Inhalt/Meinung
Irland. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
… Moment, das war was anderes.
Aber … nachdem ich „Das Glück ist nur einen
Flügelschlag entfernt“ gelesen habe, bin ich mir sicher, dass es auch in Irland
tausendundzwei Möglichkeiten gibt! Und Pubs.
Ich greife vor. Fangen wir doch am Anfang
unserer Reise an.
„Mit der
linken Hand tastete er in der Brusttasche seiner Funktionsjacke nach der
rechteckigen Form der Schlüsselkarte für die Kabine. Gleichzeitig steckte er
die rechte Hand in die Innentasche, bis seine Fingerspitzen das glatte Leder
der Brieftasche streiften. Der letzte prüfende Griff galt der rechten
Seitentasche, in der sich der Autoschlüssel befand. Alles an seinem Platz.“
©Stefanie
Lahme, Forever Ullstein, 2017
Unser Protagonist Lukas liebt die Ordnung!
Alles hat seinen angestammten Platz und das wird auch gerne halbstündlich
geprüft. Alle paar Minuten ein Blick auf die Uhr gehört genauso zum Tagesablauf
wie das Überprüfen des Reiseplans, der natürlich geordnet, geheftet und
sortiert in einer Mappe steckt. Die einen festen Platz im Rucksack hat. Der auf
eine bestimmte Art gepackt ist… So ist
Lukas und so lernen wir ihn auch kennen. Dezent neurotisch, mit seinen Macken
und Zwangshandlungen. Aber das heißt nicht, dass er nicht liebenswert ist. Er
ist geradlinig und plant einfach gerne. Lukas will wissen, wo seine nächsten
Schritte ihn hinführen und wie das Ziel aussieht.
Lukas war, trotz seiner Macken, eine Figur, mit
der ich mich sofort angefreundet hatte. Ich mochte ihn und seine latent
schrullige Art. Oftmals hat er mich, wahrscheinlich unbeabsichtigt, genau
deswegen zum Lachen gebracht.
Und natürlich hat er seinen Irlandurlaub minutiös durchgeplant!
Und natürlich hat er seinen Irlandurlaub minutiös durchgeplant!
„Sie trug
ein knallig buntes Shirt mit langen Ärmeln und ein noch farbenfroheres Gewand,
von dem nicht zu erkennen war, ob es sich um eine weite Hose oder einen Rock
handelte. Ihr Gesicht war blass und schmal, ein silberner Ring zierte den
rechten Nasenflügel und die Haare fielen ihr in dicken Filzsträhnen auf die
Schultern. Nur der Ansatz sah glatt und nach normalem Haar aus. Sie grinste
breit und reckte beide Daumen in die Luft.“
©Stefanie
Lahme, Forever Ullstein, 2017
Und da wären wir auch schon bei Protagonist
Nummer zwei. Josefine, genannt Jo. Durchgeknallt, Verrückt, Abenteuerlustig und
für jeden Spaß zu haben. Sie ist offen für Neues, findet schnell neue Freunde,
weil sie gerne mit Menschen redet und auch immer ein Thema findet und macht
sich keine Sorgen über das Morgen. Alles kommt, wie es kommen soll. Sie hat
keine Angst, ungeplant in einen Ort zu gehen, denn sie findet schon eine
Schlafunterkunft. Außerdem ist sie sich sicher, dass ein geplanter Urlaub
keinen Spaß machen kann! Nur, wenn man sich auf dieses Abenteuer einlässt,
erlebt man wirklich Etwas und hat Spaß.
Auch Jo war mir sofort sympathisch, vor allem
weil sie auf Lukas zugeht und ihn nicht als Spinner abgetan hat. Durch ihre
offene Art, hat sie mich gleich für dich gewinnen können.
Seien wir mal ehrlich, Lukas und Jo können
nicht unterschiedlicher sein. Das ist schon so krass, dass ich mir fast sicher
bin, noch nie Figuren getroffen zu haben, die so wenig gemeinsam haben. Ich war
mir von Anfang an sicher, dass das mit den beiden nix werden kann. Ja,
Gegensätze ziehen sich an, aber null Gemeinsamkeiten sind echt hart. Außerdem
streiten sich die beiden permanent. Lukas drückt mit jeder Haltung, Mimik oder Heben
des Koffers seinen Unmut über die Situation aus. Ja, sie haben den Aufenthalt
in einem Ferienhaus gewonnen. Ja, das ist toll! Nein, sie wollen nicht teilen.
Er hat die meisten Fragen beantwortet, er will das Haus. Punkt.
Aber Jo findet das nicht so toll und schlägt
vor, den Weg tageweise aufzuteilen. Jeder hat einen Urlaubstag, den er
gestalten kann, und wer am Ende die meisten Punkte hat, bekommt denn Gewinn.
Planung versus Chaos! Eine grandiose Ausgangssituation mit so viel
Konfliktpotenzial, das mir ganz schwindelig wurde.
Und dieses Potenzial nutzt die Autorin auch
perfekt aus! Lukas und Jo geraten öfter aneinander als ihnen lieb ist, aber auf
ihre eigene, verquere Art und Weise finden beide Spaß an der ganzen Sache. Und
dann ist da ja auch noch Irland. (Wenn es nicht gerade im Nebel versinkt.)
„Schweigend
beobachteten sie, wie der Nebel sich wie ein Vorhang hob und die Sicht auf ein
langgestrecktes Tal mit Seen und Flüssen freigab, umgeben von Bergen.“
©Stefanie Lahme, Forever Ullstein, 2017
©Stefanie Lahme, Forever Ullstein, 2017
Als ich das Buch bekam, erhielt ich auch eine
Warnung: Pass auf! Nach dem Lesen willst du unbedingt nach Irland!
Ich lachte. Ja klar. Als ob! Mal ehrlich, klar,
man hat nach dem Lesen schon mal das Gefühl, den Ort im Buch gerne mal
aufsuchen zu wollen, aber unbedingt? Niemals!
Neugierig geworden, las ich die ersten Seiten
und … klappte das Buch zu. Am Abend. WEIL ich es DURCHGELESEN hatte. Am Stück.
Weglegen unmöglich! Ich war wie im Rausch.
Im Irland-Lukas-Jo-Rausch! Es war mir nicht
möglich, die Finger von der Geschichte zu lassen. Das lag nicht nur an den zwei
Verrückten, die auf ihre eigenen Art super sympathisch
waren, sondern auch und zu einem großen Teil, an den Beschreibungen von Irland.
Während des Lesens habe ich meine eigene kleine
Irlandrundreise gemacht und hab so viel erlebt, so viel gesehen, gerochen und
gefühlt. Es war alles so echt, die Bilder erschienen wie von allein in meinem
Kopf. Ich radelte mit Jo durch die Gegend, beobachtete mit Lukas
Papageientauchen und aß mit beiden Nudeln und Scones ohne Ende. Wir betranken
uns, lachten und lernten neue Menschen kennen.
„In der
dunkelblauen Wasseroberfläche spiegelten sich die Berge, die sich rings um den
See erhoben. Ein Seeadler zog seine Kreise über ihnen. Lukas sah sich mit
großen Augen um und auch Jo war verzaubert von der Magie Irlands.“
©Stefanie
Lahme, Forever Ullstein, 2017
Dabei war das noch gar nicht alles! Es waren
hier tatsächlich die kleinen Töne, die zwischen einer atemberaubenden Kulisse
erklangen und den Weg in mein Ohr fanden. Die Dinge, die zwischen den Zeilen
passierten. Lukas und Jo sind offensichtlich 10 Tage zusammen unterwegs. Nur
ein Urlaub. Ein paar Ausflüge, Sight Seeing eben. Aber das, was mit ihnen und
zwischen ihnen passiert ist so klein, süß und unaufhaltsam, dass ich es auch
kaum bemerkte. Erst als ich schon mittendrin war, lichtete sich der Nebel und gab
die Sicht auf Schubladendenken, Vorurteile und Geheimnisse preis. Die beiden
lernen in der kurzen Zeit sehr viel, auch voneinander, bis sie sich am Ende zu
den Menschen entwickelt haben, der sie hätten sein sollen. Der sie sein können.
Manchmal bedarf es einer kurzen,
eindrucksvollen Reise mit einem Fremden, um zu sich selbst zu finden. Erst dann
kann man sich jemand anderen voll öffnen.
Fazit/Bewertung
„Das Glück ist nur einen Flügelschlag entfernt“
war ein so wundervolles Buch, dass ich es glatt nochmal lesen könnte. Neben der
traumhaften Kulisse Irlands, stachen besonders die Beschreibungen hervor, aus
denen man herauslas, dass die Autorin mit Herzblut bei der Sache war. Sie zog
den Leser damit unweigerlich an einen Ort, von dem man nie wieder weg wollte.
Lukas und Jo sind zwei wahnsinnig
liebenswürdige Verrückte, mit denen ich sehr gerne noch viel mehr Zeit
verbracht hätte. So unterschiedlich sie auch sind, so viel können sie
voneinander lernen und durch ihre manchmal recht abstrusen Dialoge habe ich
echt lachen müssen.
Klappentext
Lukas hat seinen Irlandurlaub minutiös
durchgeplant, Josefine lässt sich lieber treiben. Als sie einen gemeinsamen
Aufenthalt in einem Ferienhaus gewinnen, steht für beide fest, dass sie sich
das Haus nicht teilen können. Auf einem Roadtrip quer durch Irland wollen sie
entscheiden, wer das Ferienhaus am Ende bekommt: Wer auch immer die meisten
perfekten Tage organisiert, gewinnt. Während ihrer Reise kommen sich die beiden
immer näher – doch noch kennt Lukas Josefines Geheimnis nicht.
(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und
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im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir.
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