Montag, 7. Mai 2018

"Roveon", Tanja Rast




Inhalt/Meinung

Roveon. Verdammt. Was für eine Geschichte. Ich lese ja wirklich selten Fantasy und wenn, dann muss es mich wirklich sofort packen, denn sonst wird es zu einer reinen Quälerei, für beide Seiten. Und Roveon, bei allen Heiligen, war für mich eine Qual!

Eine Qual, weil ich einfach nicht schneller lesen konnte! Eine Qual, weil ich Angst hatte, dass die Geschichte zu schnell vorbei sein könnte! Eine Qual, weil ich mir ständig Sorgen um die Figuren gemacht habe. Verdammt, es war die reinste Qual, weil ich der Geschichte sofort verfallen bin! Tanja Rast hat mit Roveon ein Buch geschrieben, von dem ich behaupte, dass es bis zum jetzigen Zeitpunkt mein persönliches Jahreshighlight im Fantasygenre ist und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Leistung nur schwer zu toppen ist.

Aber bevor ich nun in endlose Schwärmereien verfalle, fange ich mal am Anfang an.
Die Geschichte handelt von Thalis (Tribun einer Stadt), Roveon (Feuermagier), Yealin (Küchenmagd) und Amares (Priesterin einer Heiligen), die alle so unterschiedlich sind, dass mir nicht klar war, wie diese vier Figuren jemals irgendwie zusammenfinden sollten. Es war nicht nur der Stand, der sie unterschied, sondern auch die Denkweisen, ihr Handeln und die geheimen Wünsche, die sie antrieben, aber auch von einander wegbrachten. Aber allen liegt mehr oder minder der erhalt der Stadt am Herzen, denn diese wird gerade von feindlichen Schiffsflotten überfallen. Dass dieser Überfall nur die Flammenspitze eines Feuers ist, erkennen die Figuren und auch der Leser erst nach und nach.

Thalis, als Tribun und Oberhaupt der Stadt, macht alles Menschenmögliche, um die Angreifer zurückzuhalten und die Menschen der Stadt zu retten. Aber er ist eben auch nur ein Mensch und gelangt irgendwann an seine Grenzen. Bei Thalis dachte ich erst, er ist der typische Machthaber und verlangt von allen einfach das zu tun, was er sagt. Besserwisser. Dass er von oben herab auf alle anderen blickt und sich als erster zurückzieht, wenn es aussichtslos wird. Aber ganz falsch gedacht. Thalis ist der erste, der an der Front steht und der letzte, der sie wieder verlässt. Bevor er sich um sich kümmert, sieht er nach seinen verwundeten Soldaten und hört sich auch Vorschläge zur besseren Taktik genau an. Er ist nicht von Adel und fühlt sich aus zum Kaiser, niemandem verpflichtet. Und das ist das Beste, was allen in der Geschichte passieren konnte. Thalis weiß genau, was er tut und steht loyal für seine Freunde ein. Ich mochte ihn, denn er trifft auch schwere Entscheidungen und spricht aus, was andere vielleicht nur denken.

Amares ist die Priesterin der Stadt und dient der Schutzheiligen. Um diese ranken sich einige Legenden, aber Amares hat Probleme mit ihrem Glauben, denn die Stadt ist eindeutig in Gefahr, von der Schutzheiligen, die sie retten soll, ist aber nichts zu sehen. Amares ist eine in sich ruhende Person, die immer wieder dafür sorgt, dass Streitereien nicht ausarten. Außerdem ist sie für einige Überraschungen gut. Sie ist schlau und kann anpacken, wenn es nötig ist. Sie trägt viel zur Geschichte bei, denn gerade für eine Küchenmagd, die kaum Ahnung hat, ist es wichtig, eine Mutterfigur zu haben oder einfach jemanden, mit dem man reden kann.

Wo wir bei Yaelin wären. Herrgott, was ist das für eine liebenswürdige Figur?! Yaelin ist eine Küchenmagd (mehr oder weniger liebevoll Küchenschabe genannt) und redet, wie ihr der Mund gewachsen ist. Sie sagt klipp und klar, was Sache ist und lässt sich auch von einem arroganten Feuermagier nicht rumkommandieren. Yaelin kann sich verteidigen, gerade weil sie oftmals unterschätz wird und ist deswegen eine sehr gefährliche junge Frau. Sie ist das Beste, was Roveon passieren konnte.

Roveon. Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Ein so arroganter, selbstverliebter junger Feuermagier, dass ich ihn anfangs null leiden konnte. Er ist von sich dermaßen überzeugt, dass er wahrscheinlich denkt, dass er die Stadt alleine retten könnte. Kann er natürlich nicht! Aber Roveon ist es gewohnt, dass er dieses Gefühl anderen vermitteln muss. Sie sollen Angst vor ihm haben, denn sonst würden sie ihn auslachen. Er ist nicht nur ein Feuermagier sondern auch noch blind. Seine Familie sieht in ihm nur einen Krüppel, eine Missgeburt, die es nicht wert ist, irgendwie unterstützt zu werden und nur seine Feuermagie sorgt dafür, dass sie ihn leben lassen. Das Gefühl, unzulänglich zu sein, trägt Roveon sein Leben lang in sich und es fällt ihm sehr schwer, zu akzeptieren, dass es vielleicht auch Menschen gibt, die ihn so mögen könnten, wir er wirklich ist.

Diese vier, sind Helden. Jeder auf seine eigene Art und Weise. Helden für die Stadt, Helden für das Kaiserreich und Helden für einander, weil sie die Personen so sehen, wie sie wirklich sind, egal wie gemein oder herablassend diese sie behandeln. Gerade Roveon legt die Messlatte in Herablassung und Arroganz sehr hoch und hat es bitter nötig, dass Yaelin ihn Maßregelt und ihm zeigt, dass nicht alle Menschen, sich alles gefallen lassen. Thalis zeigt Amares, dass es okay ist, sich auch mal auf andere verlassen zu können und die Frauen zeigen den Männern, dass man Entscheidungen auch gemeinsam treffen kann. Sie alle zeigen Roveon wie es ist, wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann. Die hinter einem stehen, egal was kommt und die treu an seiner Seite stehen. Der egal was der Feuermagier vor gibt zu sein, am Ende ist er ein unsicherer, junger Mann, der nie wahre Freundschaft oder gar Liebe erfahren hat.

Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, die sie zu sich selbst führt. Sie lernen viel über sich, während sie sich in Kämpfen dem Gegner stellen müssen. Und manchmal ist dieser Feind nicht real und exzitiert nur im Kopf. Die einzigen Grenzen, die es zu überschreiten gilt, sind die, die man sich selbst auferlegt hat.

Die Geschichte spielte in meinem Kopf wie ein Film. Die Szenen griffen ineinander, die Figuren trieben die Story voran und die Spannung war durchgängig hoch. Die Protagonisten taten selten das, was ich erwartete und eine unerwartete Wendung folgte der nächsten. Die Worte lasen sich leicht weglesen und es passiert dennoch so viel zwischen den Zeilen. Innerhalb der Geschichte ist alles so ausgeglichen und stimmig. Alles fügt sich ineinander, als würden die Figuren genau wissen, was sie zu tun haben, um die Leser in den spannungswahnsinn zu treiben. Die Geschichte ist einfach, aber total einprägsam. Berauschend, aber klar strukturiert. Vielschichtig, aber es gibt einen Weg, der sich erst nach und nach offenbart. Der einen immer und immer wieder zu überraschen weiß. Die Figuren sind stark, aber auch schwach, sie sind echt, authentisch in Anbetracht der Umstände.

Ich habe schon viel von Tanja Rast gelesen, aber bei „Roveon“ hatte ich das Gefühl, dass die Autorin nach Hause gekommen ist. Dass der Roman nur darauf gewartet hat, von ihr geschrieben zu werden. So leicht und fesselnd zu gleich. Der fließende Schreibstil trug dazu bei, dass ich mich noch mehr in die Schreibweise verliebt habe. „Roveon“ ist meiner Meinung nach das bisher beste Buch von Tanja Rast.

Fazit

„Roveon“ ist eine Fantasygeschichte, die sich wie ein Film liest. Fesselnd, lustig, spannend und gefühlvoll. Eine Story, die so viel vereint, dass mir während des Lesens ganz schwindelig wurde, weil alles so aufregend war. Ich hatte tatsächlich einen Leserausch, denn einmal angefangen, konnte ich nicht wieder aufhören.
Wer auf Fantasy mit fantastischen Figuren, einem wundervoll echtem Setting und authentischen Problemen steht, muss „Roveon“ lesen. Roveon ist keine einfache Geschichte, Roveon ist ein MUST READ für jeden Fantasyfan!


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Klappentext

Epische High Fantasy mit Helden, Schlachten, Magie und einer Romanze, die sich wie ein rotes Seidenband durch die Geschichte zieht und weder drohende Niederlagen noch selbst den Tod fürchtet.

Roveon, der blinde und aufbrausende Feuermagier des Kaisers, hat die Aufgabe, die Klippenstadt zu verteidigen. Doch als eine feindliche Übermacht die Mauern überwindet, bleibt auch ihm nur der Rückzug. Zusammen mit der Küchenmagd Yaelin flüchtet er in die unterirdischen Friedhöfe im Klippengestein. Die Sicherheit trügt, denn die Angreifer haben es offenbar auf Roveon selbst abgesehen. Und er ist mit dieser störrischen Magd geschlagen, die ihn zwar nach Kräften unterstützt, aber auch sichtlich Gefallen daran findet, ihn herumzukommandieren. Gleichzeitig scheint sie nicht abgeneigt, ihrerseits Roveon zu erobern …




https://www.tanja-rast.de/veroeffentlichungen/heroic-romances/roveon/
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