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Mal wieder Zeit für eine "alte" Rezension:
Meinung:
Der Inhalt ist sehr leicht verständlich. In einer Welt, in
der alle Pflanzen von einem giftigen Pilz zerfressen werden, horten sich die
überlebenden Menschen in großen Komplexen zusammen. „Welt aus Staub“ spielt
hauptsächlich im Delta-Komplex. Komplexe sind die neuen Städte, die nach
griechischen Buchstaben benannt wurden, so wird zum Beispiel auch ein
Beta-Komplex im Buch erwähnt. Der Autor entführt den Leser sowohl in die
Oberschicht, wie auch in die arme Unterschicht. Man bekommt ein ausführliches
Bild vom Leben der Leute, wie es von Food Corp. gelenkt wird.
Der Inhalt ist gut strukturiert, man wird sofort in eine
Handlung geworfen. Der Spannungsbogen baut sich allmählich auf und man fiebert dem ersten Treffen der Personen
immer weiter entgegen. Da ich das Buch als E-Book gelesen habe, habe ich gar
nicht mitbekommen, wie die ersten hundert Seiten im Nu verflogen sind. Den
Höhepunkt erreicht die Geschichte erst in den letzten fünfzig Seiten, die man
dann einfach lesen muss, weil man nicht vom Buch ablassen kann. Ein spannendes
Ereignis reiht sich nach dem nächsten, doch der grobe Handlungsstrang bleibt
immer erhalten. Als Leser will man unbedingt wissen, wie es jetzt mit diesen
seltsamen Samen weitergeht und ob es sogar im Buch noch gelingt, Pflanzen
wieder auferstehen zu lassen.
Der Autor versteht es, unvorhersehbare Wendungen einzubauen
und gute Menschen plötzlich böse, oder aus anfangs nichtgemochten Charakteren
im Grunde gute Leute werden zu lassen. Besonders gegen Schluss fällt einem die
Kinnlade immer wieder herunter, so geschockt ist man von dem, was gerade
geschieht.
Auch finde ich die Thematik sehr ansprechend. Dystopien
haben mich schon immer sehr interessiert und diese Idee, einmal einen „Virus“
auf die Pflanzen loszulassen, und nicht auf die Menschen, ist auch etwas
Nichtalltägliches.
Wenn man zudem noch tiefer im Inhalt gräbt, kann man die
Kritik an unser Wirtschaftssystem erkennen. Die Lebensmittelhersteller Food
Corp. haben die Regierung an sich gerissen und kontrolliert die Stadt. Auch
schon heute kann man erkennen, wie sich die Regierung unter der Macht der
Lobbyisten beugt und im Hintergrund sie die Fäden ziehen lassen. Diese Aussicht,
wie sie im Buch dargestellt wird, ist also gar nicht so abwegig.
Was mir gefallen hat:
Besonders gut versteht es Stephan Bellem den Leser in eine
Welt voller Kummer und Schmerz zu entführen. Die Schauplätze und da besonders
der Delta-Komplex werden realistisch dargestellt, als Leser rutscht nie
ausversehen in ein Bild der heutigen Zeit. Man hat immer die kalte
Aluminium-Optik vor Augen, du vergisst nie, dass es keine Pflanzen mehr gibt.
Obwohl besonders der Protagonist Sam immer wieder denkt, er sei glücklich, hat
man als Leser immer im Hinterkopf, dass er es eigentlich gar nicht so meint. Du
fühlst mit den Personen mit, versteht ihre Handlungen und Gefühle. Besonders
gegen Schluss geht einem das Schicksal der Menschen ans Herz. Der Autor hat es
gut geschafft, einem die Personen nahe zu bringen, die Bösen zu hassen und die
Helden zu lieben.
Was mir nicht gefallen hat:
Ich selbst habe nicht viel gefunden, was es an dem Buch
auszusetzen gab. Hin und wieder verwendet der Autor ungeschickte Satzanfänge, wie
ein „Dann“ und „Danach“ hintereinander und reißen einem immer wieder aus dem
ansonsten flüssigen Lesefluss.
Mich persönlich hätte es noch interessiert, was es genauer
mit diesem Pilz, der die Pflanzen auffrisst, auf sich hat. Es wird immer nur
von einem Pilz gesprochen, aber wo er herkommt wurde nie genau erwähnt. Diese
fehlende Information nimmt etwas von der Glaubwürdigkeit der Geschichte, denn
es der Autor hätte hier sicher einiges rausholen können.
Meinung zum Aufbau:
Der Plot wird immer von verschiedenen Sichtweisen erzählt:
-Sam; Ingenieur bei Food Corp.
-Elaine; eine Schmugglerin, oder auch Försterin genannt
-Tessa; eine junge Hure, die im unteren Delta lebt
-Sid; ein Punk, der eine Gang anführt
-Mr. Bluechips; ein geheimnisvoller Mann, dessen Identität
erst am Schluss geklärt wird
Diese vielen verschiedenen Sichtweisen geben dem Leser einen
viel besseren Einblick auf die Geschichte und bringen einem die Lebensweisen
der verschiedenen Schichten viel näher. Der Autor hat sich meiner Meinung nach
genau die richtigen Personen ausgesucht, um die Verhältnisse perfekt zu
erzählen. Es wird sich, wie in so vielen Büchern, nicht nur auf die arme
Unterschicht konzentriert, sondern auch ein Bild der vermögenden, aber dennoch
oft unzufriedenen Oberschicht gezeigt. Hier bekommt man nicht das allgemeine
Gefühl vermittelt, alle Reichen in einer Dystopie wären böse, nein, es werden
auch die Ausnahmen gezeigt, was der Geschichte gleich mehr Leben gibt.
Fazit:
Das Buch eignet sich hervorragend als kurzweilige Lektüre
und wie so viele andere Dystopien bringt es einem zum Nachdenken. Wer also ein
Buch sucht, das man schnell gelesen hat, aber dennoch einen bleibenden Eindruck
hinterlässt, ist mit Stephan R. Bellems „Welt aus Staub“ gut bedient. 4 Marken
Klappentext:
Im Jahr 2177 ist die Erde ein toter Planet. Ein Pilz hat sämtliche Vegetation vom Angesicht der Welt getilgt, und die überlebenden Menschen in die Zuflucht der Megacitys gezwungen. Einige wenige Reiche herrschen über Millionen von Mittellosen. In dieser dunkelsten Stunde der Menschheit erheben sich vier Menschen, um das Schicksal des Planeten zu verändern: Danny, ein junger Ingenieur in der einzigen Firma, die Lebensmittel herstellt; Tessa, eine Prostituierte, die sich Nacht für Nacht auf den Straßen einer der letzten Städte des Planeten durchschlägt; Elaine, eine Schmugglerin, die den sterbenden Planeten nach lebendigen Pflanzen absucht, die sie an den Meistbietenden verkaufen kann; und schließlich Sam, der an der ersten oberirdischen Plantage arbeitet, die die Menschheit vom Pilz befreien könnte. Wenn ihr Leben bis zu ihrer ersten Begegnung schon kein Zuckerschlecken war, so beginnt danach der Ärger erst richtig.(Das Copyright von zitierten Text, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit Erlaubnis von mir.)