Donnerstag, 7. Februar 2019

"Masken - Düstere Fantasy Geschichten", Anthologie





[Old but gold]

Inhalt/Meinung

1. Marina Clemmensen „Eitelkeit“
Im Grunde gut. Durch kleine Andeutungen hat man viel Spielraum für eigene Interpretationen. Was nach dem ersten Lesen der Geschichte für „Unbefriedigung“ sorgt, verändert sich nach ein bisschen nachdenken zu einer interessanten Einsetzung des „Show don´t tell“. Wobei weniger gezeigt wird. Es ist als schaue man durch ein Milchglasfenster oder in einen „angelaufenen Spiegel“. Als Betrachter sieht man nur die Umrisse, was diese Geschichte aber durchaus interessanter macht.
Was das „Wesen“ angeht, bin ich noch nicht sicher. Einerseits sind die Hinweise doch eigentlich ziemlich offensichtlich und führten mich zuerst zu einem sofortigen Entschluss, mit was ich es zu tun habe. Anderseits kann man hier auch wieder sehr viel eigene Vorstellungen einbringen und sich sein eigenes Wesen aussuchen.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese vielen Interpretationsmöglichkeiten gut finde oder eher nicht.

2.  Detlef Klewer „Der dunkle Prinz“
Ebenfalls eine gute Geschichte, die aber noch viel Raum für mehr hätte. Am Ende hatte ich einige offene Fragen, die vielleicht nur meiner Neugierde geschuldet sind, aber eben dennoch vorhanden waren. An einigen Stellen wäre weniger mehr gewesen. Weniger Gedanken zu den fiesen Stiefschwestern, mehr zu den seltsamen Büchern. Es ist eine interessante Geschichte, die ebenfalls viel Raum für die eigene Vorstellung offen hält, aber am Ende fehlte mir einfach irgendetwas.

3. Luisa Meißner „Besessen“
Hierzu lässt sich eigentlich nur eins sagen: Schade, dass es eine Kurzgeschichte ist. Der Inhalt hat mich gefesselt, mein Kopfkino lief ohne Probleme. Sogar ohne große Beschreibungen der Masken hab ich ihnen ein Gesicht verpasst. Obwohl das Ende für solche Art Geschichten schon fast typisch ist, lässt es den Leser mit einem Kribbeln im Nacken zurück.

4. SabrinaŽelezný „Carmesí“
Hier wird das Thema „Masken“ ganz anders interpretiert, was ich wirklich erfrischend fand. Die Masken sind zwar „Nebensache“, aber dennoch bei jedem Handeln der Figuren allgegenwärtig. Die Autorin bindet sie wunderbar in die Geschichte ein. Einen Extrapunkt bekommt das Ende, bei dem sich jeder selbst den Ausgang ausmalen kann.

5. Bianka Brack „Dämonenmaske“
Eine tolle Geschichte mit langem Vorspiel. Ab dem Punkt, als die Maske ins Spiel kam, hatte mich die Autorin. Ich starrte auf die Buchstaben und musste schnell weiter lesen. Leider kam dann das unbefriedigende Ende. Die Autorin kam schnell zum Punkt, ohne irgendetwas hinter eine Maske zu verstecken. Obwohl ich solche Geschichten persönlich bevorzuge, fehlte ihr einfach etwas. Ich fand den Anfang zu weit ausgeholt, zu langatmig um dem Ende in diesem Fall gerecht zu werden. Toller Inhalt, klasse Idee, aber das Ende hat hier schnell die Maskerade genommen. Wo bei anderen Geschichten zu viel Interpretationsmöglichkeiten waren, fehlten sie hier am Ende ganz. Wirklich Schade.

6. Corinna Schattauer „Danse Macabre“
Mein erster Gedanke am Ende der Geschichte: Wow!
Die Autorin setzt gekonnt schlichte Bilder mit wenigen Worten in Szene und erzeugt damit kurzzeitig eine authentische Stimmung beim Lesen. Das Ende, obwohl eigentlich offensichtlich, hat mich dennoch überrascht, denn ich habe nicht einen Moment an diese Möglichkeit gedacht. Die Masken und der Ball verliehen dem Ganzen eine ganz eigene Art von Grauen.
Auch die wirklich sparsam eingesetzten Beschreibungen der Tänzer sorgten dafür, dass sich das Gesamtbild nach und nach zusammenfügte und am Ende zu einem großen und wirklich interessanten Kurzgeschichten-Lesevergnügen wurde.

7. Stefanie Bender „Die Maske des Gargoyles“
Masken sind hier eigentlich nur Nebensache. Würde es nicht immer mal wieder kurz erwähnt werden, könnte es leicht in Vergessenheit geraten, dass ein Maskenball im Gange ist. Die Maske bzw. eine Maskerade trägt hier jemand ganz anders und er darf diese auch nur einmal im Jahr ablegen. Eine völlig neue Auslegung des Themas. Ob von der Autorin gewollt oder nicht, das hat mich beeindruckt. Am Ende ist es genau die schwere Maskerade, die Schuld am Riss in der Maske ist, obwohl eben diese eigentlich der Schutz sein sollte. Die Geschichte als solche hat mir gefallen, der Schreibstil glich grübelnden Gedanken.

8. Ellen Kaiser „Eine Harlekinade“
Die Wenigsten wissen, dass ein Harlekin nicht nur lustig ist. Nach der Geschichte wissen es ein paar mehr. Beim Lesen konnte ich mich sehr gut in die Gefühlswelt der Protagonistin hineinfühlen, jedenfalls am Anfang. Fasnetumzüge sind grauenvoll und das dieser Umstand erwähnt wird, verschafft der Autorin auch gleich noch ein paar Pluspunkte meinerseits.
Der Stil, in dem diese Geschichte geschrieben ist, lässt sich allenfalls mit „verwirrend“ beschreiben. Allerdings passt das wiederum zu diesen Umzügen. Das Ende lässt ebenfalls Möglichkeiten, sich seine eigenen Gedanken zu machen, allerdings hatte ich noch ein paar offene Fragen. Alles in allem eine sehr eigene Geschichte.

9.  David Michel Rohlmann „Joyce“
Hexen mit Masken zu verbinden ist ebenfalls ein sehr interessanter Ansatzpunkt. Der Autor hat daraus eine Geschichte geschaffen, der eine Prämisse zugrunde liegt, die wir alle schon mal erlebt haben. Man soll sich nicht vom äußeren Eindruck blenden lassen. Nur weil jemand eine Maske trägt und sich benimmt, wie man erwartet, heißt das nicht, dass auch die Person dahinter ist, die man vermutet. Unerwartete Wendungen und ein dramatisches Ende runde diese recht moralische Erzählung ab.

10.  Kriss Ruhi „Baikalsee“
Ich glaube, das war die seltsamste Geschichte, die in dieser Anthologie vertreten ist. Im Grunde hab ich nur den Informations-Geiz zu bemängeln. Wer waren die Männer? Was hatte es mit ihnen auf sich? Wo ist ihre Freundin? Warum lebt sie selbst noch? Da die Ich-Form, in der die Geschichte geschrieben ist, nicht zum Beantworten der Fragen beiträgt, bleibe ich als Leser am Ende einer auf ihre Art interessanten Geschichte etwas ratlos zurück. Der Schreibstil passt zum Ort und zu den Menschen, die Bilder kommen von allein, aber die meines Erachtens zu vielen offenen Fragen schmälern das Lesevergnügen.

11.  Alexandra Neumeier „Der Tempel der Masken“
Ein Tempel voller Masken, eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und Eindruck hinterlässt. Diese Art der Auslegung des vorgegeben Themas, die Idee und die Umsetzung sind wirklich ganz große klasse und ich kann mit guten Gewissen behaupten, das mich nicht nur der flüssige und lebhafte Schreibstil dazu bringt, diese Geschichte zu meinen Favoriten zu zählen. Während des Lesens lag Magie in der Luft, ich hörte das Rascheln der Baba Yaga und fühlte die Last der Verantwortung auf den Schultern des Meisters.

12.  MarkusCremer „Verborgene Düsternis“
-ACHTUNG SPOILER-
Diese Geschichte ist traurig und hat mich betrübt zurückgelassen. Obwohl das Ende in meinen Augen ruhiger hätte dramatischer sein können (Für die Maske, nicht für den Rest. Der war dramatisch genug.), fand ich die Einbindung von Legenden rund um das Zuckerrohrfeld, sehr realistisch wiedergegeben. Und gar nicht so weit hergeholt.
Der Realismus ist ein sehr großer Pluspunkt der Geschichte, nur das Ende, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, war mir einfach irgendwie zu weich.
Mein Bild von Buwaani war härter, erbarmungsloser. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ihre ganze Familie ist Tod und in meinen Augen und in meiner Vorstellung hätte sie anders gehandelt. Aber das ist ja alles Geschmackssache.
Es ist eine gute Kurzgeschichte mit viel Dramatik und nicht weniger Blut.

13.  Marie H. Mittmann „Die Geister der vergangenen Welt“
Eine dystopisch unterlegte Kurzgeschichte mit rachsüchtigen Geistern, was will man als Leser mehr? Wenn dann noch eine starke Prämisse ihren Weg zwischen die Zeilen findet, bin ich vollauf zufrieden. Schreibstil, Handlung und die Beschreibungen ließen mir als Leser genug Freiraum, um das Kopfkino anzuwerfen, ohne erschlagen zu werden. Durch eingestreute Informationen kamen die Bilder ganz von alleine, ganz flüssig. Ein großes Finale mit einem Ende, das Platz für Spekulationen lässt. Hier hält sich die Waage perfekt, zwischen Interpretationen meinerseits und Infos von der Autorin.
Und hiermit haben wir den nächsten Kandidaten in meiner Favoritenliste.

14.  Nina Sträter „Was bin ich?“
Geil! Einfach nur geil!
Zu dieser Geschichte sage ich gar nichts, denn ohne zu Spoilern und so meiner Begeisterung Platz zu schaffen, wäre das nicht möglich. Spannungsbogen erster Sahne, fantastisch auf das Finale hingearbeitet. Masken mal auf eine andere Art und Weise. Ich würde sagen, ich solltet einfach mal raten:
„Was bin ich?“ für eine Geschichte, die kein Gemecker abbekommt? Meine Nr. 1 der Favoritenliste!

15.  An Brenach „Zeit des Übergangs“
Und hier der Nächste auf meiner Favoritenliste!
Warum immer nur Menschen? Dämonen sind doch auch ganz fantastisch dazu geeignet, Masken zu tragen. Eine Geschichte ohne das übliche Ende, ohne altbekannte Themen und ohne offene Fragen am Ende und dennoch genug Platz für eigene Interpretationen.
Nicht einen Moment hatte ich dieses Ende vor Augen und so unerwartete Wendungen, gerade am Ende, sind richtig selten. Auch hier wage ich nicht zu Spoilern, es wäre schade für das Lesevergnügen. Aber macht auch auf das Ende gefasst!

16.  Katarina Kojic „Zwischen Diesseits und Jenseits“
Lebende Tote … irgendwie. Ich bin ja bekanntlich ein großer Zombie-Fan, allerdings suchte ich diese vergebens, auch wenn der erste Leseeindruck genau das vermittelt.
Diese Geschichte spaltet meine Meinung, ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt eine habe. Einerseits ist die Erzählung interessant. Macht neugierig auf mehr und man hat einen wirklichen „Verdammt!“ – Effekt, der bei mir immer gut ist.
Andererseits fehlt mir der Bezug zum Thema. Die Masken, würden sie nicht ein paar mal erwähnt werden, hätte ich ganz schnell wieder vergessen, da mich das ganze Wie und Warum um die Protagonistin mehr interessiert hat. Die Auflösung ist etwas zu kitschig, aber durchaus vertretbar, wenn man sich die zwei Charaktere anschaut.
Da es aber nun mal um „Masken“ ging, war das mir zu wenig. Zwar sind sie bedeutungsmäßig gut eingearbeitet, aber mir persönlich kommen sie einfach zu wenig zu Geltung.

Das Einzige, was ich wirklich bemängeln muss (und wofür ich einen Punkt abziehe) ist die Länge von manchen Geschichten. Vielleicht hätte es manchen Geschichten gut getan, wenn sie noch ein bisschen mehr Spielraum für Wort und Satz gehabt hätten. So wären vielleicht bei einigen weniger Interpretationsmöglichkeiten gewesen. Nicht, dass diese schlecht sind, aber an einigen Stellen waren sie mir zu viel.
Wer aber verschiedene Arten der Interpretation des Themas „Masken“ sucht, wird hier fündig. Ich kann diese Anthologie nur weiterempfehlen. Die Geschichten regen zum Nachdenken an und wirbeln den Leser von einer Gefühlslage zur Nächsten. Langweile sucht man hier vergebens. Aber Vorsicht: Man kann sich nie sicher sein, was sich hinter den Masken verbirgt.

Fazit

Das Einzige, was ich wirklich bemängeln muss, ist die Länge von manchen Geschichten. Vielleicht hätte es manchen Geschichten gutgetan, wenn sie noch ein bisschen mehr Spielraum für Wort und Satz gehabt hätten. So wären vielleicht bei einigen weniger Interpretationsmöglichkeiten gewesen. Nicht, dass diese schlecht sind, aber an einigen Stellen waren sie mir zu viel.
Wer aber verschiedene Arten der Interpretation des Themas „Masken“ sucht, wird hier fündig. Ich kann diese Anthologie nur weiterempfehlen. Die Geschichten regen zum Nachdenken an und wirbeln den Leser von einer Gefühlslage zur Nächsten. Langweile sucht man hier vergebens. Aber Vorsicht: Man kann sich nie sicher sein, was sich hinter den Masken verbirgt.

Klappentext

Masken verhüllen alles und öffnen die Tore zu einer fremden Welt. Sie sind verziert mit Perlen, Goldstaub und Spitze, überzogen mit Seide und Brokat oder aus schlichtem Holz. Doch in den Wirren der Farben und im Rascheln der Kleider tummeln sich die maskierten Wesen der Unterwelt, die ihre Opfer suchen, locken und in die Nacht entführen. Sie begegnen uns während des farbenfrohen Maskenballs in Venedig, in den Steppen der Mongolei oder bei einem alten Ritual in Afrika. Verhüllt von den Masken wandeln die Wesen der Nacht unter den Menschen und warten auf ihren Moment.
 










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2 Kommentare:

  1. das hört sich gut an. Aufgrund des Covers hätte ich das Buch, wäre es mir irgendwo über den Weg gelaufen, nicht in die Hand genommen

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  2. Wenn du Kurzgeschichten magst, dann ist dieses Buch wirklich toll!

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