[Old but gold]
Inhalt/Meinung
Die Geschichte
beginnt, wie der erste Teil auch, ein paar Wochen nach Ausbruch der Seuche von
wandelnden Toten. Unsere Hauptprotagonistin ist Lilly Caul, die sich mit ihrer
Freundin einer Gruppe Menschen angeschlossen hat, nachdem sie eine Zeit lang
alleine versucht haben durchzukommen. Die Menschen in der Gruppe versuchen sich
auf den Winter einzustellen und errichten so etwas wie eine Zeltstadt, die aber
durch den Lärm immer wieder Horden von Zombies anlockt. Nachdem es zu einem
großen Zwischenfall gekommen ist, verlassen Lilly und vier ihrer Freunde die
Gruppe und versuchen ihr Glück alleine.
In Sichtnähe der
Zeltstadt finden sie eine Unterkunft und denken, dort könnten sie überwintern.
Wieder wendet sich das Blatt und über einige Umwege landen die fünf Freunde
letztendlich in Woodbury. Die Stadt, um deren Entstehen es im ersten Teil ging.
Sie ist noch ganz am Anfang ihrer Geschichte, aber der selbsternannte Governor
herrscht mit eiserner Hand, auch wenn er gerne das Gegenteil behauptet. Zuerst
glauben sie, sie sind in Sicherheit. Aber nach und nach zeigt der Governor sein
wahres Gesicht und es kommt zu einem Showdown, der sich sehen lassen kann.
Vorwort:
Als großer
Anhänger des dystopischen Genres und Fan der „The Walking Dead“ Serie, durfte
ich mir natürlich auch den zweiten Teil der dazugehörigen Roman-Reihe nicht
entgehen lassen. Ich muss zugeben, dass ich schon so einiges über Zombies
gelesen habe und mich so schnell auch nichts mehr schocken kann. Da ich ein
Verfechter der klassischen Romero-Zombies bin, hat der Autor bei mir schon mal
ein Stein im Brett. Ob dieser dort liegen bleibt, oder ich ihn nutze, um ein
paar Zombies den Kopf einzuschlagen, werden wir am Ende sehen.
ACHTUNG
Ich werde innerhalb
der Rezension hier und da ein paar Vergleiche zum ersten Teil aufführen. Wer
also beide Teile noch nicht gelesen hat, aber das noch möchte, sollte sich auf
Spoiler vorbereiten.
Ich hatte eine
hohe Erwartung an den zweiten Teil dieser Zombie-Reihe. Meine Erwartungen
wurden einerseits übertroffen, andererseits bin ich enttäuscht.
Wie man beim Lesen
des ersten Teils schnell merkte, hat die Roman-Reihe nichts mit der TV-Serie im
eigentlichen Sinne zu tun. Wir verfolgten die Entstehung des Governors, der
auch in der Serie auftaucht und über Woodbury herrscht. Auch die Stadt steht
erst an ihren Anfängen und ist noch nicht komplett gegen die Zombies gesichert.
Wir beginnen
unsere Reise ein paar Wochen, nachdem die Welt zusammengebrochen ist, und
begleiten eine junge Frau, die von Ängsten und Panik geplagt versucht zu
überleben.
Der Autor zeigt
eindrucksvoll, wie wichtig die Zusammenarbeit ist, und wie das Ende aussieht,
wenn man nicht bereit ist, zusammenzuarbeiten. Das hat er im ersten Teil auch
und ich finde es gut, dass sich diese Botschaft ebenfalls durch das ganze
zweite Buch zieht. Man spürt das Misstrauen unter den Überlebenden und die
wachsende Resignation gegenüber dem wahrscheinlich einzig möglichen Ende.
Lilly Caul kann
aber durchaus über ihren Schatten springen und macht eine Verwandlung mit, die
fast schon erschreckender ist, als die mangelnden Beschreibungen der Zombies.
Sie ist eine
schüchterne junge Frau, die es nur mit sehr viel Glück zu der Gruppe geschafft
hat. Ab einem bestimmten Zeitpunkt muss sie lernen sich anzupassen, was sehr
gut schrittweise dargestellt ist. Sie verliert sich nicht in dem ganzen Elend,
das überall Einzug hält und hinterfragt ständig ihre Gefühle und Beweggründe.
Was zwischenzeitlich als naiv, dumm und nervig empfunden werden könnte, gehört
aber zu ihrer Entwicklung dazu. Am Ende ist sie nicht mehr die gleiche Person
wie am Anfang.
Der Autor
erschafft eine interessante Figur, die man auf einer, bis jetzt kurzen Reise
begleitet hat und man ist gespannt, was man im dritten Teil noch von ihr
erwarten darf.
Sehr schnell kommt
auch der Governor ins Bild und agiert stellenweise völlig eigenhändig und im
gegensätzlichen Interesse der Überlebenden in der Stadt. Seinem Charakter wird
Tiefe verliehen, man erkennt langsam die letzte Version, wie sie in der
TV-Serie anzutreffen ist. Die Wandlung, die diese Figur durchläuft, ist
grauenvoll und man fragt sich, wie diese Person es geschafft hat, nicht zu
zerbrechen. Wenn man im ersten Teil noch einen unsicheren, ängstlichen und zu
keiner Entscheidung fähigen Mann sieht, steht man nun einem Herrscher
gegenüber, der genau weiß was er will und wie er es erreichen kann. Die
Menschen sind ihm eigentlich egal. Er lebt die Überzeugung besser zu sein, als
die Männer, aus deren Händen er Woodbury gerettet hat. Als Leser ahnt man, dass
er unaufhaltsam auf sein Ende zuarbeitet, welches aber am Ende dieses Buches
noch nicht erreicht ist. Im letzten Moment reißt er das Ruder noch einmal herum
und plötzlich scheint es, als stehe da wieder eine andere Version des Governors
vor einem. Im Moment größter Not rettet er alle und macht die Überlebenden in
der Stadt glauben, dass sich nun einiges ändert.
Robert Kirkman hat
dem Governor so viele Seiten verliehen, so viele Charakterzüge und
Erscheinungsbilder, dass man eigentlich nur hoffen kann, dass er da nicht
durcheinandergerät. Bis jetzt ist die Figur des Governors interessant, wenn
auch offensichtlich wahnsinnig. Man darf im dritten Teil gespannt sein, welche
Seiten sich dem Lesen noch offenbaren und wie der Mann weiterhin agiert.
Die Protagonistin
ist mit vier Freunden in der Stadt angekommen. Diese zu erwähnen lohnt
eigentlich gar nicht, denn am Ende des zweiten Teils sind drei davon tot und
einer durchgehend betrunken. Sie wurden erschaffen und sind gestorben, nur um
die Entwicklung der Protagonistin voranzutreiben und zu erklären. Das einzig
Interessante ist, das keiner der drei Toten durch die Zombies gestorben ist,
sondern dem Lesen vor Augen geführt wird, das in dieser neuen Welt, in welcher
die Toten die Lebenden fressen, diese eben nicht die schlimmste Gefahr sind.
Man kann seinen Mitmenschen nicht trauen und die Gründe, jemanden einfach
umzubringen, sind so trivial und nichtssagend, dass sie den Schrecken der
wandelnden Leichen noch in den Schatten stellen. Durch die Tode der Figuren
erhascht man einen kleinen Einblick auf eine Information, die man in der
TV-Serie erst sehr spät bekommt. Man muss nicht bebissen werden, um
wiederzukommen. Es wird nirgends erwähnt, das sich vielleicht die Überlebenden darüber
wundern, was man jetzt noch auf den Schock zurückführen kann. Ich hoffe, dass
darauf im dritten Teil noch eingegangen wird.
Die Figuren, die
in der Stadt leben, sind flach und fast nicht existent. Außer den Männern, die
an der Mauer stehen und Zombies erschießen, merkt man nicht, dass diese Stadt
eigentlich belebt ist. Auch wenn es sich nur um ein paar Häuserblocks handelt,
fehlt irgendetwas. Die „Wachen“ sind, bis auf einen, auch eher farblos und kaum
erwähnenswert.
Martinez hat
seinen ersten Auftritt in einem Walmart und man bekommt einen guten Eindruck,
dass er noch nicht ganz abgestumpft ist. Er vertritt zwar nicht die Politik und
Denkweise des Governors, dient ihm aber ohne seine Befehle zu hinterfragen. Ich
denke, dass dieser Mann erst Anlauf nimmt und im dritten Teil wirklich
interessant wird.
Eigentlich war es
das schon. Das Buch hat 416 Seiten und im Grunde passiert nichts. Das klingt
jetzt schlimmer als es ist. Die Geschichte liest sich flüssig, man hat genug
offene Fragen, um den dritten Teil lesen zu wollen. Alle Probleme des zweitens
Teils wurden weitestgehend geklärt. Die Figuren entwickeln sich, die Handlung
wird sehr schnell vorangetrieben. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, als
wäre ich durch die Geschichte gerannt und hatte die Hälfte verpasst. Es gibt
immer mal wieder Pufferszenen, die den Leser durchatmen lassen, welche aber
völlig untergehen in der Hektik und in dem Stress mit und wegen der Zombies.
Gerade die Zombieszenen sind so kurz und schnell zu Ende, das diese in der
ganzen Geschichte etwas in den Hintergrund geraten. Entweder sind die
Zombiekämpfe schon vorbei und man bekommt nur zu sehen, was danach noch übrig
ist, oder die Zombies werden so schnell erledigt, dass man keine Chance hatte,
sich darauf einzulassen.
Der große Showdown
am Ende wirkt etwas übertrieben. Durchaus logisch und interessant zu sehen, wie
das in der TV-Serie umgesetzt werden würde, aber einfach zu viel des Guten.
Lange vorbereitet, fiebert man auf den Kampf hin und dann ist mit einem großen
Knall plötzlich alles schon vorbei. Wirklich schade.
Robert Kirkman hat
sich im Vergleich zum ersten Teil weiterentwickelt. Die Geschichte wirkt
reifer, den Umständen angepasster und dadurch auch glaubwürdiger. Mit einfachen
Worten schafft er Bilder, die man sich vorstellen kann. Kaum Vergleiche lassen
Raum, um seine eigenen Vorstellungen einbauen zu können. Auch wenn er den
Zombies ruhig mehr Platz hätte einräumen können.
Fazit
Der Stein, den der
Autor bei mir im Brett hatte, bleibt vorerst da. Aber er gibt uns einen
Zombieroman, der ein Haufen Potenzial leider ungenutzt lässt. Wer wirkliche
gruslige, menschenfressende Zombies wie in der Serie oder noch im ersten Teil
erwartet, wird hier schwer enttäuscht. Jeder Fan der kompletten „The Walking
Dead“ Welt muss diese Bücher natürlich gelesen haben. Für alle anderen ist es
eine kurzweilige interessante Reise in die Welt des menschlichen Wahnsinns,
gepaart mit ein paar fast schon handzahmen Zombies.
Klappentext
Der lange Weg nach
Woodbury
(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)
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