(Mal wieder ne Alte.^^)
Inhalt / Meinung
Ich verzichte an dieser Stelle auf eine gesonderte
Inhaltsangabe, da in meinen Augen der Klappentext schon genug verrät, werde
aber wahrscheinlich hier und da innerhalb der Rezension noch auf den Inhalt
zurückgreifen, ohne zu Spoilern versteht sich.
„900 Meilen“ ist ein Zombieroman und ich liebe
Zombiegeschichten. Ob kurz oder lang, blutig oder anders interpretiert, ich
lese sie alle. Was heißt, dass ich schon einige Zombiegeschichten gelesen habe.
Gute und schlechte. Zu welchen zähle ich persönlich „900 Meilen“?
Das Erste, was ich sofort positiv erwähnen möchte, ist der
Anfang. In meinen Augen einer der besten Zombiegeschichtenanfänge die ich je
gelesen habe. Ohne große Vorrede landet man im Geschehen und hat genau wie der
Protagonist keine Ahnung, was eigentlich los ist. Als Leser kommt man kaum zum
Luft holen.
Der Autor setzt den Spannungsbogen direkt zu Anfang so hoch
an, sodass ich mit einem starken Abfall von eben diesem rechnete.
Aber nichts da.
Gekonnt mischt der Autor etwas ruhigere Szenen mit Spannung
und Aktion.
Es wird wirklich nie langweilig. Natürlich fällt es bei
einem so hohen Spannungsbogen schwer, diesen irgendwie noch höher schrauben zu
können. Dadurch, dass die Handlung ja doch immer noch etwas gesteigert werden
muss, sind einige Szenen recht blutig und stellenweise vielleicht auch eklig,
wodurch „900 Meilen“ sicherlich nichts für zartbesaitete Leser ist. Wer sich
aber im blutigen Zombiehorrorgenre zu Hause fühlt, kommt damit auf jeden Fall
zurecht. Es geht brutal zu und der Autor zeigt auch die menschlichen Abgründe
innerhalb einer Zombieapokalypse auf. Nichts wird verschönert und die
Protagonisten müssen wortwörtlich um ihr Leben kämpfen.
Der Hauptprotagonist ist John. John ist Banker, hockt in
einem langweiligen Meeting und kurze Zeit später kämpft er um sein Überleben.
Als Figur fand ich John stellenweise sehr unscheinbar und manchmal auch
langweilig. Er kann im Grunde gar nichts und wäre wahrscheinlich schon längst
tot, wenn das Glück nicht dauerhaft auf seiner Seite stehen würde. Wenn man
aber die Geschichte als ganze betrachtet, ist John genauso eine Person, die
höchstwahrscheinlich in einer Zombieapokalypse überleben würde.
Er ist clever und hat eine Motivation, für die er töten
würde. 900 Meilen trennen ihn von seiner Frau und für ihn ist vollkommen klar,
dass er diese Entfernung irgendwie überbrücken muss. John verändert sich
während der Geschichte und wird von einem Anzugträger recht schnell zu einem
Menschen, der sich zu verteidigen weiß. Sein Misstrauen wächst und er fängt an,
das Leben als solches anders zu sehen. Seine Entwicklung fand ich am
interessantesten und auch am größten.
Kyle ist Sicherheitsmann in dem Gebäude, in dem zu Beginn
der Apokalypse auch John festsitzt. Er war Soldat, hat Muskeln, kann schießen
und weißt überhaupt die besten Voraussetzungen auf, diese Krise zu überleben.
John und er schließen sich zusammen und meiner Meinung nach ist dass das Beste,
was John passieren konnte.
Ich habe schnell aufgehört zu zählen, wie oft Kyle ihm das
Leben rettet. Die Geschichte wäre schnell zu Ende gewesen, denn John hat ein
fragwürdiges Talent mit Zombies aneinander zu geraten und Kyle ist immer in
letzter Sekunde da um ihn zu retten. Ansonsten ist mit Kyle ein Rätsel und ich
muss zugeben, am Ende der Geschichte war ich in Bezug auf ihn sehr
unbefriedigt. Ich weiß rein gar nichts über ihn. Der Autor gibt nur ganz, ganz
wenige Hintergrundinformationen über ihn raus. Ich hatte das Gefühl, dass Kyle
einfach nur dafür wichtig war, das John überlebt.
Natürlich sind John und Kyle nicht die Einzigen, die
überlebt haben, obwohl das Gefühl an einigen Stellen in der Geschichte
aufkommen könnte. Es gibt eine ganze Menge Nebencharaktere, die so verschieden
sind, dass der Autor da wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Allerdings scheint
es mir, dass es eher die „bösen“ Menschen sind, auf die hier mehr eingegangen
wird und der Zusammenhalt innerhalb einer Krise kommt nur sehr schwer rüber.
Den Menschen steigt wohl das Zombiedasein zu Kopf denn schnell spaltet sich
auch die Spreu vom Weizen und es gibt die Oberklasse-Menschen und das Fußvolk.
Gegen Ende hat der Autor noch einmal richtig aufgetrumpft und zeigt uns Lesern
den Bodensatz der menschlichen Zivilisation. Ich denke, dass der Autor das am
besten kann. Die Gegensätze der menschlichen Entwicklung innerhalb einer
extremen Situationen aufzeigen und umsetzen. Ohne große Adjektive zeigt er
durch die Handlungen, wer sich für etwas Besseres hält und wer für andere
einsteht. Wenn manche Szenen gegen Ende auch etwas überspannt erscheinen, fand
ich sie doch glaubhaft und die Handlungen nachvollziehbar.
Es gibt wirklich wenig, über das ich „meckern“ könnte. Aber
eine Sache ist mir dann doch nicht ganz geheuer. Es gibt eine Szene, in der
wird einem Menschen sehr viel Schmerz zugefügt. Zwar wird er gerettet und die
Wunde verbunden, aber bis zum Ende hört oder sieht man als Leser davon gar
nichts mehr. Ich will nicht näher auf diese Szene eingehen, weil sie in meinen
Augen wichtig für die Figurenentwicklung ist, aber auch wenn der Mann
Schmerzmittel bekommen hat, der Schock groß ist oder er andere Dinge im Kopf
hat: Ein Verband muss mal gewechselt werden, auch wenn die Zombies
umherwandeln. Schmerzmittel halten nicht ewig und auch der Schock klingt
irgendwann ab.
Das Ende fand ich doof. Ehrlich. Aber … ich hab dann
erfahren, dass der Autor am Fortsetzungsband arbeitet. Das wusste ich zu Beginn
nämlich noch nicht und für mich hat diese Info einiges geändert. Kyle ist nun
nicht mehr nur ein flacher Zombietötungssoldat, sondern hat das Potenzial eine
wirklich interessante Figur zu werden, denn im ersten Band hat der Autor ihn
wirklich geheimnisvoll dargestellt.
Ich bin gespannt, was er im zweiten Band alles anstellt. Das
Ende ist auch nicht mehr doof, sondern ein so megamäßig fieser Cliffhanger,
dass ich dem Autor das Buch gerne an den Kopf werfen würde. Ist ein eBook, was
das Unterfangen schwer macht, aber vorstellen kann man es sich ja. Außerdem
besteht so die Chance, dass der Autor die vielen offenen Fäden aufgreift und zu
einem ordentlichen Gesamtbild zusammensetzt.
Fazit
„900 Meilen“ von S.
Jonathan Davis ist für Fans des Zombiegenres ein „must read“. Der extrem hohe
Spannungsbogen und die Aufzeichnung einer in sehr kurzer Zeit stark zerstörten
Welt überzeugten mich sofort. Wen jetzt recht blutige Szenen und bis ins Detail
beschriebene Zombies nicht abschrecken können, der ist bei dieser
Zombiegeschichte genau richtig.
* * *
Klappentext
Zehntausende begeisterte Leser!Der US-Zombie-Bestseller jetzt in deutscher Sprache!
John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse.
Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.
Schnell muss er feststellen, dass die Zombies das Geringste seiner Probleme sind. Hautnah erlebt er die Schrecken, die Menschen verbreiten, wenn es plötzlich keine Regeln mehr gibt; wenn abscheuliches Handeln keine Konsequenzen birgt und der Tod allgegenwärtig ist.
John verbündet sich mit Kyle, einem ehemaligen Armeepiloten. Gemeinsam fliehen sie aus New York. Auf ihrer Flucht treffen sie einen Mann, der behauptet, die Schlüssel zu einer Untergrundfestung namens Avalon zu besitzen …
Werden sich die beiden in Sicherheit bringen können? Werden Sie es zu Johns Frau schaffen, bevor es zu spät ist?
Machen Sie sich bereit, John und Kyle in diesem rasanten Endzeit-Thriller zu begleiten.
(Das Copyright von Text, Bildern und Illustrationen liegt bei den Verlagen, Autoren und/oder den Illustrationen, die im Impressum erwähnt werden.)
Erst einmal war ich geschockt, als ich deine REzension gelesen habe, aber nicht wegen dir, sondern wegen mir.
AntwortenLöschenIch glaube ich habe noch nie einen Zombieroman gelesen.
Das muss ich unbedingt noch nachholen. Vielleicht mit diesem Buch.
Aber jetzt zu deiner Rezension. Wie immer toll, ausführlich und doch auf den Punkt gebracht.
Liebe Grüße
Svenja von Bücherfieber