Montag, 17. Juli 2017

"Barfuß durch die Nacht", Katie Kling




Inhalt/Meinung
„Barfuß durch die Nacht“. Ein Buch, dass mich aufgrund seines Covers reizte, denn dass übte eine gewisse Anziehung auf mich aus. Kann ich gar nicht richtig erklären, war eher so ein Gefühl. Ich ließ mich drauf ein, ungewiss, wie die Konsequenzen sein würden und lief barfuß. Durch die Nacht, durch das Buch, durch eine Geschichte, die ich so nicht kommen sah.
Lief ich mir die Fußsohlen blutig?

Die Geschichte handelt von Rachel und ihrem Weg zu sich selbst. Sie ist über 20, wohnt aber noch bei ihren Eltern. Aufgrund genialer Manipulation seitens der Mutter und Bequemlichkeiten seitens Rachel ist diese Konstellation bis zu diesem einem Zeitpunkt ganz gut gelaufen. Die Mutter hatte jemanden zum bemuttern, Rachel brauchte sich um nichts kümmern. Damit fingen die Einschränkungen dann aber schon an, denn Bemuttern geht manchmal direkt in Bevormunden über und „Nichts-machen-müssen“ in Unselbstständigkeit.
Was aber nicht heißt, dass Rachel schwach war. Sie war eine starke, junge Frau, die immer ihre Meinung gesagt hat, aber auch starke Frauen brauchen manchmal einfach einen Schubs in die richtige Richtung.
Ich mochte Rachel, denn ich konnte ihre Unsicherheiten nachvollziehen. Sie quält sich mit den üblichen „Problemchen“, die einer Frau so durch den Kopf gehen, vor allem wenn man auf einen wirklich heißen Mann trifft. Sie weiß mit den ungesagten Dingen nicht immer umzugehen, die zwischen Mann und Frau stehen, wenn man eben nicht immer das sagt, was man denkt.
All das, was sie erlebt, war für mich so erschreckend normal, weil ich das so ähnlich auch schon erlebt hab. Die typischen Dinge, die zwischen Mann und Frau eben so passieren.

Die Geschichte handelt von Connor und seinem Weg, der über viele Umwege führt. Manchmal endet so ein Weg in einer Sackgasse. An einer Mauer. Schmerzhaft, weil die Bremse nicht funktioniert hat und man in voller Fahrt auf das Hindernis prallt. Connors Leben gleicht so einer Fahrt bei höchstmöglicher Geschwindigkeit. Er ist kein Bad Boy, er lebt einfach nur das Leben, von dem er denkt, dass er es verdient hat. Dass er nichts anderes kann. Aber Connor kann mehr als er weiß und wahrscheinlich spielt auch eine Menge Bequemlichkeit in seinen Lebensstil rein. Denn um etwas verändern zu können, muss man vielleicht auch auf etwas verzichten. Und Verzicht kann jeden guten Vorsatz im Keim ersticken. Connor weiß, dass sein Leben irgendwann an einer Mauer endet wird. Er weiß all die schlimmen Dinge, die in seinem Leben passieren, geschehen können und erfolgt sind. Und dennoch kann er einfach nicht anders.
Auch wenn der Roman aus Rachels Sicht geschrieben ist, bekommt man durch Connors Verhalten gezeigt, was in ihm vorgeht. Ich verstand ihn, so wie ich auch Rachel verstand. Wer kennt ihn nicht, diesen einen Kerl, von dem man weiß, dass er nicht gut für einen ist, und dennoch kehrt man immer wieder zu ihm zurück? Das ist Connor. Er ist gut, er ist schlecht und er ist alles, was Rachel will. Leider, versteht Connor das nicht. Er sorgt langsam aber sicher dafür, dass die gute und liebe Rachel sich zu sehr an ihn anpasst und seinen Lebensstil annimmt.
Bis beide vor die Mauer fahren.
Und es schmerzhaft wird.

Die Geschichte handelt vom Leben, seinen Höhen und Tiefen. Von Liebe, die langsam wächst, obwohl sie immer da war. Von Hass, Freundschaft, falschen Entscheidungen. Von Vertrauen, Misstrauen, Entfremdung. Sie handelt von guten Gewissen, unechten Freunden, großen Gefühlen, die nie eine Chance hatten.
Diese Geschichte handelt vom Leben selbst und davon, wie es eben manchmal so läuft.
Die Autorin erzählt nichts Neues, aber auch nichts Altes. Erfrischend normal, erschreckend echt und so realistisch, als würde mir eine Freundin erzählen, dass sie all das erlebt hat, während wir uns zeitweise nicht gesehen haben.
Rachel und Conner sind kein Traumpaar. Er ist kaputt, sie auf der Suche. Sie ist wie harmloses Vanilleeis, während er die sündige Schokosoße auf dem bunten Eisbecher für zwei ist.

Die Geschichte der beiden zusammen gleicht einer Achterbahnfahrt. Auf jedes Hoch folgt ein Tief, und dennoch oder gerade deswegen raufen sie sich immer wieder zusammen. Sie können nicht ohne den anderen, aber irgendwie auch nicht zusammen. Mit Rachel und Connor prallen zwei Welten aufeinander, die nebeneinander existieren könnten, wenn Kompromisse eingegangen werden. Wenn verzichtet wird. Wenn offen geredet wird. Wenn, wenn, wenn …
… und manchmal überwiegen diese „Wenns“ einfach, sodass auch eine gemeinsame Existenz unmöglich erscheint.
Die Gefühle in der Geschichte, die Emotionen griffen von Anfang an nach mir. Es war mir fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, weil ich einfach wissen MUSSTE, wie es weitergeht. Ich schlug mir die Nacht um die Ohren und bereute rein gar nichts, denn Rachel und Connor waren so spannend, so echt und real, so emotional, dass ich mich geärgert hätte, wenn ich diese Zeit zum Lesen mit schlafen vergeudet hätte.

Das einzige, was mich etwas störte, war der Umstand, dass mir nicht ganz genau klar war, wo die Geschichte spielte. Manchmal hatte sie einen eindeutig deutschen Ausdruck, dann wieder war sie absolut amerikanisch. Diese Unklarheit zog sich bis zum Ende und hat mich immer wieder mal zum Nachdenken gebracht, was mich dann wiederrum etwas aus der Geschichte riss.

Fazit

Es sind die leisen, traurigen, schönen, lauten, kleinen, großen Töne, die diese Geschichte zu dem machen, was sie ist: Real. Echt. Emotional. Aufwühlend. Einfach nur verdammt genial! Große Romantik und übertriebene Liebesschwüre sucht man hier vergebens, denn das Leben ist kein Märchen und weder Rachel und Connor leben in einem. Jeder, der eine wirklich gute, realistische und vor allem harte Liebesgeschichte zu schätzen weiß, ist hier genau richtig. Hart? Ja, denn das Leben hat nicht nur schöne Seiten. Und Katie Kling zeigt sie uns allen! 
Mein Monatshighlight! Ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde! Klare Leseempfehlung meinerseits.



Klappentext

Er brachte mir Frühstück ans Bett und hinterließ mir kleine, liebevolle Notizen am Badezimmerspiegel. Wir gingen stundenlang am Fluss spazieren, lachten über Kleinigkeiten. Ich wusste Dinge über ihn, die keiner sonst erfuhr. Doch abends ging er in den Club und zog sich aus. Alkohol, Drogen und die anderen Frauen warteten auf ihn. Dadurch musste ich mir unangenehme Fragen stellen: Wie kann man jemandem helfen, der keine Hilfe möchte? Was war ich bereit, für eine neue Liebe zu geben, ohne mich selbst aufzugeben? Und würde ich die Grenze sehen, bevor ich sie überschritt?

Das zauberhafte Romandebüt von Katie Kling und zugleich der erste Teil der Affections-Reihe.







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