[Rezensionsexemplar]
Inhalt/Meinung
Ich liebe
Märchenadaptionen! Auch wenn es hier eher um eine Balladenadaption geht (gibt
es das Wort überhaupt?!), war ich doch sehr gespannt, wie man das bekannte
Gedicht von Goehte anders umsetzen kann. Etwas Altes neu interpretieren. Ich
finde das immer sehr spannend und hab mich wirklich sehr auf die Geschichte
gefreut!
Carola Wolff hat
ein unglaubliches Talent, Gedanken und Bilder in Worte zu fassen und ihren
Figuren damit Leben einzuhauchen. Von Anfang an war ich in der Geschichte drin
und fühlte, was alle anderen fühlten. Ich roch, sah und hörte genau das Gleiche
wie die Figuren. Ich wurde zu einer von ihnen und kämpfte. Um mich, um den Wald
und in erster Linie um die Liebe meiner Familie.
All das erlebte
ich mit Finn. Finn muss die Sommerferien mit seinem Vater, dessen neuer Frau
und seinem kleinen Stiefbruder mitten im Nirgendwo verbringen, da sein Vater
dort ein neues Wellnesshotel bauen möchte. Dafür muss ein Wald weichen. Ein
alter, mystischer Wald, der auf Finn eine Anziehung ausübt, der er kaum
widerstehen kann. Außerdem kommen die Dorfbewohner immer wieder mit Elfen und
dem Erlkönig. Aber ganz ehrlich, das ist doch alles nur ein Märchen? Wer glaubt
schon an Elfen?
Ach ja, und dann wäre da noch ein Mädchen…
Ach ja, und dann wäre da noch ein Mädchen…
Finn ist ein
wirklich rationaldenkender Mensch, der wahnsinnig gerne zeichnet und sich auf
einer Kunsthochschule bewerben will. Sein Vater sieht in eher als Erbe seines
Hotelimperiums. Tja und da sind die Konflikte vorgezeichnet. Seine Stiefmutter
ist kaum existent, sie hat meistens Migräne, jammert rum und drückt Finn ihren
kleinen Sohn aufs Auge. Mehr kann sie nicht. Ist aber auch nicht wirklich
schlimm, denn zur Geschichte selbst trägt sie nichts bei. Wäre sie nicht
anwesend gewesen, wäre es auch nicht aufgefallen.
Finn und sein
Vater allerdings führen täglich kleine Kämpfe aus, die sehr an Finn kratzen und
ihn schließlich zu Handlungen führen, die er schnell bereut. Finn gerät in eine
Welt, an die er nicht glaubte, die ihn aber einsaugt und nur scher wieder gehen
lassen will. Magie existiert und das jeden Tag um uns herum. Finn muss sich
entscheiden ob er auf dem einfachen Weg zufrieden sein will oder auf dem
schwierigen wirklich glücklich.
Die Welt, die Carola Wolff erschafft ist durchwoben von Zauber, von Magie und von alten
Geschichten. Es sind die Elfen, die über die Natur herrschen, die sich vor den
Menschen verstecken und immer wieder weichen müssen. Aber auch bei ihnen ist
nicht immer alles schön. Es gibt nicht nur Tanz und Gesang. Auch unter den
Elfen herrscht Missgunst, Trauer und Hass. Es gibt Elfen, die sich für was
Besseres halten und das auch jedem zeigen. Und dann gibt es die Elfen, die
sehen. Die wirklich sehen, was passiert und die einen Krieg verhindern wollen.
Einen Krieg, der nicht nur gegen die Menschen geht, sondern vor allem gegen das
eigene Volk. Veränderungen müssen her und das auf beiden Seiten. Jeder muss
über seinen eigenen Schatten springen, egal ob Mensch oder Elf. Jeder hat in
dieser Geschichte sein Päckchen zu tragen und nach und nach kommt alles ans
Licht. Liebe, Freundschaft und Familie.
Es ist die Magie,
die mich an die Seiten fesselte. Der alte Wald, den ich um mich herum spürte
und den ich mit allen Sinnen wahrnahm. Würzig, wie nasses Laub. Gewaltig, durch
die alten, großen, knochigen Bäume. Efeuranken, die sich bewegen. Und der Wind,
der durch die Blätter wispert. Der Wald ist sich selbst genug und will keinen
Besuch. Magie hat viele Gesichter und die Autorin hat sie auf ganz wunderbare
Weise eingefangen. Es war immer wieder spannend, auch wenn ich dachte, dass
alles gut wird, legte sie noch einen drauf und es wurde schlimmer. Es muss
immer erst richtig schlimm werden, bevor es wirklich besser werden kann und
dass zeigt Carola Wolff sehr eindringlich. Zugleich ist es eine Erinnerung
daran, dass wir die Natur mehr brauchen, als sie uns. Sie kommt gut alleine
klar. Wir ohne sie allerdings nicht. Gerade in aktuellen Zeiten ein wichtiges
Thema!
Fazit
„Der Fluch des
Erlkönigs“ reitet nicht bei Nacht geschwind an mir vorbei. Er zog mich mit sich
in ein Abenteuer voller Magie und Elfen. Voller ungesagter Worte, Misstrauen,
Liebe und Freundschaft. Und voller Glauben daran, dass die alten Märchen
wirklich wahr sind. Es wäre doch wirklich schade, wenn unsere Welt ohne all die
magischen Geschichten auskommen müsste. Oder? Carola Wolff bringt uns den
Glauben an Elfen und Feen zurück. Wenn ich das nächste Mal im Wald spazieren
gehe, passe ich genau auf, wohin ich trete. Oder auf was. Und Hügel meide ich
besser ganz. ^^
Klappentext
Ein Wellness-Hotel
in ein abgelegenes Waldgebiet zu setzen ― für den Baulöwen Harry Kaiser ist
dies Projekt das wichtigste seiner Karriere. Proteste von Naturschützern glaubt
er niederbügeln zu können, und würde ihm jemand sagen, dass sein Vorhaben die
Heimat eines Elfenvolkes zerstört, würde der Unternehmer dies als spinnert
abtun. Eher zufällig gerät Harrys Sohn Finn zwischen die Fronten. Der junge
Mann, ein begabter Zeichner, dessen künstlerische Neigungen so gar nicht den
Vorstellungen des Vaters von einem Nachfolger entsprechen, hadert mit der
familiären Situation, trauert um die tote Mutter, fühlt sich missachtet. Finn
lernt die Öko-Aktivistin Tonia kennen und gerät in den Bann der Erlkönigin.
(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)
Sehr schöne Rezension, aber huch! Wer ist Tanja Rast? :-)
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