Donnerstag, 11. April 2019

"Steampunk 1851", Anthologie




[Old but gold]

Inhalt/Meinung

1.Denise Mildes – Das Ende der Fiktion
Mary Shelley zwischen dampfenden Maschinen und moralischen Vampiren neu interpretiert. Während des Lesens dachte ich die ganze Zeit „Irgendwie kennst du das doch?“ und erst am Ende war mir alles klar. Die Autorin versteht es, den Leser neugierig zu machen und auf begrenztem Raum, interessante Figuren zu erschaffen.
Die Handlung ist, mit dem von der Autorin gewählten Hintergrund, mehr als spannend und wirft -fiktiv gesehen - ein neues Licht auf Monster und Co.

2.Sabine Frambach – Monsieur Foucault und das Wesen des Lichts
Diese Geschichte wirkte auf mich sehr düster, obwohl ich noch nicht mal sagen kann, warum. Sie regte zum Nachdenken an. Ich hatte das Gefühl, dass es um mehr geht, als das, was die Autorin geschrieben hat. Vielleicht habe ich aber auch nur mehr zwischen den Zeilen gelesen, aber gerade das macht eine gute Geschichte aus: Wenn sie von dem Leser anders interpretiert wird und ihn zum Grübeln bringt (das ist durchaus positiv gemeint).

3.Marco Ansing - Lykonium
Die Art und Weise, wie diese Geschichte geschrieben wurde, fand ich am ansprechendsten. Es war einfach mal anders zu lesen, als immer die typische Kurzgeschichtenform. Man bekommt zwar eine ganze Geschichte, aber dennoch nur ein Bruchstück in einem Artikel – der natürlich nie veröffentlich wurde. Ich fand, dass dadurch der Inhalt noch spannender wurde und sich der Leser die eigentliche Geschichte, um die Artikel drum herum, selbst zusammen phantasieren konnte.
Und dieser Umstand machte es für mich zur besten Geschichte in dieser Anthologie. Ich erfuhr im Grunde nichts über die Figuren, was in der „normalen“ Form einer Kurzgeschichte gar nicht gut gewesen wäre. Ein Reporter, der sich in London die Vorstellung eines neuen Wundermittels anschauen soll. Und am Ende gerät er in ein Abenteuer, wie er es sich sicherlich noch nie vorgestellt hat. Steampunk und dunkle Wesen hervorragend miteinander verbunden.

4.Andrea Bienek – Das Meisterwerk
Interessante Interpretation des Themas. Ich muss zugeben, wenn ich an Steampunk denke, habe ich (seltsamerweise) keine Eisenbahn im Kopf. Allerdings fand ich das hier wirklich unterhaltsam und auch das Einbringen der dunklen Wesen war nicht langweilig. Die Autorin setzt gekonnt kleine Hinweise ein, bis man wusste, mit was oder wem man es zu tun hatte, nur um am Ende die ganzen Feststellungen, die der Leser gefunden hat, wieder über den Haufen zu werfen. Ich habe am Ende vor Überraschung aufgelacht, auch wenn ich dadurch auf der Seite des Wesens stand.


5.Hendrik Lambertus – R.S.O.L.
Diese Geschichte war mein Favorit für das Einbringen neuer, dunkler Wesen. Weg von dem üblichen Vampiren und ihresgleichen. Als Leser möchte man auch mal etwas anderes Lesen und das hat der Autor erstklassig hinbekommen. Ich will hier gar nicht viel verraten, denn ich finde es wirklich packend, sich vorzustellen, was diese R.S.O.L. alles machen, wo sie tätig sind und wer für sie arbeitet. Der Leser kann im Grunde nach dem Lesen seine eigene Geschichte weiterspinnen. Hiervon gerne mehr zum Lesen!

6.Markus Cremer – Archibald Leach und die Rache der Toten
Zombies, was soll ich sagen, damit hatte mich der Autor ja sowieso schon sofort! ;-) Nein, im ernst. Mein einziger Kritikpunkt richtet sich an die Länge der Geschichte. Mit etwas mehr Spielraum, hätte man hier und da und dort noch mehr auf die Einzelheiten eingehen können, denn so wirkt es doch alles etwas gehetzt. Aber es ist ja eine Kurzgeschichte. Dennoch fand ich die Idee wirklich unterhaltend. Sherlock Holmes lässt grüßen, und das alles wieder mit dem Hintergrund eines wahren Ereignisses (im weitesten Sinne). Auch hiervon gerne mehr zum Lesen!

7.Luzia Pfyl – Tote Kaninchen
Das war mal eine Geschichte! Mädels, packt die Armbrüste raus, jetzt kümmern wir um uns die Dämonen! Hervorragend! Man könnte sagen, dass etwas mehr Hintergrundwissen bezüglich des Wesens (Wieso? Warum? Weshalb?), nicht schlecht gewesen wäre, aber im Grunde kann der Leser seinen Kopf anstrengen und sich selbst die Geschichte des Wesens zusammenreimen. Und das Ende wartet mit einem wirklichen Überraschungseffekt auf. Allerdings weiß ich bis jetzt nichts mit den Kaninchen anzufangen.


8.Fabian Dombrowski – Der Automat
Nun ja. Was soll ich sagen. Im Grunde eine wirklich interessante Geschichte, bei der sich mir die Frage stellte, inwiefern von Menschen geschaffene, selbstdenkende und handelnde Maschinen, überhaupt selbst denken und handeln können und dürfen. Wie viel Mensch steckt in einem Automat? Das Ende ist eigen und sorgte dafür, dass ich noch lange über diese Gesichte nachdenken musste. Alles andere als Mainstream, ist das hier in meinen Augen die Geschichte, die den meisten Tiefgang aufweist.
Ich versuche mal mein Gefühl in Worte zu fassen: Ich las eine Geschichte und dachte, dass eben diese Geschichte eine große Frage ist, die es zu beantworten galt.

Das war mein zweiter Ausflug ins Steampunk-Genre. Nachdem ich die Anthologie gelesen hatte, musste ich für mich selbst „Steampunk“ neu definieren. Natürlich habe ich mir angeschaut, was Google und Co darüber so zu sagen haben.
Für mich aber ist Steampunk eher ein Gefühl, als eine starre Definition. Als Leser muss man dieses Gefühl innerhalb der Geschichte vermittelt bekommen und wenn ein Autor das nicht schafft, dann sollte er sich nicht in diesem Genre bewegen.
Der Art Skript Phantastik Verlag hat es geschafft, 8 Geschichten zusammen zu tragen, die mir als Steampunk-Neuling genau dieses Gefühl vermittelt, ohne ständig daraus hinzuweisen, dass wir uns neben einer dampfenden Maschine oder in einer Eisenbahn befinden.
Der Spagat zwischen Moderne, Wissenschaft, Fortschritt und Phantastik ist nicht leicht, aber alle Autoren haben den mit Bravour geschafft. Ein persönlicher Pluspunkt von mir: Wer hier die übliche Liebeskitschgeschichte sucht, kann das lange tun. Weder Kitsch noch Liebesgeschmachte, sondernd glaubwürdige Charaktere warten hier auf den Leser

Fazit

Diese Anthologie ist für Steampunk-Fans ein must have! Wissenschaft, Mechanik und die Düsternis fremder Wesen, gepaart mit interessanten Handlungen und Hintergrundinformationen ist auch für Steampunk-Neulinge genau richtig. Es wird nicht langweilig zwischen den Zeilen und Seiten. Von mir eine klare Kaufempfehlung.

Klappentext

1851 - ein Jahr voller Veränderungen. In London findet die erste Weltausstellung statt und in Australien bricht der Goldrausch aus. Dazwischen werden Firmen gegründet, Kriege bestritten, Politik gemacht, Bücher herausgegeben, Opern uraufgeführt … kurz: Geschichte geschrieben. Doch welchen Einfluss haben die dunklen Wesen der Unterwelt auf die Zahnräder, die das Uhrwerk der Geschichte antreiben? Lassen Sie sich überraschen und sehen Sie die Vergangenheit in einem vollkommen neuen Licht. Cover-Illustration von Ina Reimer | Character Studio Das Ende der Fiktion // Denise Mildes Monsieur Foucault und das Wesen des Lichts // Sabine Frambach Lykonium // Marco Ansing Das Meisterwerk // Andrea Bienek R.S.O.C. // Hendrik Lambertus Archibald Leach und die Rache des Toten // Markus Cremer Tote Kaninchen // Luzia Pfyl Der Automat // Fabian Dombrowski
 









(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

HINWEIS: Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress, IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.

Über Feedback zu meinen Beiträgen freue ich mich.
Anstatt hier zu antworten, besuche ich dich auch gerne auf deinem Blog zurück.