Donnerstag, 21. Februar 2019

"Partials 1 - Aufbruch", Dan Wells




[Old but gold]

Inhalt/Meinung


Vor ein paar Jahren erschufen die Menschen Soldaten – sogenannte Partials – damit diese für sie gegen China in den Krieg zogen. Als der Krieg gewonnen war, wussten die Schöpfer nicht mehr wohin mit ihnen, also wurden sie in Slums gesteckt, mussten unmenschliche Arbeit verrichten und bekamen nichts als Misstrauen dafür. Die Partials ließen sich das auf Dauer nicht gefallen. Sie stellten sich mit einem erneuten Krieg gegen ihre Schöpfer und gewannen abermals. Viele Menschen starben und die Partials wurden seitdem nicht mehr gesichtet. Die restlichen Überlebenden verschanzten sich auf Long Island –  unwissend, was in der restlichen Welt vor sich geht. Aus noch unerforschten Gründen wurde bei der Erschaffung der Partials gleichzeitig ein RM Virus auf die Menschen übertragen, der dafür sorgt, dass Neugeborene nicht länger als ein paar Stunden überleben. Dadurch droht die Menschheit nach und nach auszusterben, und hier kommt der Mittelpunkt der ganzen Geschichte: Die Heilung dieses RM Virus und somit die Rettung der übrig gebliebenen Menschheit. Kira Walker, die Hauptprotagonistin, arbeitet im Alter von 16 Jahren auf der einzigen Entbindungsstation. Die Kälte mit derer die toten Babys und verzweifelten Mütter behandelt werden, stößt Kira ab und sie fragt sich, ob das alles ist was man machen kann: Nur den Tod der Babys dokumentieren und auf das Nächste warten.

Das Zukunftsgesetzt, vom Senat beschlossen, sorgt dafür, dass alle Frauen ab 18 Jahren schwanger werden müssen. Damit der Fortbestand der Menschheit gesichert ist, wird es auf 16 gesenkt. Jede Frau, die nicht innerhalb von zwei Monaten schwanger wird, wird bestraft.

Kira möchte eine Therapie finden und begibt sich dafür mit ihren Freunden auf das Festland, welches von den Partials bevölkert wird.

Wie durch ein Wunder bekommen sie einen Partial in die Hände und der Senat beschließt, dass Kira an ihm forschen kann.

Eine lange und aufschlussreiche Reise liegt vor ihr, an deren Ende Kira nicht mehr weiß, wem sie noch trauen kann und wem nicht.



Dan Wells überraschte mich auch hier wieder mit einem völlig neuen Weg, den er mit diesem Genre und der Protagonistin einschlägt. Die ist nämlich, im Gegensatz zu seinen vorherigen Romanen, eine weibliche Person.  Hinzu kommt das Gerne Dystopie, dass er ebenfalls zum ersten Mal riskiert. Wer seine vorherigen Werke kennt, weiß, dass Dan Wells es gerne wagt, neue Dinge zu probieren, und wie auch in seinen anderen Werken, schaffte er es mit Partials bemerkenswert gut, dass alles so rüberzubringen, als bewege er sich Jahrelang in diesem Genre.



Kommen wir erst einmal zu der Idee an sich:

Partials, sogenannte Krieger, die in der Vergangenheit gebaut wurden (wohl bemerkt von Menschen) um gegen einen großen Krieg für die Menschheit zu kämpfen.  Ein Virus, dass vor genau 11 Jahren von den Partials erzeugt wurde und seitdem her dafür sorgte, dass jedes Neugeborene nach nur wenigen Stunden stirbt.  Jede Menge Chaos, dass dem Ausmaß der immer stärker aussterbenden Menschheit verdeutlicht. Um das zu verhindern, wurde von dem Regierenden Senat ein Zukunftsgesetzt erlassen, dass alle Frauen ab 16 Jahren dazu zwingt, als Brutmaschine zu fungieren. Man liest also deutlich heraus, dass sich das Hauptziel dieser ganzen Geschichte um das verhindern der sterbenden Babys dreht und dazu muss der RM Virus genauestens in dem Krankenhaus von den Forschern beobachtet und dokumentiert werden. Und da kommt die Hauptprotagonistin Kira Walker hinzu, denn diese ist in der Entbindungsstation im Krankenhaus als Krankenschwester tätig, und sieht seit Wochen mit an, wie ein Baby nach dem anderen stirbt. Die Idee an sich also ist doch recht frisch und überzeugt gleich in den ersten Seiten, wo wir an Kiras Seite im Krankenhaus sind und ihren Alltag mit den sterbenden Babys mitverfolgen können.

Dan Wells größte Stärke ist unter anderem seine sehr gute Recherche. So hat er sich Gedanken gemacht, wie die Menschen ohne Strom auskommen müssen, wie im Krankenhaus Forscher arbeiten und all dieser medizinisch wichtige Faktor, den Kira eben in der Geschichte erforscht.

Was für uns heutzutage als selbstverständlich angesehen wird, ist für die noch lebenden Menschen auf der abgelegenen Insel Long Island befremdlich. Das World Wide Web, Uhren, Steckdosen, Handys/Telefon etc. wurde aus der Sicht eines Mädchens beschrieben, die diese Dinge nur aus vielen Erzählungen kennt und sich selbst nicht vorstellen kann, wie das „früher“ überhaupt funktionierte. Hier verdeutlichte der Autor in einer schon beinahe erschreckenden Sicht, wie schnell die Technik aussterben kann und wie der Überlebensinstinkt der Menschen es schafft, anderweitige Lösungen für die fehlenden Ressourcen zu finden. (Beispiel: Kein Benzin, also werden Kutschen und Pferde als Fahrzeug verwendet.)

Mag das jetzt auch als etwas Selbstverständliches klingen: Die seltenen Wortwiederholungen, die Vermeidung vieler Adjektiven und die flüssige Erzählweise der Geschichte waren sehr lobenswert. Es war zudem auch keine große Liebesgeschichte vorhanden, trotz mehrerer Paare, was auch eine unnötige Ablenkung zum eigentlichen Handlungsbogen gewesen wäre.



Das Ziel der Protagonistin war neuwertig und nachvollziehbar. Es zeigte die verzweifelnden Umstände und schenkte mir mit diesen 9 Monaten - wegen der Schwangerschaft ihrer Freundin - ein Zeitfenster, welches sich durch das ganze Buch zog. Man wusste sie ist im x-ten Monat und sie haben noch so viel Zeit. Perfekte Lösung für eine Zeitangabe, ohne zu erwähnen, was für ein Tag nun ist.

Natürlich gibt es auch Dinge, seltsam waren. Da wäre unter anderem die Situation mit Kira und ihrem Freund im Krankenhaus, bei dem sie ihn um eine Blutprobe bat, die sie untersuchen konnte. Zwecks der Erforschung des RM Virus. Wieso sie allerdings nicht selbst ihr Blut untersucht hat, war schleierhaft. Es ergibt natürlich Sinn, wieso der Autor das nicht wollte (SPOILER) aber das Kira nicht so handelte, ist unlogisch. Nun ja, ansonsten waren Dinge vorhersehbar, aber nicht wirklich störend für den Weitergang der Geschichte. Und zu guter Letzt war der Cliffhanger am Ende doch leicht übertrieben dargestellt, und hätte durch besseres Vorbereiten glaubhafter gewirkt. Nun ja, es kann ja nicht immer alles zu 100% in einem Buch stimmen, denn je perfekter es wirkt, desto misstrauischer wird der Leser.



Fazit


Da ich selbst das Vergnügen hatte, den Autor bei seiner Vorlesung auf der Leipziger Buchmesse 2013 kennenzulernen, war ich während des Lesens natürlich noch fokussierter auf die Geschichte und durchlebte sie somit in all ihren Details. Sie überzeugte, überraschte und ging schnell vorbei. Für bisher unerfahrene, die sich noch nie mit dem Genre Dystopie beschäftigt haben, ist dieses Buch wirklich ein angenehmer Einstieg, der ohne große Gefahren fortgeführt werden kann. Aber auch für Kenner ist es ein pures Abenteuer in mal etwas anderes als das übliche Weltuntergangsklischeehafte hineinzulesen. Wenn der Autor selbst noch viel Mühe, Zeit und Arbeit hineinsteckt, wird der Leser genau das bekommen, für was er für sein Geld ausgegeben hat:
Ein richtiges Buch, das hält, was es verspricht.



Klappentext

Die letzten Menschen haben sich nach einer verheerenden Katastrophe nach Long Island, vor die Tore Manhattans, zurückgezogen. Die Partials, übermächtige Krieger, die einst von den Menschen erschaffen wurden und sich dann gegen sie wendeten, bedrohen die Überlebenden. Und eine unheilbare Seuche fordert ihre Opfer. Die sechzehnjährige Kira setzt alles daran, einen Weg zu finden, die Krankheit zu heilen. Doch dieser Weg führt sie nach Manhattan, mitten in das Gebiet der unheimlichen Partials. Und was sie dort entdeckt, wird nicht nur ihr eigenes, sondern das Schicksal aller Geschöpfe auf unserem Planeten verändern …












(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

1 Kommentar:

  1. Hallo Tilly,

    ich habe die Trilogie tatsächlich ganz gerne gelesen und fand vor allem die vermittelte Endzeitatmosphäre sehr eindrucksvoll. Wie du sagst, die Idee ist ziemlich cool und durchdacht!
    Mir sind tatsächlich andere Schwächen aufgefallen als dir (jetzt wo du die Blutprobe ansprichst ... :D), aber im Großen und Ganzen haben sie mich nicht gestört. ^^

    Liebe Grüße
    Dana
    (Meine Rezi)

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