Donnerstag, 24. Mai 2018

"Virus", Dustin Thomason




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Meinung


Ein wissenschaftlich fundiertes  und sehr gut recherchiertes Buch, das mit Hintergrundwissen glänzt und tief in die Materie von Prionen und den alten Maya eindringt. Der Autor setzt auf Kleinigkeiten, die in diesem Moment gut ankommen, aber nicht dauerhaft in Erinnerung bleiben. Thomason schafft Bilder der Verwüstung, die aber leider nicht von Dauer sind. Man selbst spürt immer weniger die Weltuntergangsstimmung, wenn der Autor es nicht immer mal wieder erwähnen würde. Der Anfang verspricht Spannung und die agierenden Protagonisten haben genug Tiefe um glaubwürdig rüber zukommen. Im Großen und Ganzen bestreiten nur zwei Menschen das Ende der Welt: Dr. Gabriel Stanton und Chel Manu.



Dr. Stanton holt jeden Tag um die gleiche Zeit seinen Kaffee in demselben Café. Er trifft dort die gleichen Leute, man kennt ihn und er kennt sie. Zwar ist er geschieden, aber versteht sich noch gut mit seiner Exfrau. Sie haben zusammen einen Hund, den sie sich „teilen“.

Er findet in einem völlig heruntergekommenen und total überlasteten Krankenhaus einen mit einer seltenen Prionenkrankheit leidenden Mann, allerdings glaubt ihm so wirklich niemand. Dr. Stanton findet heraus, dass dieses Virus mutiert ist.

Stanton ist ein Arbeitstier. Nicht mehr und nicht weniger. Er hat seine Ehe ruiniert, weil er in seiner Arbeit aufgeht. Gewohnheiten sind ihm wichtig. Aber er hat immer noch einen Draht zu seiner Exfrau, weswegen er sie warnt, als die Epidemie größer wird. Er denkt, dass er sie liebt, kann aber einfach nicht über seinen Schatten springen. Für das Wohl Aller würde Dr. Stanton so ziemlich alles machen, weswegen er seine Reputation ruiniert. Ein bisschen wahnsinnig vielleicht, aber wenn er einfach abschalten könnte, wäre das Bild des genialen Wissenschaftlers dahin. Der Sprung zur Glaubhaftigkeit geht von jetzt auf gleich vonstatten. Gerade wird er noch belächelt, wegen seiner Behauptung eine seltene Prionenkrankheit sei ausgebrochen, rennen nun plötzlich alle in gelben Schutzanzügen durch die Gegend. Zum Ende hin handelt er auf eigene Faust und stellt fest, dass er in die Maya-Expertin verliebt ist.



Chel Manu stammt von den Maya ab, ist in Amerika aufgewachsen und ziemlich zerrissen, was die Zugehörigkeit zu ihrem Volk anbelangt. Ihre Mutter ist durch und durch Amerikanisch und verbietet jedwede Unterhaltung über ihre Vorfahren. Chel unterstützt Einwanderer in allen Rechtsfragen, füllt Anträge mit ihnen aus oder vermittelt Termine. Sie selbst arbeitet als Maya-Expertin in einem Museum und bekommt auf illegalem Weg den anscheinend neu entdeckten Maya-Kodex. Anscheinend ist sie das genaue Gegenteil zu Dr. Stanton, obwohl die beiden mehr gemein haben, als sie anfangs denken. Sie kommt als Übersetzerin in Verbindung zu dem ersten Prionenpatienten von Stanton. Sie erfährt, dass der Kodex von eben diesem Patienten ins Land gebracht wurde. Der Konflikt, den sie nun ausfechten muss, ist sehr gut ausgearbeitet. Einerseits will sie helfen, anderseits will sie den Maya-Kodex schützen.

Chel wirkt zwischenzeitlich sehr zerrissen. Sie will den Durchbruch schlechthin für ihr Volk, kann aber nicht ohne schlechtes Gewissen betrügen, weil ihr viel an dem Museum liegt, bei dem sie arbeitet. Chel ist clever, hilfsbereit und tut das Richtige, als sie Dr. Stanton unterstützt, aber der Konflikt mit dem Maya-Kodex ist allgegenwärtig. Das grenzt fast schon an Besessenheit. Zum Ende hin ruiniert sie ebenfalls ihre Angesehenheit und handelt mit Stanton auf eigene Faust. Anscheinend ist sie auch in ihn verliebt.



Dustin Thomason rennt durch die ersten Kapitel, es geht wahnsinnig schnell und auf unwichtige Informationen wird verzichtet, wenn es um die Prionen oder die Mayas geht. Andere Sachen, wie das Drumherum des Doktors oder der Expertin werden an manchen Stellen endlos in die Länge gezogen.

Die wissenschaftlichen Hintergründe über Prionen sind sehr gut herausgearbeitet. Allerdings wirft der Autor manchmal zu oft mit Fachbegriffen um sich, die nirgends erklärt sind. Bei den wissenschaftlichen Arbeiten hat man das Gefühl, als schaue man den Wissenschaftlern über die Schulter, aber sie reden nicht mit einem. Es scheint für das Problem der Prionen auch Antikörper zu geben, aber ungetestet. Es ist interessant zu lesen, wie schwierig es ist, in einer ausweglosen Situation, wie das Ende der Welt, das Richtige zu machen. Die Prioritäten liegen ganz anders, als ein Außenstehender denkt. Dieses scheinbar unüberwindbare Problem und die verschiedenen Ansichten sind sehr gut beschrieben und führen letztendlich zu dem Alleingang des Doktors.

Der Maya-Kodex wird als fertig übersetzter Text zwischen den Kapiteln eingefügt und erlaubt eine fantastische Einsicht in das Leben der Maya.

Der Autor hat die Gratwanderung zwischen modernster Wissenschaft und alter Mayakultur auf eine wirklich großartige Weise vollzogen. Der Maya-Kodex wird in die heutige Zeit eingebunden und immer wieder wird subtil auf das Ende des Maya-Kalenders, der 21.12.2012, hingewiesen. Aberglaube trifft auf Neuzeit. Der Konflikt findet sich auch in den Protagonisten wieder. Der Wahnsinn zum Ende der Welt ist super untergebracht. Egal, was passiert, die Leute sehen nur das Schlimmste. Sie glauben, was sie glauben wollen. Die Ruhe vor dem Sturm ist an einigen Stellen gut übermittelt worden.

Leider sind das immer nur einzelne Phasen. Zwischendurch fällt der gute Eindruck immer wieder ab.



Thomason erwähnt immer wieder wie leer und trostlos alles ist, aber dieses Weltuntergangsgefühl will sich nicht wirklich in einem festigen. Das Bild, was kurz erschaffen wird, verblasst sofort bei der nächsten Szene. Viele kleine Dinge werden beschrieben, wie zerschlagende Fenster und umherliegender Müll. Leere Straßen, auf denen Schrottautos stehen. Anscheinend ist alles sehr schnell gegangen, aber der Leser bekommt das nicht mit. Da sich fast nur auf Stanton und Manu konzentriert wird, ist dieses Chaos der Stadt nicht wirklich vorhanden.

Wie das Virus die Menschen als solche verändert, wird sehr schrecklich dargestellt und zeigt die wirklich dunkle Seite des Menschen. Keine Rücksicht auf andere, jeder denkt nur noch an sich.



Zum Ende hin werden die Kapitel immer kürzer, es geht wahnsinnig schnell und plötzlich taucht auch noch eine Liebesgeschichte auf. Sie kommt aus dem nichts und man ist in keinster Weise darauf vorbereitet worden. Es scheint ein bisschen, als war dieses Ende so nicht geplant oder der Autor suchte einen Grund warum die Protagonisten am Ende so handeln, wie sie eben handeln. Diese Liebesgeschichte ist völlig fehl am Platz und nimmt dem Buch sehr viel Spannung weg.



Dustin Thomason führt einen von Anfang an auf eine völlig falsche Fährte. Man fragt sich, warum die Wissenschaftler und Experten das Offensichtliche nicht sehen. Es trübt zwischenzeitlich das Bild, was man von der Geschichte hat. Zum Schluss ist es eine sehr gute Verwirrung, die dem Autor da gelungen ist.

Was in meinen Augen, neben der fantastischen Recherche zu Prionen und den Maya, fast das einzig Gute an dem Werk ist.


Fazit


Am Anfang wird man in die Geschehnisse hineingerissen, es geht alles verdammt schnell und die Spannung steigt sprunghaft an, nur um dann genauso schnell wieder zu verfliegen. Die Beziehung zwischen den Protagonisten ist unpassend und meines Erachtens völlig unnötig. Sie wirkt schon fast krampfhaft. Zum Ende hin sucht man die Spannung zwischen Dschungelausflügen und dem Maya-Kodex.

Es kommt das Gefühl auf, das der Autor entweder keine Lust mehr hatte oder keine Zeit es ordentlich fertig zu stellen.

Zwar glänzen die wissenschaftlichen Informationen und Einblicke in die Maya-Welt, aber das wirklich lahme Ende nimmt dem Ganzen endgültig den positiven Eindruck.

Ein Buch, das viel mehr verspricht, als es am Ende halten kann.

Klappentext

Dezember 2012. In den USA breitet sich rasend schnell eine gefährliche Epidemie aus, ganz L.A. steht bereits unter Quarantäne. Genetiker Dr. Gabriel Stanton und Maya-Forscherin Chel Manu suchen unter Hochdruck nach einer Möglichkeit, die tödliche Krankheit aufzuhalten. Sie glauben, dass ihnen ein alter Maya-Codex weiterhelfen kann. Ein Codex, der aus einem Tempel in Guatemala entwendet und in die USA gebracht wurde - von dem Mann, der später als Erster erkrankte. Was hat es mit diesem Werk auf sich? Haben die alten Maya es mit einem tödlichen Fluch belegt, der die gesamte Menschheit ausrotten wird?





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