Donnerstag, 31. Januar 2019

"The Walking Dead 2", Robert Kirkmann



[Old but gold]

Inhalt/Meinung

Die Geschichte beginnt, wie der erste Teil auch, ein paar Wochen nach Ausbruch der Seuche von wandelnden Toten. Unsere Hauptprotagonistin ist Lilly Caul, die sich mit ihrer Freundin einer Gruppe Menschen angeschlossen hat, nachdem sie eine Zeit lang alleine versucht haben durchzukommen. Die Menschen in der Gruppe versuchen sich auf den Winter einzustellen und errichten so etwas wie eine Zeltstadt, die aber durch den Lärm immer wieder Horden von Zombies anlockt. Nachdem es zu einem großen Zwischenfall gekommen ist, verlassen Lilly und vier ihrer Freunde die Gruppe und versuchen ihr Glück alleine.
In Sichtnähe der Zeltstadt finden sie eine Unterkunft und denken, dort könnten sie überwintern. Wieder wendet sich das Blatt und über einige Umwege landen die fünf Freunde letztendlich in Woodbury. Die Stadt, um deren Entstehen es im ersten Teil ging. Sie ist noch ganz am Anfang ihrer Geschichte, aber der selbsternannte Governor herrscht mit eiserner Hand, auch wenn er gerne das Gegenteil behauptet. Zuerst glauben sie, sie sind in Sicherheit. Aber nach und nach zeigt der Governor sein wahres Gesicht und es kommt zu einem Showdown, der sich sehen lassen kann.

Vorwort:
Als großer Anhänger des dystopischen Genres und Fan der „The Walking Dead“ Serie, durfte ich mir natürlich auch den zweiten Teil der dazugehörigen Roman-Reihe nicht entgehen lassen. Ich muss zugeben, dass ich schon so einiges über Zombies gelesen habe und mich so schnell auch nichts mehr schocken kann. Da ich ein Verfechter der klassischen Romero-Zombies bin, hat der Autor bei mir schon mal ein Stein im Brett. Ob dieser dort liegen bleibt, oder ich ihn nutze, um ein paar Zombies den Kopf einzuschlagen, werden wir am Ende sehen.
ACHTUNG
Ich werde innerhalb der Rezension hier und da ein paar Vergleiche zum ersten Teil aufführen. Wer also beide Teile noch nicht gelesen hat, aber das noch möchte, sollte sich auf Spoiler vorbereiten.

Ich hatte eine hohe Erwartung an den zweiten Teil dieser Zombie-Reihe. Meine Erwartungen wurden einerseits übertroffen, andererseits bin ich enttäuscht.
Wie man beim Lesen des ersten Teils schnell merkte, hat die Roman-Reihe nichts mit der TV-Serie im eigentlichen Sinne zu tun. Wir verfolgten die Entstehung des Governors, der auch in der Serie auftaucht und über Woodbury herrscht. Auch die Stadt steht erst an ihren Anfängen und ist noch nicht komplett gegen die Zombies gesichert.
Wir beginnen unsere Reise ein paar Wochen, nachdem die Welt zusammengebrochen ist, und begleiten eine junge Frau, die von Ängsten und Panik geplagt versucht zu überleben.
Der Autor zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die Zusammenarbeit ist, und wie das Ende aussieht, wenn man nicht bereit ist, zusammenzuarbeiten. Das hat er im ersten Teil auch und ich finde es gut, dass sich diese Botschaft ebenfalls durch das ganze zweite Buch zieht. Man spürt das Misstrauen unter den Überlebenden und die wachsende Resignation gegenüber dem wahrscheinlich einzig möglichen Ende.

Lilly Caul kann aber durchaus über ihren Schatten springen und macht eine Verwandlung mit, die fast schon erschreckender ist, als die mangelnden Beschreibungen der Zombies.
Sie ist eine schüchterne junge Frau, die es nur mit sehr viel Glück zu der Gruppe geschafft hat. Ab einem bestimmten Zeitpunkt muss sie lernen sich anzupassen, was sehr gut schrittweise dargestellt ist. Sie verliert sich nicht in dem ganzen Elend, das überall Einzug hält und hinterfragt ständig ihre Gefühle und Beweggründe. Was zwischenzeitlich als naiv, dumm und nervig empfunden werden könnte, gehört aber zu ihrer Entwicklung dazu. Am Ende ist sie nicht mehr die gleiche Person wie am Anfang.
Der Autor erschafft eine interessante Figur, die man auf einer, bis jetzt kurzen Reise begleitet hat und man ist gespannt, was man im dritten Teil noch von ihr erwarten darf.

Sehr schnell kommt auch der Governor ins Bild und agiert stellenweise völlig eigenhändig und im gegensätzlichen Interesse der Überlebenden in der Stadt. Seinem Charakter wird Tiefe verliehen, man erkennt langsam die letzte Version, wie sie in der TV-Serie anzutreffen ist. Die Wandlung, die diese Figur durchläuft, ist grauenvoll und man fragt sich, wie diese Person es geschafft hat, nicht zu zerbrechen. Wenn man im ersten Teil noch einen unsicheren, ängstlichen und zu keiner Entscheidung fähigen Mann sieht, steht man nun einem Herrscher gegenüber, der genau weiß was er will und wie er es erreichen kann. Die Menschen sind ihm eigentlich egal. Er lebt die Überzeugung besser zu sein, als die Männer, aus deren Händen er Woodbury gerettet hat. Als Leser ahnt man, dass er unaufhaltsam auf sein Ende zuarbeitet, welches aber am Ende dieses Buches noch nicht erreicht ist. Im letzten Moment reißt er das Ruder noch einmal herum und plötzlich scheint es, als stehe da wieder eine andere Version des Governors vor einem. Im Moment größter Not rettet er alle und macht die Überlebenden in der Stadt glauben, dass sich nun einiges ändert.
Robert Kirkman hat dem Governor so viele Seiten verliehen, so viele Charakterzüge und Erscheinungsbilder, dass man eigentlich nur hoffen kann, dass er da nicht durcheinandergerät. Bis jetzt ist die Figur des Governors interessant, wenn auch offensichtlich wahnsinnig. Man darf im dritten Teil gespannt sein, welche Seiten sich dem Lesen noch offenbaren und wie der Mann weiterhin agiert.

Die Protagonistin ist mit vier Freunden in der Stadt angekommen. Diese zu erwähnen lohnt eigentlich gar nicht, denn am Ende des zweiten Teils sind drei davon tot und einer durchgehend betrunken. Sie wurden erschaffen und sind gestorben, nur um die Entwicklung der Protagonistin voranzutreiben und zu erklären. Das einzig Interessante ist, das keiner der drei Toten durch die Zombies gestorben ist, sondern dem Lesen vor Augen geführt wird, das in dieser neuen Welt, in welcher die Toten die Lebenden fressen, diese eben nicht die schlimmste Gefahr sind. Man kann seinen Mitmenschen nicht trauen und die Gründe, jemanden einfach umzubringen, sind so trivial und nichtssagend, dass sie den Schrecken der wandelnden Leichen noch in den Schatten stellen. Durch die Tode der Figuren erhascht man einen kleinen Einblick auf eine Information, die man in der TV-Serie erst sehr spät bekommt. Man muss nicht bebissen werden, um wiederzukommen. Es wird nirgends erwähnt, das sich vielleicht die Überlebenden darüber wundern, was man jetzt noch auf den Schock zurückführen kann. Ich hoffe, dass darauf im dritten Teil noch eingegangen wird.

Die Figuren, die in der Stadt leben, sind flach und fast nicht existent. Außer den Männern, die an der Mauer stehen und Zombies erschießen, merkt man nicht, dass diese Stadt eigentlich belebt ist. Auch wenn es sich nur um ein paar Häuserblocks handelt, fehlt irgendetwas. Die „Wachen“ sind, bis auf einen, auch eher farblos und kaum erwähnenswert.
Martinez hat seinen ersten Auftritt in einem Walmart und man bekommt einen guten Eindruck, dass er noch nicht ganz abgestumpft ist. Er vertritt zwar nicht die Politik und Denkweise des Governors, dient ihm aber ohne seine Befehle zu hinterfragen. Ich denke, dass dieser Mann erst Anlauf nimmt und im dritten Teil wirklich interessant wird.

Eigentlich war es das schon. Das Buch hat 416 Seiten und im Grunde passiert nichts. Das klingt jetzt schlimmer als es ist. Die Geschichte liest sich flüssig, man hat genug offene Fragen, um den dritten Teil lesen zu wollen. Alle Probleme des zweitens Teils wurden weitestgehend geklärt. Die Figuren entwickeln sich, die Handlung wird sehr schnell vorangetrieben. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, als wäre ich durch die Geschichte gerannt und hatte die Hälfte verpasst. Es gibt immer mal wieder Pufferszenen, die den Leser durchatmen lassen, welche aber völlig untergehen in der Hektik und in dem Stress mit und wegen der Zombies. Gerade die Zombieszenen sind so kurz und schnell zu Ende, das diese in der ganzen Geschichte etwas in den Hintergrund geraten. Entweder sind die Zombiekämpfe schon vorbei und man bekommt nur zu sehen, was danach noch übrig ist, oder die Zombies werden so schnell erledigt, dass man keine Chance hatte, sich darauf einzulassen.
Der große Showdown am Ende wirkt etwas übertrieben. Durchaus logisch und interessant zu sehen, wie das in der TV-Serie umgesetzt werden würde, aber einfach zu viel des Guten. Lange vorbereitet, fiebert man auf den Kampf hin und dann ist mit einem großen Knall plötzlich alles schon vorbei. Wirklich schade.

Robert Kirkman hat sich im Vergleich zum ersten Teil weiterentwickelt. Die Geschichte wirkt reifer, den Umständen angepasster und dadurch auch glaubwürdiger. Mit einfachen Worten schafft er Bilder, die man sich vorstellen kann. Kaum Vergleiche lassen Raum, um seine eigenen Vorstellungen einbauen zu können. Auch wenn er den Zombies ruhig mehr Platz hätte einräumen können.


Fazit

Der Stein, den der Autor bei mir im Brett hatte, bleibt vorerst da. Aber er gibt uns einen Zombieroman, der ein Haufen Potenzial leider ungenutzt lässt. Wer wirkliche gruslige, menschenfressende Zombies wie in der Serie oder noch im ersten Teil erwartet, wird hier schwer enttäuscht. Jeder Fan der kompletten „The Walking Dead“ Welt muss diese Bücher natürlich gelesen haben. Für alle anderen ist es eine kurzweilige interessante Reise in die Welt des menschlichen Wahnsinns, gepaart mit ein paar fast schon handzahmen Zombies.


Klappentext

Der lange Weg nach Woodbury

Die Apokalypse ist über die Menschheit hereingebrochen, und die Toten machen Jagd auf die Lebenden. Im harten Überlebenskampf zählt nur Stärke oder Gemeinschaft. So wie in der Siedlung Woodbury, wo der Governor ein hartes, aber effizientes Regime errichtet hat. Als sich die junge Lilly Caul gerade noch so nach Woodbury retten kann, glaubt sie zunächst, sie sei im Paradies – bis sie eine furchtbare Entdeckung macht: In diesem Paradies herrscht ein Teufel, und er kennt keine Gnade …















(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

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