[Old but gold]
Inhalt/Meinung
Vor ein paar
Jahren erschufen die Menschen Soldaten – sogenannte Partials – damit diese für
sie gegen China in den Krieg zogen. Als der Krieg gewonnen war, wussten die
Schöpfer nicht mehr wohin mit ihnen, also wurden sie in Slums gesteckt, mussten
unmenschliche Arbeit verrichten und bekamen nichts als Misstrauen dafür. Die
Partials ließen sich das auf Dauer nicht gefallen. Sie stellten sich mit einem
erneuten Krieg gegen ihre Schöpfer und gewannen abermals. Viele Menschen
starben und die Partials wurden seitdem nicht mehr gesichtet. Die restlichen
Überlebenden verschanzten sich auf Long Island – unwissend, was in der restlichen Welt vor
sich geht. Aus noch unerforschten Gründen wurde bei der Erschaffung der
Partials gleichzeitig ein RM Virus auf die Menschen übertragen, der dafür
sorgt, dass Neugeborene nicht länger als ein paar Stunden überleben. Dadurch
droht die Menschheit nach und nach auszusterben, und hier kommt der Mittelpunkt
der ganzen Geschichte: Die Heilung dieses RM Virus und somit die Rettung der
übrig gebliebenen Menschheit. Kira Walker, die Hauptprotagonistin, arbeitet im
Alter von 16 Jahren auf der einzigen Entbindungsstation. Die Kälte mit derer
die toten Babys und verzweifelten Mütter behandelt werden, stößt Kira ab und
sie fragt sich, ob das alles ist was man machen kann: Nur den Tod der Babys
dokumentieren und auf das Nächste warten.
Das
Zukunftsgesetzt, vom Senat beschlossen, sorgt dafür, dass alle Frauen ab 18
Jahren schwanger werden müssen. Damit der Fortbestand der Menschheit gesichert ist,
wird es auf 16 gesenkt. Jede Frau, die nicht innerhalb von zwei Monaten
schwanger wird, wird bestraft.
Kira möchte eine
Therapie finden und begibt sich dafür mit ihren Freunden auf das Festland,
welches von den Partials bevölkert wird.
Wie durch ein Wunder
bekommen sie einen Partial in die Hände und der Senat beschließt, dass Kira an
ihm forschen kann.
Eine lange und
aufschlussreiche Reise liegt vor ihr, an deren Ende Kira nicht mehr weiß, wem
sie noch trauen kann und wem nicht.
Dan Wells
überraschte mich auch hier wieder mit einem völlig neuen Weg, den er mit diesem
Genre und der Protagonistin einschlägt. Die ist nämlich, im Gegensatz zu seinen
vorherigen Romanen, eine weibliche Person.
Hinzu kommt das Gerne Dystopie, dass er ebenfalls zum ersten Mal
riskiert. Wer seine vorherigen Werke kennt, weiß, dass Dan Wells es gerne wagt,
neue Dinge zu probieren, und wie auch in seinen anderen Werken, schaffte er es
mit Partials bemerkenswert gut, dass alles so rüberzubringen, als bewege er
sich Jahrelang in diesem Genre.
Kommen wir erst
einmal zu der Idee an sich:
Partials,
sogenannte Krieger, die in der Vergangenheit gebaut wurden (wohl bemerkt von
Menschen) um gegen einen großen Krieg für die Menschheit zu kämpfen. Ein Virus, dass vor genau 11 Jahren von den
Partials erzeugt wurde und seitdem her dafür sorgte, dass jedes Neugeborene
nach nur wenigen Stunden stirbt. Jede
Menge Chaos, dass dem Ausmaß der immer stärker aussterbenden Menschheit
verdeutlicht. Um das zu verhindern, wurde von dem Regierenden Senat ein
Zukunftsgesetzt erlassen, dass alle Frauen ab 16 Jahren dazu zwingt, als
Brutmaschine zu fungieren. Man liest also deutlich heraus, dass sich das
Hauptziel dieser ganzen Geschichte um das verhindern der sterbenden Babys dreht
und dazu muss der RM Virus genauestens in dem Krankenhaus von den Forschern
beobachtet und dokumentiert werden. Und da kommt die Hauptprotagonistin Kira
Walker hinzu, denn diese ist in der Entbindungsstation im Krankenhaus als
Krankenschwester tätig, und sieht seit Wochen mit an, wie ein Baby nach dem
anderen stirbt. Die Idee an sich also ist doch recht frisch und überzeugt
gleich in den ersten Seiten, wo wir an Kiras Seite im Krankenhaus sind und
ihren Alltag mit den sterbenden Babys mitverfolgen können.
Dan Wells größte
Stärke ist unter anderem seine sehr gute Recherche. So hat er sich Gedanken
gemacht, wie die Menschen ohne Strom auskommen müssen, wie im Krankenhaus
Forscher arbeiten und all dieser medizinisch wichtige Faktor, den Kira eben in
der Geschichte erforscht.
Was für uns
heutzutage als selbstverständlich angesehen wird, ist für die noch lebenden
Menschen auf der abgelegenen Insel Long Island befremdlich. Das World Wide Web,
Uhren, Steckdosen, Handys/Telefon etc. wurde aus der Sicht eines Mädchens
beschrieben, die diese Dinge nur aus vielen Erzählungen kennt und sich selbst
nicht vorstellen kann, wie das „früher“ überhaupt funktionierte. Hier
verdeutlichte der Autor in einer schon beinahe erschreckenden Sicht, wie
schnell die Technik aussterben kann und wie der Überlebensinstinkt der Menschen
es schafft, anderweitige Lösungen für die fehlenden Ressourcen zu finden.
(Beispiel: Kein Benzin, also werden Kutschen und Pferde als Fahrzeug
verwendet.)
Mag das jetzt auch
als etwas Selbstverständliches klingen: Die seltenen Wortwiederholungen, die
Vermeidung vieler Adjektiven und die flüssige Erzählweise der Geschichte waren sehr
lobenswert. Es war zudem auch keine große Liebesgeschichte vorhanden, trotz
mehrerer Paare, was auch eine unnötige Ablenkung zum eigentlichen Handlungsbogen
gewesen wäre.
Das Ziel der
Protagonistin war neuwertig und nachvollziehbar. Es zeigte die verzweifelnden
Umstände und schenkte mir mit diesen 9 Monaten - wegen der Schwangerschaft
ihrer Freundin - ein Zeitfenster, welches sich durch das ganze Buch zog. Man
wusste sie ist im x-ten Monat und sie haben noch so viel Zeit. Perfekte Lösung
für eine Zeitangabe, ohne zu erwähnen, was für ein Tag nun ist.
Natürlich gibt es
auch Dinge, seltsam waren. Da wäre unter anderem die Situation mit Kira und
ihrem Freund im Krankenhaus, bei dem sie ihn um eine Blutprobe bat, die sie
untersuchen konnte. Zwecks der Erforschung des RM Virus. Wieso sie allerdings
nicht selbst ihr Blut untersucht hat, war schleierhaft. Es ergibt natürlich
Sinn, wieso der Autor das nicht wollte (SPOILER) aber das Kira nicht so
handelte, ist unlogisch. Nun ja, ansonsten waren Dinge vorhersehbar, aber nicht
wirklich störend für den Weitergang der Geschichte. Und zu guter Letzt war der
Cliffhanger am Ende doch leicht übertrieben dargestellt, und hätte durch
besseres Vorbereiten glaubhafter gewirkt. Nun ja, es kann ja nicht immer alles
zu 100% in einem Buch stimmen, denn je perfekter es wirkt, desto misstrauischer
wird der Leser.
Fazit
Da ich selbst das
Vergnügen hatte, den Autor bei seiner Vorlesung auf der Leipziger Buchmesse
2013 kennenzulernen, war ich während des Lesens natürlich noch fokussierter auf
die Geschichte und durchlebte sie somit in all ihren Details. Sie überzeugte,
überraschte und ging schnell vorbei. Für bisher unerfahrene, die sich noch nie mit dem Genre Dystopie
beschäftigt haben, ist dieses Buch wirklich ein angenehmer Einstieg, der ohne
große Gefahren fortgeführt werden kann. Aber auch für Kenner ist es ein pures
Abenteuer in mal etwas anderes als das übliche Weltuntergangsklischeehafte
hineinzulesen. Wenn der Autor selbst noch viel Mühe, Zeit und Arbeit
hineinsteckt, wird der Leser genau das bekommen, für was er für sein Geld
ausgegeben hat:
Ein richtiges
Buch, das hält, was es verspricht.
Klappentext
Die letzten Menschen haben sich nach einer verheerenden Katastrophe nach Long Island, vor die Tore Manhattans, zurückgezogen. Die Partials, übermächtige Krieger, die einst von den Menschen erschaffen wurden und sich dann gegen sie wendeten, bedrohen die Überlebenden. Und eine unheilbare Seuche fordert ihre Opfer. Die sechzehnjährige Kira setzt alles daran, einen Weg zu finden, die Krankheit zu heilen. Doch dieser Weg führt sie nach Manhattan, mitten in das Gebiet der unheimlichen Partials. Und was sie dort entdeckt, wird nicht nur ihr eigenes, sondern das Schicksal aller Geschöpfe auf unserem Planeten verändern …(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)
Hallo Tilly,
AntwortenLöschenich habe die Trilogie tatsächlich ganz gerne gelesen und fand vor allem die vermittelte Endzeitatmosphäre sehr eindrucksvoll. Wie du sagst, die Idee ist ziemlich cool und durchdacht!
Mir sind tatsächlich andere Schwächen aufgefallen als dir (jetzt wo du die Blutprobe ansprichst ... :D), aber im Großen und Ganzen haben sie mich nicht gestört. ^^
Liebe Grüße
Dana
(Meine Rezi)