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Meinung
Ein wissenschaftlich fundiertes und sehr gut recherchiertes Buch, das mit
Hintergrundwissen glänzt und tief in die Materie von Prionen und den alten Maya
eindringt. Der Autor setzt auf Kleinigkeiten, die in diesem Moment gut
ankommen, aber nicht dauerhaft in Erinnerung bleiben. Thomason schafft Bilder
der Verwüstung, die aber leider nicht von Dauer sind. Man selbst spürt immer
weniger die Weltuntergangsstimmung, wenn der Autor es nicht immer mal wieder
erwähnen würde. Der Anfang verspricht Spannung und die agierenden Protagonisten
haben genug Tiefe um glaubwürdig rüber zukommen. Im Großen und Ganzen
bestreiten nur zwei Menschen das Ende der Welt: Dr. Gabriel Stanton und Chel
Manu.
Dr. Stanton holt jeden Tag um die gleiche Zeit seinen Kaffee
in demselben Café. Er trifft dort die gleichen Leute, man kennt ihn und er
kennt sie. Zwar ist er geschieden, aber versteht sich noch gut mit seiner
Exfrau. Sie haben zusammen einen Hund, den sie sich „teilen“.
Er findet in einem völlig heruntergekommenen und total
überlasteten Krankenhaus einen mit einer seltenen Prionenkrankheit leidenden
Mann, allerdings glaubt ihm so wirklich niemand. Dr. Stanton findet heraus,
dass dieses Virus mutiert ist.
Stanton ist ein Arbeitstier. Nicht mehr und nicht weniger.
Er hat seine Ehe ruiniert, weil er in seiner Arbeit aufgeht. Gewohnheiten sind
ihm wichtig. Aber er hat immer noch einen Draht zu seiner Exfrau, weswegen er
sie warnt, als die Epidemie größer wird. Er denkt, dass er sie liebt, kann aber
einfach nicht über seinen Schatten springen. Für das Wohl Aller würde Dr.
Stanton so ziemlich alles machen, weswegen er seine Reputation ruiniert. Ein
bisschen wahnsinnig vielleicht, aber wenn er einfach abschalten könnte, wäre
das Bild des genialen Wissenschaftlers dahin. Der Sprung zur Glaubhaftigkeit
geht von jetzt auf gleich vonstatten. Gerade wird er noch belächelt, wegen
seiner Behauptung eine seltene Prionenkrankheit sei ausgebrochen, rennen nun
plötzlich alle in gelben Schutzanzügen durch die Gegend. Zum Ende hin handelt
er auf eigene Faust und stellt fest, dass er in die Maya-Expertin verliebt ist.
Chel Manu stammt von den Maya ab, ist in Amerika
aufgewachsen und ziemlich zerrissen, was die Zugehörigkeit zu ihrem Volk
anbelangt. Ihre Mutter ist durch und durch Amerikanisch und verbietet jedwede
Unterhaltung über ihre Vorfahren. Chel unterstützt Einwanderer in allen
Rechtsfragen, füllt Anträge mit ihnen aus oder vermittelt Termine. Sie selbst
arbeitet als Maya-Expertin in einem Museum und bekommt auf illegalem Weg den
anscheinend neu entdeckten Maya-Kodex. Anscheinend ist sie das genaue Gegenteil
zu Dr. Stanton, obwohl die beiden mehr gemein haben, als sie anfangs denken.
Sie kommt als Übersetzerin in Verbindung zu dem ersten Prionenpatienten von
Stanton. Sie erfährt, dass der Kodex von eben diesem Patienten ins Land
gebracht wurde. Der Konflikt, den sie nun ausfechten muss, ist sehr gut
ausgearbeitet. Einerseits will sie helfen, anderseits will sie den Maya-Kodex
schützen.
Chel wirkt zwischenzeitlich sehr zerrissen. Sie will den
Durchbruch schlechthin für ihr Volk, kann aber nicht ohne schlechtes Gewissen
betrügen, weil ihr viel an dem Museum liegt, bei dem sie arbeitet. Chel ist
clever, hilfsbereit und tut das Richtige, als sie Dr. Stanton unterstützt, aber
der Konflikt mit dem Maya-Kodex ist allgegenwärtig. Das grenzt fast schon an
Besessenheit. Zum Ende hin ruiniert sie ebenfalls ihre Angesehenheit und
handelt mit Stanton auf eigene Faust. Anscheinend ist sie auch in ihn verliebt.
Dustin Thomason rennt durch die ersten Kapitel, es geht
wahnsinnig schnell und auf unwichtige Informationen wird verzichtet, wenn es um
die Prionen oder die Mayas geht. Andere Sachen, wie das Drumherum des Doktors
oder der Expertin werden an manchen Stellen endlos in die Länge gezogen.
Die wissenschaftlichen Hintergründe über Prionen sind sehr
gut herausgearbeitet. Allerdings wirft der Autor manchmal zu oft mit
Fachbegriffen um sich, die nirgends erklärt sind. Bei den wissenschaftlichen
Arbeiten hat man das Gefühl, als schaue man den Wissenschaftlern über die
Schulter, aber sie reden nicht mit einem. Es scheint für das Problem der
Prionen auch Antikörper zu geben, aber ungetestet. Es ist interessant zu lesen,
wie schwierig es ist, in einer ausweglosen Situation, wie das Ende der Welt,
das Richtige zu machen. Die Prioritäten liegen ganz anders, als ein
Außenstehender denkt. Dieses scheinbar unüberwindbare Problem und die
verschiedenen Ansichten sind sehr gut beschrieben und führen letztendlich zu
dem Alleingang des Doktors.
Der Maya-Kodex wird als fertig übersetzter Text zwischen den
Kapiteln eingefügt und erlaubt eine fantastische Einsicht in das Leben der
Maya.
Der Autor hat die Gratwanderung zwischen modernster
Wissenschaft und alter Mayakultur auf eine wirklich großartige Weise vollzogen.
Der Maya-Kodex wird in die heutige Zeit eingebunden und immer wieder wird subtil
auf das Ende des Maya-Kalenders, der 21.12.2012, hingewiesen. Aberglaube trifft
auf Neuzeit. Der Konflikt findet sich auch in den Protagonisten wieder. Der
Wahnsinn zum Ende der Welt ist super untergebracht. Egal, was passiert, die
Leute sehen nur das Schlimmste. Sie glauben, was sie glauben wollen. Die Ruhe
vor dem Sturm ist an einigen Stellen gut übermittelt worden.
Leider sind das immer nur einzelne Phasen. Zwischendurch
fällt der gute Eindruck immer wieder ab.
Thomason erwähnt immer wieder wie leer und trostlos alles
ist, aber dieses Weltuntergangsgefühl will sich nicht wirklich in einem
festigen. Das Bild, was kurz erschaffen wird, verblasst sofort bei der nächsten
Szene. Viele kleine Dinge werden beschrieben, wie zerschlagende Fenster und
umherliegender Müll. Leere Straßen, auf denen Schrottautos stehen. Anscheinend
ist alles sehr schnell gegangen, aber der Leser bekommt das nicht mit. Da sich
fast nur auf Stanton und Manu konzentriert wird, ist dieses Chaos der Stadt
nicht wirklich vorhanden.
Wie das Virus die Menschen als solche verändert, wird sehr
schrecklich dargestellt und zeigt die wirklich dunkle Seite des Menschen. Keine
Rücksicht auf andere, jeder denkt nur noch an sich.
Zum Ende hin werden die Kapitel immer kürzer, es geht
wahnsinnig schnell und plötzlich taucht auch noch eine Liebesgeschichte auf.
Sie kommt aus dem nichts und man ist in keinster Weise darauf vorbereitet
worden. Es scheint ein bisschen, als war dieses Ende so nicht geplant oder der
Autor suchte einen Grund warum die Protagonisten am Ende so handeln, wie sie
eben handeln. Diese Liebesgeschichte ist völlig fehl am Platz und nimmt dem
Buch sehr viel Spannung weg.
Dustin Thomason führt einen von Anfang an auf eine völlig
falsche Fährte. Man fragt sich, warum die Wissenschaftler und Experten das
Offensichtliche nicht sehen. Es trübt zwischenzeitlich das Bild, was man von
der Geschichte hat. Zum Schluss ist es eine sehr gute Verwirrung, die dem Autor
da gelungen ist.
Was in meinen Augen, neben der fantastischen Recherche zu
Prionen und den Maya, fast das einzig Gute an dem Werk ist.
Fazit
Am Anfang wird man in die Geschehnisse hineingerissen, es
geht alles verdammt schnell und die Spannung steigt sprunghaft an, nur um dann
genauso schnell wieder zu verfliegen. Die Beziehung zwischen den Protagonisten
ist unpassend und meines Erachtens völlig unnötig. Sie wirkt schon fast
krampfhaft. Zum Ende hin sucht man die Spannung zwischen Dschungelausflügen und
dem Maya-Kodex.
Es kommt das Gefühl auf, das der Autor entweder keine Lust
mehr hatte oder keine Zeit es ordentlich fertig zu stellen.
Zwar glänzen die wissenschaftlichen Informationen und
Einblicke in die Maya-Welt, aber das wirklich lahme Ende nimmt dem Ganzen
endgültig den positiven Eindruck.
Ein Buch, das viel mehr verspricht, als es am Ende halten
kann.
Klappentext
Dezember 2012. In den USA breitet sich rasend schnell eine gefährliche Epidemie aus, ganz L.A. steht bereits unter Quarantäne. Genetiker Dr. Gabriel Stanton und Maya-Forscherin Chel Manu suchen unter Hochdruck nach einer Möglichkeit, die tödliche Krankheit aufzuhalten. Sie glauben, dass ihnen ein alter Maya-Codex weiterhelfen kann. Ein Codex, der aus einem Tempel in Guatemala entwendet und in die USA gebracht wurde - von dem Mann, der später als Erster erkrankte. Was hat es mit diesem Werk auf sich? Haben die alten Maya es mit einem tödlichen Fluch belegt, der die gesamte Menschheit ausrotten wird?(Das Copyright von zitierten Text, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit Erlaubnis von mir.)