[Old but gold]
Inhalt/Meinung
Die Grundidee von
„Wenn Blau im Schwarz ertrinkt“ scheint auf den ersten Blick klar zu sein: eine
hübsche, junge Frau verliebt sich (neu) in einen Mann, den sie seit Kindertagen
kennt. Natürlich hat er eine dunkle Seite, er ist einfach nicht von dieser Welt.
Kennt man, hat man als Leser schon überall gelesen. So jedenfalls dachte ich am
Anfang. Schnell wurde ich eines besseren belehrt, denn die Geschichte um Nick
und Gwen, die beiden Hauptprotagonisten, greift viel, viel tiefer als man als
Leser auf den ersten Blick denkt.
Der Prolog macht
eindeutig neugierig auf mehr. Als Charaktereinführung ist die Art des
Rückblicks sehr gut gewählt. Ich bekam einen kurzen Einblick auf die späteren
Personen und erste Hinweise, das mehr im Spiel ist, als ich zuerst gedacht
habe. Die „Satz in Satz Methode“ (Schachtelsätze) sorgt leider für mehr
Verwirrung als nötig und bringt hier und da unschöne Wortwiederholungen von
„schlicht“ und „schlichtweg“ hervor.
Gerade bei den
ersten Seiten hatte ich etwas Probleme mich in die recht seltsame und poetische
Schreibweise einzufinden. Sie passt allerdings zur Geschichte, auch wenn diese
in unserer Welt spielt und zieht sich durch die gesamte Geschichte, deswegen
wird es einfacher, sobald man als Leser den Sprung zwischen die Zeilen geschafft
hat. Durch den recht hohen Spannungsbogen bleibt man auch stets in der
Geschichte gefangen, bis zum Ende hin wurde es mir nicht einmal langweilig,
während ich Nick und Gwen begleitet habe.
Auch wenn der
Prolog in der Vergangenheit spielt, steigt die Geschichte ohne großes Vorspiel
bei der Wiederbegegnung von Nick und Gwen an. Ein einschneidendes Erlebnis
zeigt uns Lesern und auch Gwen, das Nick irgendwie anders ist. Gut und Böse
scheinen nicht weit voneinander entfernt zu sein. Denn Nick ist ein Halbsensat,
entstanden durch die ungewollte Verbindung von Licht und Dunkel, aber er hat
eine menschliche Mutter.
Am Anfang erschien
mir Nick als Normal, vielleicht ein bisschen zu aggressiv. Ich wurde nicht so
richtig schlau aus ihm, bis er selbst die Erklärung seines Verhaltens liefert.
Danach wird so einiges klarer, auch wenn ich mir denken konnte, das er anders
ist. Allerdings weiß man auch nach seiner eigenen Erklärung noch nicht ganz
genau, was die Sensaten eigentlich sind und vor allem, was sie eigentlich
wollen. Diese Unwissenheit wird auch am Ende von der Geschichte nicht vollends
aufgelöst. Man bekommt als Leser zwar hier und da immer wieder kleine Hinweise
und auch mehr Informationen zur Entstehung, aber der Grundantrieb der Sensaten
ist unklar. Was allerdings nicht schlimm ist. Nick ist am Ende der Geschichte
ein laufendes Rätselbuch und genau das hält die Spannung für den zweiten Teil.
Ich habe genug erfahren, um offenen Fragen zu entgehen und bin trotzdem
neugierig genug, was aus Nick noch wird. In welche Richtung er sich
letztendlich entwickelt und ob seine Liebe in dem kalten Menschen noch eine
Chance hat.
Gwen ist da schon
schwerer zu greifen, obwohl sie viel öfter im Vordergrund steht. Sie erlebt in
sehr kurzer Zeit viele, manchmal äußerst gewalttätige Situationen, an denen sie
sehr lange zu arbeiten hat. Vieles lässt sich nicht sofort analysieren und
einiges ist auch noch sehr verwirrend, da sie die Hintergründe nicht kennt oder
sofort versteht. Eins muss man ihr lassen, sie scheint wirklich stark zu sein
und zerbricht nicht an der Last. Zwar leidet ihre Konzentration, was einen
Zwangsurlaub von der Arbeit heraufbeschwört, aber ansonsten läuft ihr Verstand
noch rund. Was ihre Arbeit angeht, bin ich da etwas zwiegespalten. Warum sie
das macht, wird am Ende klarer: es liegt einfach in ihrer Natur, anderen zu
helfen.
Allerdings hat ihr
Arbeitgeber einen ganzen Eimer voll Kulanz und Verständnis, was in meinen Augen
doch etwas weit hergeholt ist. Gerade in einem Krankenhaus geht das sicherlich
nicht so einfach, dass eine Assistenzärztin einfach mal ein paar Wochen Urlaub
nimmt und auch das zu spät kommen ohne weiteren Ärger vom Tisch ist. Für Gwen
kommt die freie Zeit genau richtig, nur hätte das vielleicht etwas anders
geregelt werden können. In meinen Augen ist es einfach zu viel Verständnis, das
ihr Chef an den Tag legt.
Die Autorin
erwähnt zwar immer wieder, dass Gwen am Boden liegt (metaphorisch), aber es ist
nicht nachvollziehbar, da ihre Handlungen das Gegenteil zeigen. Sie befasst
sich weiter mit Nick, obwohl er sie verdammt schlecht behandelt. Sie versucht
ihre Familie und Freunde zu retten und behält auch bei einem Todesfall einen
relativ klaren Kopf. Am Ende bekommt man dafür eine wirklich interessante
Erklärung geliefert, die ein ganz anderes Bild auf das Verhalten von Gwen wirft
und ich musste meine Meinung über sie ändern. Es hat mir sehr gut gefallen, das
die Autorin die Leser hier zuerst in eine ganz andere Richtung lenkt, was das
Erscheinungsbild von Gwen angeht und am Ende eine weitreichende Information
über sie auspackt. Dennoch hätte ich mir irgendwie mehr Informationen über Gwen
gewünscht. Sie ist eine sympathische Hauptprotagonistin, bei der mir aber
leider ein paar mehr Hintergrundinformationen gefehlt haben, gerade weil sie
immer mal wieder von sich selbst sagt, anders zu sein.
Das Verhältnis
zwischen Nick und Gwen ist noch lange
nicht an seinem Endziel angelangt und wird wahrhaftig auf eine sehr harte Probe
gestellt. Als Leser bekommt man einen kurzen Einblick, wie es zwischen den
beiden früher war und nimmt das unbewusst als Vergleich. Als Kinder scheinen
sie sich sehr nahe gestanden zu haben, ein Verständnis auch ohne Worte. Sie
waren auf einer Wellenlänge, wie man so schön sagt. Die plötzliche und
jahrelange Trennung hat dem Verbundenheitsgefühl zwar keinen Abbruch getan,
aber beide haben sich weiter entwickelt und hinterfragen nun die Taten des
anderen. Es wird nichts mehr Vorbehaltslos hingenommen. Aus Kindern sind
Erwachsene geworden, die ihr eigenen Päckchen tragen müssen und diese aus einem
unerfindlichen Grund nicht mit der wichtigsten Person im Leben teilen wollen.
Schutz vor
Gefahren ist immer wieder eine tolle Ausrede, aber im Grunde macht dieser
Schutz alles Schlimmer, was Gwen und Nick schmerzhaft erfahren müssen. Man
spürt die Entwicklung und Verschiebung des Verhältnisses zwischen den beiden
immer wieder auf ein Neues. Allerdings wird es nicht langweilig, denn die
Situationen treiben die Handlung voran und entwickeln die Charaktere.
Was das
Zwischenmenschliche angeht, gehen Nick und Gwen einen langsamen Weg.
Als sie doch recht
überstürzt bei ihm einzieht und es dann auch nicht lange dauert, bis „mehr“
passiert, dachte ich, dass jetzt dieses übliche Liebesgeschmachte kommt und hab
innerlich schon genervt aufgestöhnt. Aber wieder einmal überraschte mich Sandra
Andrea mit einem unerwarteten Handlungswechsel, der aber nicht verkrampft oder
erzwungen wirkte, sondern sich in die schon bestehende Handlung problemlos
eingefügt hat.
Natürlich darf in
so einer Geschichte kein Antagonist fehlen. Wenn wir es hier auch mit zwei zu
tun haben. Einen für Nick und eine Widersacherin für Gwen.
Nicks Gegenspieler
bleibt bis zum Ende eine Person, die man nicht einzuschätzen wagt und auch ich
habe noch keine abschließende Meinung über ihn. Nicht mal eine Vorläufige.
Merkas gehört zu den reinen Sensaten und blickt eigentlich abwertend auf Nick,
da dieser ja nur ein Halber ist. Dennoch will er Gwen loswerden, weil sie ihm
im Weg steht, was Nick und sein Verhalten angeht. Auch ist mir noch nicht ganz
klar, ob die Welt der Sensaten wie unsere ist, ob es dort einen „Chef“ gibt und
ob das eben Merkas ist. Wenn in der Geschichte in die Welt der Sensaten
eingetaucht wird, spielt das alles meistens an einem Ort und das gibt leider
nicht allzu viel über diese andere Welt preis. Ich hoffe im zweiten Teil mehr
darüber zu erfahren, da es im Ersten in meinen Augen mehr um Nick und Gwen
ging. Sie sollte erfahren was er ist, welche Rolle sie spielt und die Sensaten
wurden dem Leser erstmal nur nähergebracht.
Auch wenn das
alles doch recht positiv klingt, habe ich natürlich auch ein paar Anmerkungen
zum Text allgemein. Wie anfangs schon erwähnt, waren die Schachtelsätze
verwirrend. Zum Glück verlieren diese sich nach ein paar Seiten und man kann
bis zum Schluss den flüssigen Schreibstil genießen. Gerade auf den ersten
Seiten finden sich vermehrt auch Tipp- und Rechtschreibfehler, die mir sofort
ins Auge gesprungen sind. Manchmal fehlt nur ein Buchstabe oder die
Formulierung ist seltsam.
Eine anfängliche,
vermehrte Wortwiederholung von „schlicht“ und „schlichtweg“ und (mein
persönlicher Favorit) das eindeutige Lieblingswort der Autorin: „Ihrigen“.
Dieses Wort taucht meines Erachtens zu oft auf, auch wenn es neu und sicherlich
in nicht vielen Geschichten zu finden ist, wäre vielleicht weniger mehr
gewesen.
Diese kleinen
Vertipper werden aber weniger. Es kann gut sein, dass mich die Geschichte so
gefangen hatte, dass sie mir dann gar nicht mehr aufgefallen sind. Wie gesagt,
direkt am Anfang ist so etwas immer recht unschön, aber ich finde, da sich die
Fehler nicht Häufen, kann man bei dieser Geschichte auch mal ein Auge zudrücken
und darüber hinweglesen.
Nun noch ein paar
Worte zu dem Ende der Geschichte. Es ist ein zweiter Teil geplant, also muss
die Autorin irgendwo einen Schnitt machen. Und ich finde, das hat sie hier
perfekt gelöst. Das Kernproblem ist beendet, Gwen weiß nun, was es mit Nick auf
sich hat. Es wäre also noch das Problem mit den Sensaten und Gwens
Hintergrundgeschichte zu lösen. Genug Stoff, um in einem zweiten Teil separat
als eigenständiges Kernproblem behandelt zu werden. Und um das ganze Geschehen
herum müssen Nick und Gwen natürlich noch um ihre Liebe kämpfen. Für mich
fühlte es sich genau an dieser Stelle richtig an, erstmal Luft schnappen zu
können. Gwen hat viel Stoff zum Nachdenken bekommen und die Autorin serviert
uns sogar noch einen neuen Mitspieler.
Und ich möchte
auch hier noch mal den Titel erwähnen. Ich persönlich finde ihn ganz, ganz toll
und mehr als passend. Diese fünf Worte geben in ihrer Schlichtheit den ganzen
Inhalt des Buches wieder. So einen wunderschönen Titel sollte man viel öfters
lesen.
Fazit
„Wenn Blau im
Schwarz ertrinkt“ ist eine Geschichte über Liebe, die untrennbar mit dem Hass
verbunden ist.
Die Autorin fragt
den Leser zwischen den Zeilen, was man bereit ist für die Liebe zu geben. Im
Grunde ist es eine Grundsatzdiskussion über das Geben und Nehmen in der
Beziehung, verpackt in eine Geschichte mit Magie und Poesie, die einem als Leser
zum nachdenken anregt und Fragen über die Liebe als solche aufwirft. Trotz des
wirklich holprigen Einstiegs in die Geschichte fand ich mich schnell in der
Welt von Gwen und Nick zurecht. Die Geschichte hat mich berührt, ohne eine
reine Liebeserzählung zu sein. Ich kann mit gutem Gewissen eine Leseempfehlung
für all die aussprechen, die mal eine etwas andere Liebes-Fantasy-Geschichte
lesen möchten.
Klappentext
*Dark Romantasy
voller Magie, Poesie, großen Emotionen und düsterer Dramatik*
Ein Zauber, der zu
einem Fluch wird.
Hüter, die zu
dunklen Wesen werden.Licht inmitten von Dunkelheit.
Die Wege des
Halbsensaten Nikolaj und des Menschenmädchens Gwen kreuzen sich im Kindesalter.
Von diesem Tag an sind ihre Leben unwiderruflich miteinander verwoben. Nach
einer gewaltsamen Trennung finden sie als Erwachsene erneut zueinander, doch
die Jahre haben Spuren hinterlassen. Vor allem bei Nikolaj. Er offenbart Gwen
seine wahre Natur, weil er befürchtet, sie sonst zu verlieren. Doch die Angst,
dass sie sich von ihm abwenden wird, frisst ihn weiterhin von innen heraus auf.
Schnell kommt weit mehr an die Oberfläche, als ihm lieb ist. All die Ereignisse
und Enthüllungen stellen ihre Verbindung auf eine harte Probe. Darüber hinaus
muss Gwen entdecken, dass nicht nur Nikolaj von Geheimnissen umgeben ist …
Es beginnt ein
Kampf um Anerkennung, Gnade, Akzeptanz. Und allem voran: um Liebe.
(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)
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