Donnerstag, 16. Mai 2019

"Wenn Licht die Nacht durchdrinkt", Sandra A. Huber





[Old but gold]

Inhalt/Meinung


Ich verzichte an dieser Stelle auf eine gesonderte Inhaltsangabe, da der Klappentext genug verrät. Schon lange fiebere ich dem Finale von Gwen und Nick entgegen. Der erste Band endet mit einem ziemlichen Cliffhanger und Sandra Andrea Huber hat uns Leser da ganz schön spannungsgeladen zurück gelassen. Nun ist die Frage, ob ich lieber in die Dunkelheit gehe oder im Licht bleibe. Finden wir heraus, ob die Autorin mich retten konnte …

Die Geschichte beginnt genau an der Stelle, an welcher der erste Band endet. Viele andere Autoren, die Fortsetzungen schreiben, brauchen erst einmal gefühlte fünf Kapitel um die vorangegangene Geschichte zu rekapitulieren. Sandra Andrea Huber lässt uns das Geschehen kurz durch die Augen von Nick sehen und schon ist der Leser wieder mitten in der Geschichte drin. Das Lesevergnügen wird von keine langen Vorreden oder überflüssige Rückblenden gestört.



Ich persönlich fand das richtig angenehm, denn auch wenn der erste Band ein bisschen zurück liegt, konnte ich mich dadurch besser wieder einfinden. Auch Gwen denkt hier und da an das, was passiert ist und mir reichte das als Eckpfeiler für die Handlung eigentlich aus. Dadurch, dass die Autorin sich eben nicht mit langen Vorreden aufhält, hat die Geschichte um Gwen und Nick von Anfang einen sehr hohen Spannungsbogen und ich als Leser hatte kaum Zeit, zwischendurch mal Luft zu schnappen. Diese Spannung zu halten ist nicht leicht, aber auch hier hat Sandra Andrea Huber ihr Können unter Beweis gestellt.

Zwischenzeitlich gibt es ein paar "ruhige" Szenen, in denen zwar nicht gekämpft wird, die dafür aber emotional sehr aufgeladen sind. Der Spagat zwischen Spannung und Gefühl ist hier wunderbar gelungen. Kontinuierlich wird die Handlung vorangetrieben, ohne dass es überfüllt oder anstrengend wirkt. Wie schon im ersten Band wird die Welt der Sensaten in unsere mit eingebunden, es wirkt einfach normal, so als ob es diese Welt eben schon immer gibt. Natürlichkeit, Glaubhaftigkeit und spannende Gefühle werden in dieser Geschichte ganz groß geschrieben!

"Wenn Licht die Nacht durchdringt" handelt auf den ersten Blick von der Liebe. Gwen und Nick lieben sich, schon immer. Allerdings liegen ihnen so viele Steine im Weg, dass sie die kaum entfernen können.

Nicks Entwicklung ist interessant, denn das Erlebnis am Ende von Band eins hat ihn verändert. Allerdings akzeptiert er diese Veränderung von sich selbst nicht, er kann nicht aus sich hinaus. Das Wesen eines Menschen ist nun mal wie es ist und genauso denkt Nick auch. Nick ist reifer geworden, nachdenklicher, vielleicht nicht mehr ganz so hitzig. Auch wenn ich mir vielleicht zu Anfang etwas mehr von dem dunklen Nick gewünscht hätte, um seine Veränderung besser zu untermalen, hat die Autorin doch einen Charakter erschaffen, der mehr ist, als er auf den ersten Blick zu sein vorgibt.

Gwen hingegen hat es in meinen Augen viel schwerer.

Es geht bei ihr um Akzeptanz. So viele Dinge ereignen sich um sie herum, dass sie gar nicht weiß, was es zuerst zu verarbeiten gilt. Gwen hat sich ebenfalls weiterentwickelt. Geprägt von Misstrauen, kann sie sich ihren Gefühlen nicht mehr sicher sein und muss sich dennoch voll und ganz auf diese verlassen.



Bei Gwen hätte ich mir etwas mehr Abstand zu Nick gewünscht, etwas mehr Gegensprache. Zwar will sie ihre eigenen Entscheidungen treffen, aber kann sich dennoch schwer gegen Nick durchsetzen. Ich hätte mich gefreut wenn Gwen ihre Gefühle einfach mal rauslässt und laut wird. Mit den Füßen aufstampft und schreit. Einfach mal Dampf ablassen. Sie war äußerlich immer sehr ruhig und besonnen, während ich Nick am liebsten eine Backpfeife verpasst hätte. ^^



Diese beiden sind von einem ganz anderen Kaliber. Sie zoffen, streiten und schreien rum. Gefühlsmäßig sind sie viel offener und zeigen ganz klar, ob ihnen etwas nicht passt.

Jo ist eine wirklich interessante Figur und ich muss zugeben, zeitweise fand ich ihn interessanter als Nick.

Vielleicht gibt es zu ihm ja ein kleines Spin-Off? ^^

Er spielt innerhalb der Geschichte eine größere Rolle als es zu Anfang scheint und gerade für Nick wird er zu einer außergewöhnlichen Geduldsprobe. Er könnte überflüssig wirken, wenn da nicht diese Tiefe innerhalb seines Charakters wäre, die wirklich erstaunlich ist, da er eigentlich nur eine "Nebenfigur" ist.



Marah war für mich etwas flach. Sie spielt ebenfalls eine große Rolle, allerdings sagt sie immer wieder, was sie alles kann. Sie soll eine Stütze sein, aber irgendwie geht fast alles was sie macht schief oder übersteigt ihre Kompetenzen. Marah ist zwar eine sympathische, starke Figur aber ich finde, so wirklich von Nutzen war sie eher selten. Nicht falsch verstehen, ich mochte sie, aber in Bezug auf Marah hatte ich mir mehr erhofft oder hatte ich mehr erwartet. Ich deute hier noch mal ganz unauffällig auf das Wörtchen "Spin-Off" … ^^

Der Gegenpart ist kein Gegenpart im eigentlichen Sinne, denn Merkas ist nicht der Einzige, der Gwen und Nicks Tod will. Hier hat die Autorin wirklich viel geleistet, denn Merkas war mir von Anfang wieder unsympathisch. Auch wenn hier und da ein paar kleine, schwache Momente durchscheinen ist er schlicht und einfach gemein, fies und ein Arsch. Genauso wie ein Antagonist sein soll. Allerdings ist auch hier mehr im Spiel als es zu Anfang scheint und Merkas spielt ebenfalls eine größere Rolle.

Die Welt der Sensaten hat diesmal mehr Spielraum, auch wenn ich mir ein paar kleine Einblicke in den Alltag eines "normalen" Sensaten gewünscht hätte. Sie sind, wie sie sind und im Grunde sind sie einigen Menschen gar nicht unähnlich, jedenfalls wenn man sich auf das Befriedigen von Bedürfnissen bezieht. Es sind die Abgründe in uns Menschen, die uns zum Sensaten werden lassen und genau diese Tatsache hat die Autorin wirklich gut in das Wesen dieser Sensaten eingewoben.

Das Ende ist fantastisch. Ich hatte ja mit so einigem gerechnet: Kitsch, Rumgeschmachte und Liebesbeteuerungen bis zum Umfallen. Aber hier hat mich die Autorin wirklich kalt erwischt und ich bin von dem Ende der Geschichte um Gwen und Nick wirklich begeistert. Wenn es so etwas wie ein perfektes Ende gibt, dann hat Sandra Andrea Huber eines ihrer Geschichte verpasst.



"Wenn Licht die Nacht durchdringt" ist mehr als nur eine Liebesgeschichte. Sie geht viel tiefer, regt zum Nachdenken an und zeigt, dass man nicht immer mit Schwertern kämpfen muss um einen Krieg zu führen. Es sind die inneren Gefühle, die wichtig sind, auf die es zum Schluss ankommt und durch die man auch als Verlierer ein Gewinner sein kann. Akzeptanz, Nachsicht, Vertrauen, Verzeihen und letztendlich auch die Liebe, das ist es, um was es hier geht. Tiefgründig und Emotional sind die Worte die ich nutzen würde, um dieses Buch zu beschreiben.

Ja, es geht dann doch nicht gänzlich ohne. Es gibt genau eine Sache, die ich zu kritisieren habe. Innerhalb der Geschichte wechseln immer mal die Sichtweisen, mal sehen wir durch Gwens Augen, mal durch Nicks, mal durch diese und jene. Das ist auch nicht schlimm, lockert es doch die ganze Atmosphäre etwas auf.

Es ist eher, dass der Name der Figur innerhalb ihres eigenen Kapitels kaum bis fast gar nicht benutzt wird. Bei Nick, Jo und Merkas heißt es grundsätzlich nur "Er", ob er spricht, handelt oder denkt. Bei Gwen und Marah ist es "Sie". Sie denkt, sie spricht, sie macht und tut. Innerhalb dieser Kapitel hätte man durchaus einige "Er" und "Sie" durch den Namen ersetzen können, denn auf Dauer war es hin und wieder etwas verwirrend.





Fazit


Mit "Wenn Licht die Nacht durchdringt" hat Sandra Andrea Huber einen fantastischen zweiten und finalen Teil für Gwen und Nick erschaffen, der mehr Tiefe besitzt, als es auf den ersten Blick aussieht. Wer eine Liebesgeschichte sucht, die zeitgleich zum Nachdenken anregt, ist hier genau richtig. Im Dunkeln zu stehen heißt nicht, dass man Böse ist, denn auch die Dunkelheit kann Licht enthalten. Es braucht nur eine Person, die es sieht.



Klappentext


Das Finale nach »Wenn Blau im Schwarz ertrinkt«



Gwens Leben hat binnen kürzester Zeit rasante Wendungen genommen, die nicht nur Spuren in ihrem Herzen, sondern auch an ihrem Körper hinterlassen haben. Als sie nach dem Kampf im Marofláge in einem Krankenhaus zu Bewusstsein kommt, abermals auf Nikolaj trifft und obendrein von zwei Fremden nach Italien gebracht wird, muss sie mit einer Vielzahl von Gefühlen kämpfen. Dabei wirft die Bitte, die Hekate an sie gerichtet hat, nach wie vor ihre Kreise und scheint dringlicher denn je. Nicht zuletzt, weil Gwens Leben in Gefahr ist. Doch es ist nicht nur Luzifer, der ihr nach dem Leben trachtet – auch Merkas möchte sie und Nikolaj tot sehen. Gemeinsam beginnen Teufel und Sensat eine Verfolgungsjagd, während Gwen und ihre Begleiter riskante Pläne schmieden …
 

















(Das Copyright von zitierten Texten, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden. Das Copyright der Rezensionen liegt bei mir. Zitate an anderen Stellen nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.)

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