richtig einschätzen konnte. Die Autorin zeigt uns in diesem Fall nicht, das er Böse ist, sondern sagt es dem Leser einfach. Im Grunde kann ich gar nicht viel zu ihm sagen, denn dafür trat eben viel zu wenig auf. Ich hatte das Gefühl, das er eigentlich nur dafür da war, um den Konflikt der Dreierbeziehung zu lösen. Er kam immer nur dann zum Zug, wenn die Autorin ihn gerade brauchte, aber eigenständiges Handeln innerhalb der Geschichte schien ihm nicht vergönnt.



Ende – Interessant

Das Ende der Geschichte und die endgültige Auflösung aller Konflikte war klasse. Ich hatte schon das typische, klischeebehaftete Happy End erwartet und wurde vollkommen überrascht. Sehr lobenswert.



Nebenher gesagt

Als Extra möchte ich noch hinzufügen, dass ich nach dem nachschlagen tatsächlich eine Handvoll Vertipper gefunden habe. So etwas ist unschön und sollte nicht sein. Aber da ich sie mir erst sagen lassen musste und sie mir beim Lesen nicht aufgefallen sind, finde ich sie auch nicht schlimm.

Allerdings möchte hier gerne den Einband von „Frostblüte“ bemängeln. Ich lese ein Buch, es steht nicht dekorativ im Regal. Was heißt, dass es geöffnet und geschlossen wird, manchmal auch mehrmals. Nach dem ich dieses Buch nun einmal gelesen habe, werde ich mich nicht trauen es ein zweites Mal zu tun. Der Buchrücken ist total geknickt, schief und verbeult. Wirklich verdammt unschön anzusehen.



Fazit


Auch wenn der Spannungsbogen zwischendrin einen kleinen Hänger hatte und die Geschichte über einige Seiten nur dahintröpfelte, hat es mir doch wirklich Spaß gemacht, Frost auf ihren Reisen zu begleiten. „Frostblüte“ ist als Jugendroman ausgeschrieben und diesen Titel trägt die Geschichte zu Recht. Allzu viel Tiefgang und verflochtene Handlungsstränge sollte man als Leser nicht erwarten, aber dennoch schaffte es „Frostblüte“, mich von Anfang an zu fesseln und sorgte dafür, dass ich es an einem Tag durchgelesen hatte. Wer eine Geschichte über die emotionale Veränderung von Menschen, hervorgerufen durch das Vertrauen anderer in einen selbst lesen möchte, ist hier genau richtig. Gepaart mit klasse ausgearbeiteten Kampfszenen und einer Prise Mystik hat man ein kurzweiliges Lesevergnügen, welches es durchaus schafft, den Leser zu begeistern.





Klappentext

Frost lässt keinen an sich heran – aus gutem Grund: Sie trägt einen Wolfsdämon in sich, der immer dann hervorbricht und sie wahllos töten lässt, wenn sie verletzt oder von Gefühlen überwältigt wird. Als sie sich notgedrungen einer Schar Krieger anschließt, die das Königreich vor Aufständischen schützen, weckt sie schnell das Interesse von Luca, dem Anführer, und das Misstrauen von Arian, seinem besten Freund. Beide Männer spüren, dass sie etwas verbirgt. Und Frost ahnt bald, dass einer von ihnen das Feuer ihrer Gefühle entfachen wird. Doch zu welchem Preis? --- Eine Heldin zum Niederknien – fragil und stark zugleich. Eine Geschichte zum Mitfiebern – beim Kampf gegen gnadenlose Schurken und innere Dämonen. Ein Buch zum Schwelgen und Verschlingen – voller unerwarteter Freundschaft, schwerer Entscheidungen und zarter, bittersüßer Liebe.



 














(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

1 Kommentar:

  1. Hallo Tilly,

    uff, ich werde gerade nostalgisch, weil ich zu diesem Buch eine meiner ersten Rezensionen geschrieben habe, die bei weitem nicht so ausführlich war wie deine. :D Dementsprechend ist es jetzt auch schon 5 1/2 Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe und meine Erinnerung schwächelt. xD

    Ich weiß aber, dass es mich damals auch sehr irritiert hat, dass Frost ihren Vater "Dad" nennt, weil das - wie du schon sagst - nicht zu dem High Fantasy-Setting passt.
    Auch sonst finde ich meinen damaligen Eindruck (der natürlich bei weitem nciht so reflektiert war) in deinen Punkten wieder - zum Beispiel war für mich auch nicht so ganz klar, wie der Wolf jetzt eigentlich Form annimmt und ich fand Frost teilweise auch ein bisschen sehr selbstmitleidig.
    Und auch das Liebesdreieck fand ich ein wenig anstrengend und ich mochte die Auflösung nicht. ^^
    Insgesamt würde ich dir definitiv zustimmen und bin gerade fasziniert davon, wie du etwas in Worte fasst, das a) ewig für mich her ist und das ich b) damals gar nicht so reflektiert habe. :D

    Liebe Grüße, Dana
    https://buchtraumwelten.blogspot.com/

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